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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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ein paar Worte mit dem Mann sprechen … oder notfalls auch mit der Frau …«
    »Sie müssen wissen, was Sie tun. Aber um Himmels willen, verraten Sie mich nicht! Ich hätte Ihnen das Bild nie und nimmer verkaufen dürfen. Bringen Sie mich nicht in Schwierigkeiten.«
    »Natürlich nicht. Versprochen. Großes Indianer-Ehrenwort.« Einen Moment lang herrscht Stille. Der Alte scheint mit sich zu kämpfen. Schließlich überwindet er sich: »Die Frau ist eine ziemlich engagierte Tierschützerin.« Der Alte kramt in der Kladde herum und blättert umständlich vor und zurück. »Das ist mir wieder eingefallen, nachdem Sie das Bild gekauft hatten. Da dachte ich mir, da stimmt doch was nicht! Die Frau ist ja rothaarig, und Sie sind blond. Außerdem ist die Dame älter als Sie.«
    »Eine … Tierschützerin?«
    »Ja! Haben Sie schon mal von dem Gnadenhof auf dem Teufelberg gehört?«

    »Ich weiß ungefähr, wo das ist. Da sind viele Tiere, die von Touristen besichtigt werden?« Ich erinnere mich vage. Da fahren sogar Busse rauf, und bei Kaffee und Kuchen kann man Schweine, Pferde und Ziegen besichtigen.
    »Ja, und die Dame, die das im großen Stil betreibt, die heißt …« Er rückt seine Lesebrille zurecht und fährt mit seinen alten, verkrümmten Fingern über die Spalten in der Kladde. »… Elvira Berkenbusch.«
    Mein Herz klopft. »Und wann hat die das Bild in Auftrag gegeben?« Wo er gerade schon dabei ist, sein Gekritzel zu entziffern, möchte ich auch mehr erfahren.
    »Am 30. August 2002.«
    »Oh«, sage ich. »Das ist ja auch schon ein Weilchen her.«
    »Ja«, seufzt der Alte und hustet röchelnd. »Die Zeit vergeht.« Er wendet sich ab, um ausführlich weiterzuhusten.
    »Danke für die Auskunft«, rufe ich dazwischen.
    Bevor das Männchen sich zwischen seinen Hustenattacken zu einem Abschied durchringen kann, bin ich schon aus dem Laden gestürmt - allerdings nicht ohne meinen Sebastian.
    Den habe ich im Rennen wieder aus dem Fenster geklaut.

18
    Der Gnadenhof auf dem Teufelberg liegt wirklich wunderschön, hoch oben über dem Attersee. Während ich mit dem Auto die Serpentinen hinaufkurve, genieße ich den traumhaften Ausblick. Hier weiden Schafe zwischen zarten Birken, Bauernhäuser säumen vereinzelt den Wegesrand, ein alter Skilift liegt verlassen da, seine Schleppanker glänzen in der Morgensonne. Satte grüne Wiesen sind mit gelben Butterblumen übersät, in den Gärten der Häuser biegen sich Kastanien unter ihrer Blütenlast, die sich beeindruckend vom blauen Himmel abhebt. Auf der anderen Seite des dunklen Sees erheben sich schroffe Felsen, auf denen noch Schneereste in der Sonne funkeln, darunter verläuft ein Band sanfter grüner Hügel. Das Österreich, das man von Postkarten kennt. Ein Paradies. Hoffentlich wissen das die Schweine, Pferde und Ziegen der Frau Elvira Berkenbusch zu schätzen.
    Mein Herz klopft, als ich mich im zweiten Gang den steilen, immer schmaler werdenden Forstweg hinaufarbeite. Dabei fahren hier sogar Busse rauf, rufe ich mich selbst zur Ordnung. Da wird es auch eine Ostwestfälin, die im Großraum Paderborn ihren Führerschein gemacht hat, im geleasten Kleinwagen schaffen!
    Der kleine Birkenwald lichtet sich, und vor mir liegt der prächtige, holzverkleidete Hof mit seinen Stallungen. Der Schlagbaum ist oben, niemand ist zu sehen. Kein Stallknecht
kommt mir mit erhobener Faust entgegen, kein Förster zielt mit seinem Gewehr auf mich. Alles ist friedlich. Heute stehen auch keine Touristenbusse vor dem riesigen Gutshaus. Vielleicht ist Ruhetag oder so was?
    Ich parke ein Stück weit von den Gebäuden entfernt und schlendere an verschiedenen Gehegen vorbei, in denen allerlei Vierbeiner ihr Unwesen treiben. Die meisten Tiere stehen nur friedlich kauend da und glotzen mich an. Manche Viecher rennen meckernd, mähend oder grunzend herum, besonders die jüngeren Vertreter ihrer Gattung. Es riecht ziemlich deftig nach Mist. Plötzlich laufen mir ein paar große zottelige Hunde hechelnd entgegen, und ich zwinge mich, nicht vor Panik zu vergehen.
    »Hallo, ihr Lieben«, gurre ich, während sie unhöflich meinen Schritt beschnuppern. »Wo ist denn euer Frauchen anzutreffen?«
    Natürlich antworten die Hunde nicht, sondern lassen nach kurzer Zeit desinteressiert von mir ab. Stattdessen kommen mir ein paar graubraun gefiederte Gänse schnatternd entgegengewatschelt, sie scheinen mit mir zu schimpfen: »Wir sind hier ein Gnadenhof, und wer uns besichtigen will, muss eine Patenschaft für uns

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