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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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gestern los war?«
    »Hier in der Gegend spricht sich so etwas herum. Vielleicht weil die Seemöwen so geschwätzig sind.« Er lachte bedeutungsvoll. »Steht Ihnen gut, wenn Sie rot werden. Ihnen fehlt ein bisschen Farbe, und ein wenig zulegen könnten Sie auch.« Dabei wanderte sein Blick über ihren schlanken Körper.
    Für den Augenblick war ihre Angst vergessen, und sie baute sich herausfordernd vor ihm auf. »Wenn ich noch ein Wort in dieser Richtung höre, melde ich es Mr Batley. Sie wissen bestimmt noch, was das letzte Mal geschehen ist.«
    »In welcher Richtung? Was meinen Sie? Ich habe nichts Ungehöriges gesagt.«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Hintertür und Shane kam herein. Er sah von einem zum anderen. »Stimmt was nicht?«
    »Nein, alles in Ordnung.« Endlich kochte das Wasser. Linda brühte den Tee auf. Als sie Sep seine Tasse hinschob, sah er sie erwartungsvoll an.
    »Normalerweise gibt mir die Chefin einen kleinen Imbiss«, stellte er höflich fest.
    Linda ging in die Speisekammer, schnitt ein Stück Fleischpastete ab, das sie geradezu auf einen Teller knallte und ihm reichte.
    »Was hat er gesagt?«, wollte Shane wissen, als sich die Tür hinter dem Melker geschlossen hatte.
    »Gar nichts, es waren nur dumme Bemerkungen.« Dann veränderte sich ihre Stimme. »Ich mag ihn nicht, Onkel Shane.«
    »Da bist du nicht die Einzige, Mädchen. Ich trau ihm selbst nicht über den Weg. Sei auf der Hut, das ist mein Rat.« Er hatte sich schon halb abgewandt, als ihm noch etwas einfiel. »Bevor wir das Thema endgültig abhaken, möchte ich dir noch sagen, wie froh ich bin, dass du bei uns bleibst. Gottes Wege sind unerforschlich. Er sorgt dafür, dass ich mich betrinke, was dazu führt, dass Maggie endgültig zusammenbricht und du ihre Stelle einnimmst. Findest du das nicht auch merkwürdig?« Er legte den Kopf zur Seite und sah sie erwartungsvoll an.
    »Ich freue mich, dass ich bleiben kann, Onkel Shane«, gab sie zurück.
    Gegen Ende der ersten Woche zeigte Mrs Batley Anzeichen einer Besserung, und im Haus hatte sich eine neue Routine eingespielt, die Linda den ganzen Tag über beschäftigt hielt. Aber so lange sie auch arbeitete, mit Ralph Batley konnte sie sich nicht messen. Wenn sie um sechs Uhr aufstand, war er schon unterwegs, und wenn sie um zehn Uhr abends ins Bett ging, war er noch beschäftigt.
    Mit Mrs Batleys Genesung heiterte sich die Stimmung im Haus auf. Immer wieder schallte ihr Lachen durch die Halle. Dass sie sich über Linda amüsierte, belastete diese nicht im Geringsten. Ihre ersten Brotbackversuche hatten sich nicht als der durchschlagende Erfolg erwiesen, den sie erwartet hatte. Dabei hatten Mrs Batleys An-Weisungen so einfach geklungen. Leider wollten ihre Laibe nicht aufgehen. Woran das lag, erfuhr sie, als Ralph Batley eine Schüssel von einem Beistelltisch in der Küche nahm und daran roch.
    »Das ist die Hefe«, stellte er sachlich fest. »Ich glaube, die hätte in den Teig gehört.«
    Darüber hatten sie herzlich lachen müssen. Der verdorbene Brotteig schien Linda ein geringer Preis für die Veränderung, die mit Ralph Batleys Gesicht vorging.
    Nur ein einziger Zwischenfall trübte die neue Harmonie. Jess war gestorben, und Michael hatte bitterlich geweint. Noch nicht einmal das Versprechen, einen neuen Hütehund und einen Retriever-Welpen zu besorgen, sobald sein Onkel zur Elsdorm-Farm hinter Morpeth fahren konnte, trösteten ihn.
    Dass Linda eine Woche lang nicht vor die Tür gekommen war, störte sie nicht weiter. Das Wetter war grässlich gewesen, Regenschauer und eisige Winde ließen den Aufenthalt auf der Farm nicht gerade verlockend erscheinen. Aber nun zeigte sich das Wetter wie eine launische Frau von seiner anderen Seite. Die Sonne schien hell und warm durch das Küchenfenster, und plötzlich sehnte Linda sich nach einem Spaziergang entlang der Steilküste.
    Mrs Batley und ihrem Sohn schien der gleiche Gedanke gekommen zu sein. Als Linda Mrs Batley am Vormittag ein Getränk brachte, sah diese sie besorgt an.
    »Sie sehen so spitz aus, Mädchen. Ganz blass sind Sie. Schauen Sie, wie schön die Sonne scheint. Gehen Sie nach draußen, und machen Sie einen Spaziergang.«
    »Heute Vormittag?« Linda war verblüfft. »Bevor das Essen fertig ist? Wären Sie denn einfach mitten am Vormittag spazieren gegangen?«
    Mrs Batley schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein, Kind, aber ich hätte es besser getan, das ist mir mittlerweile klar geworden. Ich hätte mir gelegentlich

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