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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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klaube und die alten Nudeln und Möhren im Müll entsorge. Natürlich quellen sämtliche Abfallkörbe über vor Cornflakes-Packungen, leeren Flaschen und Küchenabfällen. Ein paar Bananenschalen haben es beim Weitwurf dann auch neben die Tüte geschafft. Und Zigarettenkippen stinken mir auch. Im wahrsten Sinne des Wortes!
    »Bei mir wird nicht geraucht«, höre ich mich keifen.

    »Mama, ich rauche ja nicht! Nur die Toni raucht!«, beschwichtigt mich Greta und reicht mir eine Flasche Bier.
    »Jetzt komm mal wieder runter! Beruhige dich!«
    Das einzig Gute an der Sache ist: Ich bin Sebastian Richter. Und mache eine Kolumne daraus. Brühwarm. Denn als Mann bin ich ja ein Held, wenn ich all diese Dinge ertrage. Alle meine Leserinnen werden lächelnd den Kopf schütteln, mir ihr Scheuerpulver schicken und ihre selbst gehäkelten Putzlappen oder gleich anbieten, selbst mit Schrubber und Wischeimer vorbeizukommen. Bestimmt erreichen mich auch ein paar Angebote, Toni zu adoptieren, wenn Sebastian Richter sie nur regelmäßig besucht.
    Als Frau könnte ich niemals eine Kolumne daraus machen. Carmen Schneider-Basedow würde sie mir um die Ohren hauen.
    »Das ewig gleiche Hausfrauen-Gejammer kann ich meinen Leserinnen nicht zumuten.«
    Als Frau muss ich mir nämlich selbst die Schuld dafür geben, dass ich in so einem Schlamassel stecke. Ich habe mein Leben eben nicht im Griff. Und muss mich schrecklich schämen. Das Wort »Schlampe« gibt es auch nur für Frauen. Eine männliche Form wie »Schlamp«, »Schlamper« oder »Schlamperich« existiert nicht.
    Okay, die Kolumne. Gleich morgen. Und endlich der letzte Akt des Musicals. Die eine Szene muss ich komplett umschreiben. Werner Gern will natürlich das letzte Wort haben. Es gibt ein neues Tom-Konrad-Lied, das kein Mensch kennt, aber auf Wunsch von Tom himself dringend noch eingebaut werden muss. Und dann ist da immer noch die Homestory, die Carmen Schneider-Basedow unbedingt haben will! Mit Sebastian Richter, der von seinem Glück noch gar nichts weiß!
    Mir wird schwindelig.

    Als hätte ich nicht schon genug Sorgen, verdammt noch mal! Wütend knalle ich die Teller und Töpfe in den Spülstein, um alles mit der Hand zu spülen.
    Immerhin hat Greta zu einem Trockentuch gegriffen. Sie spürt, dass es mir ernst ist. Ich möchte Toni endlich rauswerfen. Mir egal, ob sie zu Hause Ärger kriegt.
    »Die Grenzen sind nicht erreicht, die Grenzen sind überschritten«, höre ich mich in mein Spülwasser keifen.
    Jetzt soll ich mein bisschen Nachtschlaf auch noch opfern, um auf Toni zu warten, die sich irgendwo herumtreibt?
    Als Greta die Brisanz der Lage erfasst, spricht sie hastig in ihr Handy. »Kimmst besser hoam. Die Mama is voll sauer!«
    »Ja, da wundert ihr euch, was? Dass ich gutmütiges Mutterschaf auch mal blöke, wenn’s mir zu viel wird!«
    »Mama, dann geh doch ins Bett! Wir sind auch ganz leise , wenn Toni nach Hause kommt!«
    Ich atme scharf aus.
    »TONI KOMMT HEUTE NICHT MEHR NACH HAUSE. Die Haustür bleibt abgeschlossen. Und aus.«
    Mein Blick wandert zur Küchenuhr. Es ist Mitternacht.
    Mann, kann ich hart sein. Ich bin selbst überrascht, was mir da für grausame Worte aus dem Mund purzeln. Sie fallen ins Spülwasser und versinken in der heißen Brühe.
    »Mama, das kannst du der Toni nicht aaaaannnntuuuuun«, heult nun meine arme Greta los. »Die schläft sonst unter der Salzachbrücke!« Schwarze Schminke rinnt über weiche Kinderwangen.
    Oh Gott, die arme Toni. Was, wenn ihr etwas zustößt?
    Ich wische mir die Hände an der Küchenschürze ab. »So. Jetzt rufe ich Tonis Mutter an.«
    Entschlossen greife ich zu der Mappe mit den Adressen der anderen Schüler.

    »Mammaaaaaaa!«, beschwört mich Greta. Die nackte Panik steht ihr ins Gesicht geschrieben. »Du kannst doch jetzt nicht Tonis Mutter anrufen!«
    »Nein?«, zische ich wütend, während meine Finger bereits Anstalten machen, die Nummer zu wählen. Blöderweise muss ich erst die Lesebrille aufsetzen. Und wo die wieder hin ist … Mit nassen, verschrumpelten Händen suche ich sie zwischen der Zeitung von gestern und meinen zuletzt ausgedruckten Kolumnen. Ich fühle mich so hilflos! »Warum kann ich Tonis Mutter nicht anrufen? Vielleicht, weil sie schon schläft? Das würde ich jetzt nämlich auch gerne!« Nein. Ich wähle jetzt. Mit oder ohne Brille.
    »Mamaa, BITTTTTE!!!« Greta weint nun dicke Krokodilstränen. »Du hast ja keine Ahnung, wie sauer ihr Vater werden kann!«
    »Ach was. Toni hat auch

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