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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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gleichzeitig treibt es ihn immer wieder in die Stadt.« Sie sieht mich abschätzig an. »Zu seinen Chordamen.«
    Ich hebe abwehrend die Hände: »Also, ich war nur mal ganz kurz, aus Versehen … Nicht dass Sie glauben …«
    Elvira legt ihre schmale eiskalte Hand beruhigend auf meine.
    »Ich glaube gar nichts«, sagt sie mild. »Es ist nur so, dass mein lieber Richard …« Sie senkt die Stimme und tritt zum Fenster, wo sie offensichtlich einen Blick auf ihren Gatten wirft. »Dass mein lieber Richard viel lieber Zeit mit den Damen vom Chor verbringt als mit unseren Schützlingen .« Während sie das sagt, bückt sie sich und angelt eine Schildkröte hinter dem seidenen Vorhang hervor. »Nicht wahr, meine kleine Emma? Er hat sich einfach nicht mehr um uns gekümmert.
« Elvira spitzt die Lippen und küsst die Schildkröte auf den Panzer.
    Die Schildkröte streckt alle fünfe von sich. Also vier faltige Extremitäten und einen faltigen Kopf. Sie will so schnell wie möglich wieder festen Boden unter den Füßen haben.
    »Dabei leidet sie so, seit Richard hier nicht mehr spielt. Und neuerdings wird er ständig von fremden Frauen angesprochen! Richard behauptet steif und fest, sie nicht zu kennen! Fremde Frauen sprechen ihn in der Stadt an und wollen ein Autogramm von ihm! Und das alles nur, weil Richard sein Karma nach außen lenkt. Statt in seinem Wesenskern zu bleiben.«
    Sind Sie sicher, Sie durchgeknalltes Weib?, möchte ich fragen, verkneife es mir aber. Der arme Richard! Oh Gott, ich fühle mich schuldig! Die fremden Frauen gehen auf mein Konto. Andererseits: Wie konnte er nur an so eine abgedrehte, weltfremde Frau geraten? Wenn ich mich daran erinnere, wie er dirigiert und gespielt hat, dann zieht sich meine Kopfhaut zusammen, und eine Million Härchen auf meinen Armen stellen sich auf. Der Mann steht doch mitten im Leben! Er ist ein hochbegabter Künstler! Der will doch keine Schildkröten streicheln!
    Ich versuche, ruhig zu bleiben. Flach atmen. Sie kann nichts dafür. Sie ist einfach so. Sie hat einen Furz im Hirn und ist auch noch stolz darauf.
    »Jetzt wissen Sie, warum ich so froh bin, Sie zu haben«, beschließt Elvira die heutige Klavierstunde. Sie schreitet entschlossen zu ihrer Handtasche, in der es sich ein Hamster gemütlich gemacht hat, und kramt den üblichen Fünfzig-Euro-Schein hervor.
    »Bleib liegen, Freddy, ich komm schon dran. Erst habe ich gefürchtet, Sie hätten meinen Mann auch um ein Autogramm
gebeten, als ich Sie beide im Tomaselli gesehen habe. Aber Richard sagt, Sie hätten ihn in keinster Weise belästigt.«
    Gerade als ich mich frage, wann sie nun den Hamster Freddy bitten wird, das Geld nachzuzählen, wird sie sachlich: »Seien Sie einfach nächsten Mittwoch um zehn Uhr wieder hier.« Sie überreicht mir den Schein mit einem liebenswürdigen Lächeln. »Richard wird schon merken, dass er ersetzbar ist! In meinem Schlafzimmer schlafen zurzeit dreizehn Hunde. Zehn davon in meinem Bett. Auf Wiedersehen, Sonja. Corri und ich werden den Schubert üben, bis wir ihn vorwärts und rückwärts spielen können!«
    Damit drückt sie mir den Arm und begleitet mich zur Haustür.
    »Na dann«, sage ich zu dem staubigen Esel, der kopfschüttelnd im Flur steht. »Das war’s wohl für heute.«
    Der Esel nickt.
     
    Oh Gott. Was soll ich tun? Ich fühle mich miserabel. Ich schlendere über den Hof auf meinen parkenden Wagen zu, wo Richard wie zufällig zwischen den Gehegen und Stallungen mit einem Notizbuch auf einer Bank sitzt. Er hat die Beine übereinandergeschlagen und zeichnet irgendwas. Bei näherem Hinsehen bemerke ich, dass er Noten malt. Er komponiert!
    »Hallo!« Richard lächelt mich an, rutscht zur Seite und zeigt neben sich auf die sonnige Bank: »Wollen Sie sich einen Moment zu mir setzen?«
    Ich bin definitiv nervös. Hinsetzen? Zu ihm?
    »Bitte«, sagt Richard, aber ich rühre mich nicht vom Fleck.
    »Ich muss mich bei Ihnen bedanken«, sagt Richard und schaut sich hektisch um. »Sie tun meiner Frau sehr gut.« Er verzieht kurz das Gesicht.

    Ich überlege mir eine freundliche Antwort. Aber diese ganze Unterhaltung ist verlogen. Schließlich fasse ich mir ein Herz und gleite neben ihn auf die Bank. Ganz aus der Nähe bemerke ich auch bei ihm Anzeichen von Nervosität. Ist er wegen mir nervös? Wohl kaum. Wegen Elvira? Bestimmt. Die Frau macht ihn fertig. Er hat dunkle Ringe unter den Augen und trommelt nervös mit seinen Fingerkuppen.
    »Wie läuft’s?«, frage ich und weise mit

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