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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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    Ich fahre mir mit der Hand durch die abstehenden Haare, die heute natürlich noch keinen Kamm und keine Bürste gesehen haben. Geschweige denn eine Dusche oder ein Shampoo.
    Er hat mich angerufen! Er hat mich ganz persönlich auf meinem Handy angerufen! Er bittet mich um einen Rückruf!
    Meine Knie werden weich. Ich sinke auf eine Bank. Die Vögel zwitschern so laut, dass ich mein Herzklopfen fast nicht mehr hören kann. Nur spüren. Meine Hände zittern. Er hat mich angerufen. Er hat mich angerufen!
    Ich schließe die Augen und zwinge mich, ein paarmal tief durchzuatmen. Dann schaffe ich es, die Rückruf-Taste zu drücken.
    »Richard Berkenbusch?«
    »Sonja Rheinfall.« Ich räuspere mich. »Leider konnte ich die Klavierstunde nicht wahrnehmen. Es tut mir wirklich sehr leid, aber ich bin bei meiner Tochter im Krankenhaus, sie wurde heute Morgen an den Mandeln operiert. Nichts Dramatisches, aber, nun ja, ich glaube, sie braucht mich. Und da man im Krankenhaus nicht telefonieren darf, habe ich es ganz versäumt, mich bei Ihrer Frau zu entschuldigen. Es tut mir leid. Ehrlich gesagt, ich … ich hatte sie vollkommen vergessen.« Mein Herz rast.
    Jetzt, wo ich ihn an der Strippe habe, sollte ich ihm endlich erklären, was ich in Wirklichkeit von ihm will: Im Übrigen müssen Sie in vier Tagen für eine Homestory zur Verfügung stehen und in zwei Wochen für eine Pressekonferenz nach Hamburg fliegen. Ich habe Sie nämlich missbraucht und mit Ihrem schönen Männergesicht ein halbes Jahr lang Kolumnen und ein Kindermusical geschrieben. Aber machen Sie sich nichts draus. Ich bin keinesfalls so verrückt wie Ihre Frau.
    Natürlich sage ich nichts. Ich lausche nur.
    »Da bin ich aber erleichtert. Das werde ich Elvira so ausrichten. Sie hat sich mit ihren dreizehn Hunden und sieben Katzen ins Schlafzimmer zurückgezogen. Sie leidet wohl gerade an massiven Verlassenheitsängsten. Tja, und daran bin ich auch nicht ganz unschuldig.«

    Ich fasse mir ein Herz. »Ähm … glauben Sie nicht, dass Ihre Frau vielleicht mal mit einem Therapeuten sprechen sollte? Wäre ein Psychologe nicht der bessere Ansprechpartner? Nicht, dass ich ihr nicht gern Klavierunterricht gebe, aber da scheint mir der Wurm doch tiefer zu sitzen. Und im Moment stehe auch ich schrecklich unter Stress. Es ist nämlich was passiert, das auch Sie etwas angeht. Also, die Wahrheit ist die: Ich müsste Sie dringend sprechen, und zwar in einer persönlichen Angelegenheit, die gar nichts mit Elvira zu tun hat, sondern nur mit uns beiden. Aber ich komme hier nicht weg …«
    Auf einmal hallt meine Stimme so merkwürdig. Die Leitung ist … Er wird doch nicht … Habe ich ihn etwa … »Hallo? Sind Sie noch dran?«
    Ich schlage mir mit der flachen Hand auf den Mund. Wieder einmal ist ein ungefilterter Redeschwall aus mir herausgekommen! Ich habe den armen Mann verschreckt. Er denkt, ich hätte mich in ihn … Ich habe mich so dämlich ausgedrückt, dass er den Eindruck gewonnen hat … Ich Idiot !
    Verdammt! Ich kann es nicht fassen! Richard Berkenbusch hat aufgelegt!! Was soll ich tun? Was soll ich nur tun? Warum mache ich immer alles falsch?
    Mit hängendem Kopf und zitternden Knien schleiche ich mich wieder zurück zu Gretas Krankenzimmer. Nach einem kurzen, diskreten Klopfen öffne ich die Tür.
    Mein Blick wandert zum schmalen Bett. Da liegen die beiden. Für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr ineinander verkeilt. Was um Gottes willen … treiben die da? Das Kind ist frisch operiert! Die Bettdecke bewegt sich rhythmisch auf und ab.
    Hallo! Ja, bin ich denn … Ich meine, ich war doch nur fünf Minuten … na gut, sieben … oder höchstens zehn! Die
werden doch nicht so kurz nach der Operation … Hallo ?! Das ist doch wohl … Mama hat Nein gesagt! Wie eine wild gewordene Vogelmutter flattere ich durchs Zimmer und zupfe an der Bettdecke. Wollt ihr wohl … Das war nicht abgemacht. Die Bettdecke rutscht zu Boden.
    Oh. Ich traue meinen Augen nicht.
    Das … Bin ich denn schon so verwirrt … Aber da lag doch eben noch …
    Die beiden Turteltäubchen, die da ihre Leistungssportübungen absolvieren, sind ja gar nicht … Das sind ja …
    Der Klon schaut mich erschrocken an. Wer da auf ihr liegt, das ist nicht Pauli. Das ist der andere.
    »Ja, seid ihr denn … Habt ihr sie noch alle? Ich meine, das hier ist ein Krankenhaus !«
    »Wir sind aber nicht krank«, feixt der Bursche.
    »Wo ist Greta?«, zische ich und durchbohre ihn mit fragenden

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