Die Erlösung der Frauen (German Edition)
sich einer Anderen hätte zuwenden können.
Donald sah trotzdem keinen Sinn darin, Alexia diesen Traum auszureden. Die Vermutung lag nahe, dass sie in einer Reise auch die Möglichkeit sah, ihn über einen längeren Zeitraum ganz bei sich zu haben. Alexias unermüdlichen Versuche, ihre Liebesbeziehung in eine Scheinehe umzuwandeln, wirkten zunehmenden zermürbend auf Donald. Er hatte bald keine Kraft mehr, dagegen anzukämpfen. Nichts wollte ihre Habgier stillen. Donald wusste nun, dass es dem Ende zuging. Wozu also diskutieren? Im besten Falle war sie für eine Weile saturiert. Im schlimmsten Falle würde ihre Affäre eben früher vorüber sein als geplant. Und planen kann man sowas ja nie.
Ganz das taktierende Weib, das sie war, eröffnete sie ihm ihren Vorschlag, nachdem er sie eine gute halbe Stunde lang bearbeitet hatte und erschöpft auf dem Bett lag. Sie gab ihm ein Küsschen und glotzte ihn verliebt an.
Lass uns nach Florenz fahren.
Wo ist das?
In Italien.
Sprichst du Italienisch?
Nein, aber die sprechen da bestimmt alle englisch.
Warum denn gerade nach Florenz?
Das wird dir auch gefallen. Da gibt's lauter alte Häuser und Statuen und so.
Wie kommst du drauf, dass mir sowas gefällt?
Jetzt sei nicht so Anti. Schau mal.
Sie nahm ihren silbernen Apple-Laptop, der immer unter dem Bett lag, setzte sich im Schneidersitz aufs Bett und begann, im Internet Bilder von Florenz zu suchen. Donald betrachtete ihre Brüste, die vom Bildschirm angestrahlt wurden und blau leuchteten. Dann musterte er ausgiebig ihr Gesicht. Die hässlichste Grimasse, zu der der Mensch imstande ist, ist der konzentrierte Blick in den Bildschirm. Donald hatte überhaupt keine Lust, sich die Fotos anzusehen.
Sie zeigte ihm einen Dom mit einer Kuppel, eine Brücke und eine Statue von einem nackten Mann mit Bart. Dann begann sie, nach Hotels zu recherchieren. Wenn Donald sich nicht schon völlig verausgabt hätte, wäre er über sie hergefallen, um diesen Wahnsinn zu beenden. So blieb ihm nur die Flucht in den Schlaf.
// Von diesem Zeitpunkt an plante Alexia die Details ihrer Reise nach Florenz und geilte sich mehr und mehr daran auf. Obwohl sie als Filmstudentin noch ärmer war als er (sie arbeitete als Aushilfe in einem Schmuckgeschäft) träumte sie von noblen Hotels und feinem Essen. Neben der Reise, die sie machen würden, plante sie auch die Reise, die sie noch lieber machen würde, sich aber nicht leisten konnte. Doch auch schon die günstige Variante empfand Donald als sinnlose Verschwendung. Er würde tagelang arbeiten müssen, um das viele Geld wieder zu verdienen. Natürlich erwartete sie auch, dass er sie regelmäßig zum Essen einlud und beschenkte. Ihm war klar, dass dies in Italien noch zunehmen würde. Er ließ sich also für den Rigoletto einteilen und verbrachte beide Oktoberfestwochen damit zu arbeiten, obwohl ihm diese sexuell aufgeladene Zeit normalerweise heilig war. Das Oktoberfest war schließlich eine unerschöpfliche Quelle betrunkener, williger Mädchen und die ganze Stadt versank dabei in eine Art Ausnahmezustand, in dem sich alles nur noch um Titten und Bier drehte. Schon ein einfacher Spaziergang rund um das Areal war Erfolg versprechend!
Stattdessen musste Donald nun tagelang einer armseligen Operninszenierung beiwohnen, in der die Hauptdarsteller als Affen verkleidet waren und sich mit Lichtschwertern bekämpften. Der Gedanke, dass wir alle im Grunde nicht mehr als sprechende Affen sind, ist ziemlich naheliegend und viel zu abgedroschen, als dass man damit eine so schöne Oper verschandeln sollte. Trotzdem dachte Donald viel über die Handlung nach und fand den sittenlosen Herzog sympathisch, der sich für alle Frauen gleichermaßen begeistern konnte.
Questa o quella per me pari sono a quant'altre d'intorno mi vedo.
("Ob diese oder jene, sie alle sind für mich gleich so vielen anderen, die ich um mich sehe.") Der Herzog kommt auch unbescholten davon, nur sein buckliger Hofnarr, der sich über die armen Opfer lustig macht, wird bestraft. Seine Tochter verliebt sich in den Herzog und opfert sich für ihn. Fazit: Untreue ist erlaubt, aber Spott nicht. Das konnte Donald vollkommen mit sich vereinbaren. Er verhielt sich den Frauen gegenüber niemals schadenfroh, sie waren ja sein Lebenselixier. Wenn er sie verletzen musste, weil sie ihm keine andere Wahl ließen, dann litt er genauso darunter. Die Tatsache, dass die Interessen von Mann und Frau so unterschiedlich waren und ein Zusammengehen immer
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