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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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ihren bombastischen Brüsten. Dazu läuft ohrenbetäubend laute Popmusik.
    Und ich komme gerade aus dem Sommernachtstraum !
    »Werner Gern?«, frage ich beklommen.
    »Weiß ich doch nicht! Kannst du jetzt endlich aus dem Bild gehen?«
    Ich seufze etwas selbstmitleidiger, als ich eigentlich vorhatte. Vergeblich, es kommt keine Reaktion.
    Jetzt muss ich wohl Werner Gern anrufen. Und ihm sagen, dass es Sebastian Richter gar nicht gibt. Er ahnt es bestimmt längst. Er hat keine Lust mehr auf dieses Spiel. Nachdem mir heute sowieso schon alles misslungen ist und ich jetzt im Festspielhaus Hausverbot habe, kann ich mir den anderen Stachel auch noch ziehen. Herr Gern, werde ich sagen, es war alles Schwindel. Es gibt keinen Sebastian Richter, und der Mensch auf dem Foto ist ausgerechnet ein viel umschwärmter Chorleiter aus dem Salzburger Festspielhaus. Ich habe überhaupt keine Chance, an den ranzukommen. Ich habe es noch nicht mal geschafft, ihn unter vier Augen zu sprechen, und er wird nie, niemals damit einverstanden sein, mein plumpes Spiel mitzuspielen. Er wird nicht nur von seiner durchgeknallten Frau, sondern auch noch von vierzig Chorsängerinnen eifersüchtig bewacht. Außerdem wohnt er bei seiner Mutter.
    Keine Chance.
    Ich schleiche in mein Arbeitszimmer und suche das Telefon.
    Zu diesem Zweck hebe ich verschiedene Wolldecken, Kissen und Mädchenzeitschriften. Unter einem weißen Kopfpolster auf dem Teppich neben dem Sofa finde ich schließlich das Mobilteil.
    Zitternd wähle ich die Hamburger Nummer. Es tutet. Mein Herz schlägt mir unter der Zunge. Ich fühle mich elend, klein und mies. Aus der Küche dringt Gekicher und Gekreisch. Dabei habe ich das alles nur für sie gemacht, geht es mir durch den Kopf. Den ganzen Schwindel mit dem erfundenen Sebastian Richter.
    »Werner Gern?«, meldet sich die sonore Stimme. Er klingt überhaupt nicht schlecht gelaunt oder sauer. Er klingt wie immer, aufgeräumt und zu allen Schandtaten bereit.
    »Sonja Rheinfall«, sage ich matt. »Sie wollten mich sprechen.«
    »Ja bitte?«, hallt es mir freundlich entgegen. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie wollten, dass ich Sie zurückrufe.« Mein Herz hämmert immer noch.
    »Entschuldigung?«, kommt es fragend aus dem Hörer. »Daran kann ich mich nicht erinnern. In welchem Zusammenhang …?«
    Ja, Hilfe, kann ich denn gar keinen klaren Gedanken mehr fassen?
    »Entschuldigen Sie, dass ich mich nicht vorgestellt habe. Ich bin … ähm … die Sekretärin von Hella Kopf«, höre ich mich sagen. »Sie sollte Sie zurückrufen.« Ich trommle nervös mit den Fingernägeln auf der Sprechmuschel herum.
    Wahrscheinlich bekommt der arme Werner Gern Ohrensausen.
    »Frau Kopf? Herr Gern auf Leitung drei!«, brülle ich in den leeren Raum hinein. Ich schließe die Augen und zwinge
mich, bis zehn zu zählen, bevor ich als Hella Kopf mit fester Stimme und nicht mehr so piepsig wie vorher in den Hörer spreche:
    »Herr Gern. Hella Kopf hier. Ich war gerade auf der anderen Leitung. Moskau und so. Sebastian Richter geht ja ab wie ein Zäpfchen.«
    Ich klinge wahnsinnig beschäftigt und tue so, als würde mich diese Störung jetzt wirklich ein bisschen ärgern. Hinter meiner aufgesetzten Arroganz versuche ich meine mäuschenhafte Angst zu verbergen: Der nordische Seeadler wird der dummen Taubenmutter sowieso gleich den Kopf abreißen. Oh Gott, was ist nur mit mir los? Mein Herz klopft wie wild. Ich knabbere an einer Haarsträhne.
    »Frau Kopf!« Werner Gern scheint sich aufrichtig zu freuen, seine Stimme hat jedenfalls einen noch freudigeren Ton angenommen. »Wie schön, dass ich Sie endlich erwischt habe!«
    Da. Da haben wir es. Er sagt selbst, dass er mich endlich erwischt hat. Er will es mir leicht machen. Das Geständnis. Jetzt. Dann bin ich zwar meinen Job los, habe es aber wenigstens hinter mir. Ich hole tief Luft. Komm schon. Das ist wie Pflasterabziehen. Je schneller man es macht, desto schneller ist es überstanden. Also los. Sag es. Ich schließe ganz bewusst die Augen und zwinge mich, tief durchzuatmen.
    »Frau Kopf? Sind Sie noch dran?«
    Also echt! Als wenn er mich nicht schon lange genug auf die Folter gespannt hätte!
    »Ähm, ja.« Ich räuspere einen Kloß von der Größe eines Golfballes von meinen Stimmbändern. »Was möchten Sie wissen?«, winde ich mich aus der Schlinge, die längst um meinen Hals liegt.
    »Wie geht es mit der Arbeit voran? Wie weit ist Sebastian
mit unserem Musical gediehen?« Oje. Mir wird ganz anders.
    Ich

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