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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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mich prüfend an und fährt sich nachdenklich über den Dreitagebart. »Sie sind also bereit, meiner Frau weiterhin ein bisschen moralisch und musikalisch …«
    Hören Sie auf!, möchte ich brüllen. Lassen Sie diesen Unsinn! Ihre Frau hat einen Knall !!!
    »Das ist mein Job«, sage ich bescheiden. »Ihre Frau spielt recht nett, und den Tieren scheint es zu gefallen.«

    Er lehnt sich plötzlich entspannt zurück. »Dann bin ich, ehrlich gesagt, erleichtert.« Richard lächelt, so wie er die Solistinnen in seinem Chor angelächelt hat. Unglaublich zärtlich und sanft und … o Gott, du blöder struppiger Köter! Nicht dich will ich streicheln! Ihn! Unsere Hände streichen nun beide über das Fell des Köters. Wenn ich noch länger auf seine langen, schlanken, gepflegten Finger starre, dann …
    »Ich konnte einfach nicht mehr. Unsere Ehe ist … gescheitert. So leid es mir tut.«
    Er schließt die Augen, krault weiterhin den Hund und berührt dabei meine Hand. Ich bin wie elektrisiert.
    Das muss Ihnen doch nicht leidtun, das ist doch klasse!, möchte ich schreien, aber kein Laut kommt über meine Lippen. Ich kann den Blick nicht von ihm abwenden. Ach könnt ich fassen und halten ihn. Und küssen ihn, so wie ich wollt! An seinen Küssen vergehen sollt.
    Diesmal ziehe ich meine Hand nicht zurück. Wie einen lahmen Schmetterling lasse ich sie dort liegen.
    Er streichelt meinen Daumen mit seinem Daumen.
    »Sie heißen Sonja, nicht wahr?«
    »Ja«, stammle ich. »Von mir aus können wir uns gern duzen.« Richard drückt bestätigend meine Hand, sodass ich sage: »Und du heißt Sebastian Rich …?!«
    »Nur Richard«, sagt Richard und sieht mich so unendlich liebevoll an, dass sich mein Herz umstülpt und mein Magen gleich mit. »Ohne Sebastian.«
    »Ach ja, klar«, flüstere ich. Mir wird schlecht. Ich glaube, ich muss direkt neben ihm auf der Bank in Ohnmacht fallen.
    Das wäre eigentlich schön. In seinen Armen zu sterben.
    »Ich … ähm … kann verstehen, warum sie dich mag«, sagt Richard plötzlich. Er streichelt meinen Daumen weiter,
der gar nicht mehr auf dem struppigen Köterfell liegt, sondern auf der Bank.
    Mir schwinden die Sinne.
    Ich nicht, möchte ich antworten. Sie muss doch spüren, dass ich eine ausgekochte Betrügerin bin. Sie und ihre Tiere lügen doch nicht.
    »Ich … ähm … mag dich auch«, höre ich mich wie aus weiter Ferne krächzen. Er schaut mir in die Augen, und ich werde so schwach, dass ich nicht weiß, wie ich mich je wieder von dieser Bank erheben soll.
    Wir wären ein wundervolles, kreatives, produktives … ähm … Künstler-Paar! Ich würde die Texte schreiben und er die Musik! Wir könnten zusammen Musicals schreiben, Opern, Operetten, warum nicht auch Hollywoodfilme, die alle einen Preis für die beste Musik und das beste Drehbuch … Wahrscheinlich starre ich ihn so verzückt an, dass er mich für verrückt hält.
    »Ich hoffe, sie bezahlt dich gut«, reißt Richard mich plötzlich aus meinen Träumen. »Wir sollten hier nicht länger … sie kann uns sehen.«
    Mit diesen Worten verabschiedet er sich und geht langsam davon.

26
    Als ich an diesem Abend völlig durcheinander und liebestrunken nach Hause komme und die Wohnungstür von innen absperren will, schießt Greta aus ihrer Höhle: »Schließ wieder auf, Mama. Toni ist noch nicht da.«
    Schlagartig befinde ich mich wieder in der Wirklichkeit. Ich wirble herum und verschränke die Arme vor der Brust.
    »Es ist elf Uhr abends, morgen ist Schule, und unsere Regeln gelten auch für Toni.«
    »Sie ist aber noch nicht dahaaa!« Greta spricht mit mir wie mit einer debilen Dreijährigen.
    »Dann ist das ihr-Pro-blem!«, leiere ich im gleichen Ton herunter und lege die Kette vor. »Unten ist die Haustür auch schon abgeschlossen.«
    »Dann schließ sie wieder auf!«, zischt Greta wütend. »Toni kommt heute später!«
    »So. Jetzt reicht’s mir aber.« Ich schnaufe und spüre, wie ich rote Flecken bekomme, besonders einen auf der Stirn, der aussieht wie Afrika. »Ich bin kein Hotel.«
    »Mama, reg dich nicht künstlich auf.«
    » Künstlich ? Ich rege mich nicht künstlich auf, ich rege mich auf !«
    »Ja, und davon kriegst du Falten und siehst aus wie deine Mutter!«
    Selbst diese grobe Beleidigung prallt an mir ab.

    »Es geht mir langsam auf den Geist, dass ich für Toni ganz selbstverständlich die Wäsche mitwasche und bügle, dass ich im Supermarkt beim Einkaufen daran denke, was Toni mag und was Toni nicht mag - wobei Toni

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