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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Immer wieder schaue ich auf den Bildschirm und sehe, wie sich diese Serienärzte und Patienten beschimpfen.
    »Kannst du das nicht etwas leiser stellen?«, frage ich genervt.
    »Mamaaaa!«, kommt es da aus dem töchterlichen Vogelschnabel. »Was soll die arme Toni denn machen ? Sich langweilen ?«
    Oh! Mein Kind ist erwacht! Ich stürze an sein Bett.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Passt scho.«
    Ich beuge mich zärtlich herab und streichle ihre blasse Wange: »Hast du Schmerzen?«
    »Passt scho!!!«
    Der Klon schaut in den Fernseher.
    Da öffnet sich die Tür, und Pauli, der bezaubernde sechzehnjährige Freund meiner Tochter, schiebt sich mit einem Blümchen herein. Nachdem er mich mit »Servus Schwiegermama« (jetzt hab ich selbst Schluckbeschwerden!!) begrüßt hat, legt er sich zu meinem kränkelnden Küken ins Bett. Die beiden kuscheln sich aneinander. Greta sieht elend aus. Ihr fallen die Augen zu.
    Nach einer halben Stunde erwacht Greta erneut.
    »Derf ma dich küssen?«, fragt Pauli, und Greta nickt unter größten Schluckbeschwerden.
    Toni schaut die Serie. Ihr Freund kommt erst heute Nachmittag. Bei dem Lärm kann ich mich wirklich nicht konzentrieren. Ich beschließe, mir einen Moment die Beine zu vertreten. Auf dem Flur kontrolliere ich mein Handy. Oje. Vorwurfsvoll blinkt es mir entgegen: neun Anrufe in Abwesenheit. Neun Anrufe!

    Bestimmt Werner Gern und Carmen Schneider-Basedow. Mit tausend Fragen! Zur Pressekonferenz, zum Musical, zur Homestory. Wenigstens ich sollte erreichbar sein! Verdammt! Als Sebastian Richters Managerin muss ich stets als Ansprechpartnerin zur Verfügung stehen.
    Die Schlinge um meinen Hals zieht sich immer mehr zu. Ich verlasse fluchtartig den muffigen Flur und renne die Treppen hinunter in den Krankenhausgarten. Hier gehen Menschen spazieren, die Rollstühle oder ihr eigenes Infusionsgestell schieben. Auf der Bank sitzt eine Krankenschwester und liest die Sebastian-Richter-Kolumne. Nervös höre ich die Mailbox ab:
    »Hier ist Elvira Berkenbusch! Sie sind zehn Minuten zu spät! Wir vermissen Sie!«
    Oh! Ist heute Mittwoch? Das war mir total entgangen!
    »Elvira Berkenbusch noch mal. Wo stecken Sie? Eduard, Corri - wir alle warten auf Sie!«
    »Elvira Berkenbusch. Wir machen uns inzwischen große Sorgen. Sie sind doch sonst immer so zuverlässig!«
    »Hallo. Ähm. Hier ist Siegfried. Wollte nur fragen, ob alles passt mit dem Laptop, ob du im Krankenhaus Empfang hast und ob ich mal vorbeischauen soll. Ja. Na dann. Scheint alles zu passen. Okay, passt.«
    »Elvira noch mal. Ich habe Ihnen schon einmal erklärt, dass die Tiere Regelmäßigkeit brauchen. Zuverlässigkeit . Sonst gerät ihr gesamter Biorhythmus durcheinander. Ich dachte, das hätten Sie verstanden! Wir üben den vierhändigen Schubert inzwischen ohne Sie. Sind sehr traurig!« Im Hintergrund trauriges Meckern und ein beleidigtes Grunzen.
    »Werner Gern. Habe die letzte Szene von Sebastian Richter gerade per E-Mail erhalten und bin begeistert! Er hat den neuesten Hit wirklich fulminant untergebracht. Tom Konrad
ist zu Tränen gerührt! Die Schauspieler proben schon! Richten Sie Sebastian und seiner Tochter die besten Genesungswünsche aus! Freue mich wirklich sehr, ihn nun bald kennenzulernen. Die Fotos kleben schon in ganz Hamburg an den Litfasssäulen! Sogar die Doppeldeckerbusse fahren damit herum!«
    »El-vi-ra! (Schluchz) Jetzt haben wir alle Angst, Sie kommen gar nicht mehr! (Heul).«
    »Carmen Schneider-Basedow hier. Guten Tag, Frau Kopf, ich weiß, ich sollte nicht stören, der arme Sebastian Richter weiß ja vor Arbeit und privaten Sorgen weder ein noch aus. Aber wir planen die Homestory jetzt endgültig und definitiv für die Ausgabe am 20. Juni ein, das heißt, wir müssten spätestens am 10. Juni bei Herrn Richter zu Hause den Fototermin und das Interview machen. Leider kann ich persönlich nicht dabei sein, weil ich bei den Proben für das Musical zuschaue. Ich gehe aber davon aus, dass seine Kinder und mindestens der Hund zur Verfügung stehen werden. Rufen Sie mich sofort zurück und bestätigen Sie mir den Termin, bitte, danke!«
    »Sonja? Hier ist Richard. (Räusper) Richard Berkenbusch. Ich hoffe, Sie erinnern sich an mich. Ich bin Elviras Mann, und sie hat eine Art Nervenzusammenbruch. Ähm, ich würde Sie wirklich dringend um Rückruf bitten.«
    Ich starre mein Handy an. Meine Hand zittert. Diese tiefe, melodische Stimme! Diese … Oh Gott. Er siezt mich wieder. Er fragt, ob ich mich an ihn erinnere

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