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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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Kissen zu versinken, und ihr aschfahles Gesicht war um Jahre gealtert.
    Dann ging Linda mit raschen Schritten zur Küche, wo Ralph Batley mit dem Rücken zu ihr und der Pfanne in der Hand am Herd stand.
    »Lassen Sie das, ich kümmere mich in ein paar Minuten ums Frühstück«, sagte sie ohne Einleitung. »Ich ziehe mich nur schnell um.«
    Bevor er sich noch ganz umgedreht hatte, war sie schon wieder verschwunden.
    Oben an der Treppe angelangt, warf sie einen kurzen Blick auf die Uhr. Zehn nach fünf. So früh! Dabei fühlte sie sich so erfrischt, als hätte sie die ganze Nacht geschlafen.
     
    Es war neun Uhr morgens. Mrs Batley war gewaschen, hatte ihr Nachthemd angelegt und mit Lindas Hilfe eine Tasse Tee getrunken. Als sie sich nun in die Kissen zurücksinken ließ, hob sie eine Hand und griff schwach nach Linda. »Ich … ich will … können Sie?« Die Worte kosteten sie große Anstrengung.
    Linda streichelte ihr die Hand. »Ich weiß, was Sie sagen wollen«, meinte sie beruhigend. »Keine Sorge, ich lasse Sie nicht im Stich. Ich bleibe hier und kümmere mich um Sie.« Mit einem Lächeln strich sie der älteren Frau das Haar aus der Stirn. »Der Arzt hat gesagt, Sie sollen mir vom Bett aus das Kochen beibringen.« Mit einem breiten Lächeln sah sie die Erleichterung auf Mrs Batleys Gesicht. Doch dann stiegen der Kranken schmerzliche Tränen in die Augen. »Weinen Sie doch nicht, Mrs Batley«, sagte Linda hastig. »Alles kommt wieder in Ordnung.«
    »Was ist los? Ist sie …?«, fragte Ralph Batley hinter ihr.
    »Es geht ihr gut«, beruhigte Linda ihn. »Ich habe ihr nur gesagt, dass ich Sie gebeten habe, bleiben zu dürfen.« Sie zog Mrs Batley die Decke unter das Kinn, griff nach der Tasse, die auf dem Beistelltisch stand, und verließ den Raum.
    Als Ralph Batley auf dem Weg nach draußen durch die Küche ging, stand sie an der Spüle und drehte sich erst nach ihm um, als er sie ansprach.
    »Danke«, sagte er.
    Sie sah ihn über den Tisch hinweg an, fand aber keine Worte. Die Röte stieg ihr in die Wangen, als er langsam auf sie zukam. In diesem Augenblick sah er aus wie ein völlig anderer Mensch. Nicht nur seine Augen, seine ganzen Züge wirkten weicher. Früher einmal musste er atemberaubend gut ausgesehen haben. Sie sah sein Gesicht geradezu vor sich, wie es gewesen sein musste, bevor es so hart und knochig wurde.
    »Sie sammeln glühende Kohlen auf meinem Haupt«, meinte er lächelnd.
    »Das war nicht meine Absicht.« Sie ließ den Blick sinken.
    »Ich weiß«, erwiderte er eilig. »Ich will Ihnen nur sagen, wie dankbar ich Ihnen bin. Und ich möchte mich für mein Benehmen von gestern entschuldigen.«
    Sie sah zu ihm auf und lächelte. »Meins war auch nicht gerade vorbildlich.«
    Und dann geschah etwas Wunderbares. Sie lachten beide gleichzeitig, und als ihr Lachen verstummte, sahen sie sich immer noch an.
    Langsam wandte sie sich der Spüle zu, und er ging zur Tür.
    Durch das Fenster sah sie ihm nach, wie er durch den Hof ging und hinter der Trockenmauer verschwand. Obwohl vom Meer her Wolken herangezogen kamen, die den Himmel verdunkelten, war der Morgen für Linda voller Licht.

4
    Obwohl Linda an ihrem ersten Tag als Mrs Batleys Vertreterin die verschiedensten Hausarbeiten erledigen und zudem noch die Krankenpflege übernehmen musste, gab es nur eine einzige Aufgabe, die sie gerne jemand anderem überlassen hätte: Sep Watson Tee zu servieren. Gegen zehn Uhr kam er in die Küche und sah sie eindringlich an.
    »Traurige Geschichte mit der Chefin, was? Hat sich wohl zu Tode geschuftet. Mit so was rechne ich schon seit Jahren.«
    »Möchten Sie etwas?«, fragte Linda.
    »Ja, meinen Tee«, erwiderte er mit einem schrägen Grinsen. Als sie den Kessel auf den Herd stellte, schwadronierte er weiter, als hätte es keine Unterbrechung gegeben. »Wer den Haushalt hier alleine führen will, muss ganz schön dumm sein, auch wenn man der betreffenden Person das Blaue vom Himmel versprochen hat.«
    Bei diesen Worten fuhr sie herum, unterdrückte jedoch jeden Kommentar. Genau das wollte er nämlich, sie sollte mit ihm sprechen, streiten, über die Familie tratschen. Da sie nicht die Absicht hatte, sich in ein solches Gespräch hineinziehen zu lassen, starrte sie unverwandt den Kessel an. Wenn doch nur das Wasser endlich kochen würde!
    »Hab gehört, Sie sind gestern in Morpeth mit dem Boss aneinander geraten«, bemerkte er leise.
    Nun war es um ihre Selbstbeherrschung geschehen. »Woher wollen Sie wissen, was

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