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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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großartig! Wissen Sie, ich war als junges Mädchen mal im Mozarteum in einem Sommerkurs, und da haben wir den Sommernachtstraum …«
    »Wollen Sie sich nicht zu mir setzen?« Sebastian schiebt mir einladend einen freien Stuhl hin. »Dann können wir ein bisschen fachsimpeln!«
    »Ja«, hauche ich schwach. »Das können wir!«
    Gerade als ich den Mut und die Kraft gefunden habe, eine Pobacke zu heben, kommt wieder jemand die Wendeltreppe herauf. Unter heftigem Gewackel des Geländers arbeiten sich eine Menge Beine die Stiege hoch, ich höre ein Hecheln und Keuchen, und dann tauchen ein paar große Hunde auf, die an ihren Leinen zerren. Ihre großen sabbernden Köpfe stören unsere romantische kleine Zweisamkeit ganz empfindlich.
    Täusche ich mich, oder zuckt Sebastian Richter wie ertappt zusammen? Jedenfalls lässt er sofort den Stuhl los, den er mir gerade noch angeboten hatte.
    In der Sekunde taucht auch schon das dazugehörige Frauchen auf. Zuerst sehe ich rote wirre Haare, dann rote wirre Augen und dann eine rote wirre Frau.
    Es ist Elvira Berkenbusch.
     
    »Oh!«, sagt sie, als sie uns bemerkt hat. Und ihr Blick wandert irritiert zwischen uns hin und her. »Sagten Sie nicht, Sie kennen meinen Mann nicht?« Ihr Ton ist schneidend.
    Die Hunde zerren an ihren Ketten und hecheln mir gegen die Beine. Gleich werden sie mich fressen. Einer legt seine Schnauze auf meinen Laptop, der zum Glück zugeklappt ist, und sabbert darauf. Bäh.
    »Wir … ähm … kennen uns auch nicht«, stammle ich errötend, während ich versuche, die Schnauze des Riesenköters von meinem kostbaren Teil zu schieben. »Wir saßen rein zufällig nebeneinander!«
    »Ja, und kamen soeben ins Gespräch«, hilft mir Richard. Sein Blick drückt Solidarität aus. »Was, sagten Sie, schreiben Sie gerade?«
    »Ein Musical«, flüstere ich. Meine Halsschlagader pocht.
    »Und das soll ich jetzt glauben!«, empört sich Elvira. Ihre grünen Augen leuchten gefährlich. »Habt ihr das gehört?«, fragt sie ihre Hunde.
    Die tun so, als hätten sie nichts gehört. Sie zerren an ihren Leinen und versuchen, einen Platz im Schatten zu ergattern.
    »Darum liebe ich Tiere! Weil sie nicht lügen! Sitz, Alois, und du auch, August. Und mach Hermann Platz. Wir hatten das besprochen !«
    Sie lügen nicht nur nicht, denke ich, während ich mich an
Richards Blick wärme, der auf mir ruht. Sie sagen auch nichts. Weil sie nämlich nicht sprechen können.
    »Ihr Mann fragte mich, woran ich gerade arbeite«, sage ich und hebe meinen schönen neuen, glänzenden Laptop hoch, an dem nun Hundespucke klebt.
    Richard reicht mir eine Papierserviette, die ich dankbar annehme. Eine Sekunde lang berühren sich unsere Hände. Wie elektrisiert zucke ich zurück. War das … Absicht? Aufgeregt wische ich an meinem Laptop herum.
    »Und da hat sie mir gesagt, dass sie an einem Musical arbeitet. Ich sagte, dass ich auch Musiker bin, und sie sagte, dass sie nicht Renée Zellweger ist, wofür ich sie aber auch nicht gehalten habe. Sie sagte, dass sie Salzburg liebt und früher mal am Mozarteum einen Sommerkurs besucht hat. Und dass sie Mendelssohns Sommernachtstraum kennt. Ich sagte, dass ich nicht George Clooney bin. Mehr Dialog hat noch nicht stattgefunden.«
    Er blitzt mich schelmisch an, und ich sehe seine Mundwinkel zucken.
    Richard schiebt Elvira einladend einen Stuhl hin. »Setz dich doch, Liebes. Was möchtest du trinken?«
    Liebes! Er nennt Elvira Liebes!
    Sie schaut mich einen Augenblick prüfend an, immer noch keuchend. Offensichtlich hat ihr der Kampf mit den Hunden in der belebten Altstadt richtig zugesetzt.
    »Ein Wasser«, sagt sie matt. »Nur ein großes kaltes Wasser. Und was möchtet ihr?«, fragt sie die Hunde, die ruhelos um unsere Stühle kreisen und uns regelrecht fesseln mit ihren Leinen. Erwartet sie jetzt ernsthaft, dass die Hunde antworten?
    Ich lächle schwach, während ich weiterhin mit der Serviette auf meinem schönen neuen Laptop herumwische. Da treffen sich aus Versehen unsere Blicke. Ich schlage die Augen
nieder. Mein Herz poltert so laut, dass er es hören muss. Ich werde nicht zu ihm hinsehen. Nein, ich werde nicht zu ihm hinsehen.
    »Ich möchte nicht stören«, stammle ich und versuche aufzustehen. Leider haben mich Alois, Hermann und August eingewickelt.
    »Sie stören doch nicht«, sagt Richard. »Elvira, das ist eine Dame aus meinem Gastchor. Aus Bregenz, nicht wahr? Machen Sie hier Urlaub?«
    »Nein«, krächze ich angsterfüllt und ziehe die Beine

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