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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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falsches Spiel hinein sorge ich auch noch für Missklänge. Es klingt zum Steinerweichen. Eduard müsste jetzt eigentlich aufwachen und »Buh!« rufen.
    Gerade als ich flüstere: »Bitte etwas sanfter!«, geht die Tür
auf. Ich spüre den Luftzug im Nacken, und da steht Richard auch schon im Raum. Ich möchte im Boden versinken. Lieber Gott, lass mich mitsamt meinem Klavierschemel …
    »Das klingt ja interessant«, sagt er mit leisem Spott.
    Ich wirbele herum und spüre, wie ich knallrot werde. »Nun ja«, sage ich bescheiden. »Wir üben noch.«
    »Ist das nicht sensationell? Sie hat mir in einem Monat das Klavierspielen beigebracht!«
    »Na ja«, wende ich ein, »sagen wir, die Anfänge.«
    »Hallo?!«, entrüstet sich Elvira. »Hast du schon mal eine Schülerin gehabt, die innerhalb eines Monats bereits Schubert spielte?«
    Die Frau macht mich fertig mit ihrer Selbstüberschätzung. Richard schaut mich mit einer winzigen Spur mitleidigen Spotts an. Herrje, das ist frustrierend. Hoffentlich denkt er nicht, ich sei genauso hysterisch wie seine Frau. Bestimmt meint er, ich bin aus dem gleichen Spinner-Club. Warum hört der denn nicht auf zu gucken?
    Mir wird schwindelig. Ich spüre, wie ich rot werde. »Na ja«, stammele ich und knete meine Finger, als mich plötzlich aus dem Hinterhalt die Ziege mit ihren Hörnern anstupst. Erschreckt zucke ich zurück.
    »Sie will natürlich auch Klavierunterricht bekommen«, sagt Elvira ganz ernsthaft. »Corri, du lernst auch beim Zuhören! Du musst dich nur still verhalten.«
    Richard verdreht die Augen. Ich fasse es nicht. Sie meint das doch nicht ernst! Sie kann das nicht ernst meinen. Bestimmt will sie unsere Schmerzgrenze testen. Wenn wir laut lachen und ihr einen Vogel zeigen, wird sie mit dem Quatsch aufhören.
    Ich schenke Richard mein flehentlichstes Lächeln. »Wie gesagt … wir üben noch.« Ich halte inne.

    Richard sieht mich an. Plötzlich versetzt es mir einen Stich. Ich möchte mit diesem Mann endlich reden! Ihm endlich erklären, warum ich diesen Schwachsinn mitmache!
    »Richard, sei mir nicht böse, aber du störst unsere Arbeit.« Elvira hat sich bereits wieder auf den Klavierschemel fallen lassen. »Sonja! Bitte! Meine Zeit ist knapp!«
    Mir wird heiß. Mein Blick zuckt hinüber zu Richard, der mit in den Händen in den Hosentaschen neben der Ziege steht.
    »Wenn Sie nachher Zeit haben, würde ich gerne kurz mit Ihnen reden.«
    War das Richard? Hat er das wirklich gesagt? Ich öffne den Mund und schließe ihn wieder. Ich bin sprachlos. Er will mit mir reden. Nicht ich habe ein Problem, sondern er . Und was für eines.
    »Einverstanden«, sage ich. »Wir sehen uns dann … draußen.«
    Elvira klimpert schon wieder wild drauflos, und Corri drängelt sich unfein zwischen uns beide. Mit gesenktem Kopf versucht sie, ihre Hörner auf die Tasten zu stoßen.
    »Sie ist so ungeheuer lernwillig«, sagt Elvira ganz ernsthaft.
    Ich werfe Richard einen letzten Blick zu. Achselzuckend verlässt er den Raum.
    Wir spielen eine gute halbe Stunde, und am Ende kriegen wir den vierhändigen Schubert ganz gut hin.
    »Richard will einfach nicht begreifen, dass auch Tiere musikalisch sind!« Elvira lässt die Finger sinken und schaut mich vorwurfsvoll an.
    Ich fühle mich bemüßigt, etwas zu antworten, habe aber keine Ahnung, was ich sagen soll. Deshalb zucke ich nur mit den Schultern. »Ihr Mann ist ein Künstler«, sage ich schließlich schüchtern. »Er möchte vielleicht lieber mit Menschen arbeiten?« Wieder zucke ich mit den Schultern.

    »Daran hindert ihn ja auch keiner«, entgegnet Elvira empört. »Aber dass er meine Lieblinge so gar nicht von seiner Kunst profitieren lassen will!« Sie schaut mich an, als erwarte sie, dass ich ihr beipflichte. »Was würden Sie dazu sagen, wenn Ihr Mann Ihre Kinder einfach nicht beachten würde?«
    Ich bin einen Moment sprachlos. Dann sage ich: »Genau das ist bei uns der Fall.«
    »Und? Haben Sie wenigstens Konsequenzen daraus gezogen?« Sie hebt streng den Zeigefinger.
    »Klar«, sage ich. »Ich habe ihn verlassen.«
    Sie breitet die Arme aus, als hätte sie soeben das Ei des Kolumbus erfunden. »Meine Rede! Was kann eine Frau denn anderes tun, als zu ihren Kindern zu stehen?«
    Ich beiße mir auf die Unterlippe und versuche, das alles zu verdauen. Sie hält die ganzen Viecher hier für ihre Kinder.
    »Man kann im Leben nicht alles haben!«, schimpft Elvira nun laut. »Er wollte die Ruhe, die frische Luft, die Abgeschiedenheit, und

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