Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Ernaehrungsfalle

Titel: Die Ernaehrungsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
Vom Netzwerk:
Entwicklung der Anti-Baby-Pille. Neuerdings untersuchen Hormonforscher auch die Rolle der Hormone bei der Nahrungsaufnahme, die Entstehung des → Übergewichts und die möglichen Wirkungen von → Hormonstörern .
    Hormone, → Botenstoffe , Signalstoffe, Neurotransmitter: Schon der Begriff ist nicht ganz einfach zu bestimmen. Es fällt selbst den zuständigen Wissenschaftlern schwer, die Begriffe klar zu trennen. Wie viele es gibt, weiß niemand. Insgesamt schätzen Fachleute die Zahl auf 10 000, es könnten aber auch 30 000 sein. Das Zusammenspiel ist kompliziert, und viele Stoffe aus Umwelt und Nahrung können das Konzert stören. Das wirkt sich auf die Fortpflanzungsfähigkeit aus, auf Geschlechtsentwicklung und Samenqualität etwa, aber auch auf die Nahrungsaufnahme, das Gewicht und die Gesundheit allgemein. Die Hormone regeln die Herztätigkeit, den Blutdruck, sie lassen den Puls schneller schlagen, den Atmen stocken. Sie regulieren auch die Körpertemperatur, lassen die Menschen schwitzen oder frieren. Sie regeln das Wachstum von Kindern, aber auch von Krebszellen. Sie bestimmen über
Verhalten und Charakter, die Stimmung und die Laune. Und natürlich über → Sexualität und Fortpflanzung. Melatonin reguliert den Schlaf. Somatotropin ist für Wachstum zuständig. Endorphine dämpfen den Schmerz. Testosteron macht männlich, stärkt aber auch die Knochen, schützt Herz und Kreislauf. Das Glückshormon Serotonin erzeugt gute Laune. Außerdem beeinflusst Serotonin die Bewegungen des Magen-Darm-Traktes, wirkt auf den Schlaf-Wach-Rhythmus - und das → Hungergefühl . Prolaktin steuert bei der Frau den monatlichen Zyklus, aber auch den sogenannten »Milcheinschuss« in die Brust (→ Muttermilch ) - und beim Mann die Fruchtbarkeit. In Alarmsituationen wird Adrenalin ausgeschüttet. Noradrenalin bewirkt, dass das → Gehirn auch in einer solchen Lage akkurat arbeitet, dass Aufmerksamkeit und Denkfähigkeit sogar noch erhöht werden. Allein an der Herstellung eines Orgasmus, so wird geschätzt, seien 50 dieser Signalstoffe beteiligt. Beim Essen sind es nach Schätzungen mindestens 100 Botenstoffe, sie regeln die Auswahl der Nahrung und die Verarbeitung.
    Die Hormone sind eine überraschend neue Entdeckung. Während andere Phänomene seit dem Mittelalter oder gar seit der Antike bekannt sind, wurden die Forscher auf die überaus wichtigen Botenstoffe ziemlich spät aufmerksam. Der Wiener Forscher Dr. Emil Knauer transplantierte im Jahre 1890 Eierstöcke von erwachsenen Nagetierweibchen auf junge Nagermädchen - und löste so bei ihnen vorzeitige Geschlechtsreife aus. Der britische Professor Ernest Starling, Physiologe am University College in London, hat dann den Begriff »Hormon« zum ersten Mal 1905 bei einem Vortrag am Royal College of Physicians in London verwendet. Später ging es dann um Hormone wie → Insulin , um Wachstumshormone, Anti-Aging-Hormone, Psycho-Hormone. Das Hormon namens → Leptin wurde im Jahre 1994 entdeckt, es war das erste aus der Gruppe, die für Hunger, → Appetit und Sättigung zuständig sind.

Hormonmafia
    Die »Hormonmafia« mit Tätigkeitsschwerpunkt in → Belgien und besten internationalen Verbindungen machte Ende des 20. Jahrhunderts höchst reizvolle Profite. Sie sorgte für steten Nachschub an Masthilfsmitteln für die europäische Landwirtschaft. Europa sei, so eine Studie der EU-Kommission, mit einem »entschlossenen, flexiblen und organisierten Dealernetz« überzogen, das seine Gewinne notfalls »mit Gewalt verteidigt«. Die »Hormonmafia«, die binnen weniger Jahre zur allgemeinen »Fleischmafia« wurde, bediente sich klassisch-mafiöser Methoden. Und überraschenderweise bestand, auf verschlungenen Wegen, eine Verbindung zwischen diesen kriminellen Kreisen und überaus seriösen Firmen wie Tengelmann und Rewe, Kaufhof, Edeka und Metro, Lidl und der Kaufhalle. Diese hatten natürlich nur indirekt mit der Hormonmafia zu tun, über undurchsichtige Lieferketten beim Fleisch.
    Den Umsatz allein des europaweiten Hormonschwarzmarktes bezifferten Experten des Londoner Consulting-Büros Vivah Jones im Jahre 1990 auf über drei Milliarden Mark (1,53 Milliarden Euro), Deutschlands Anteil auf 285 Millionen Mark (146 Millionen Euro). In Belgien rangierten die Hormondealer 1993 mit 200 Millionen Mark (102 Millionen Euro) Umsatz gleich hinter der Drogenmafia auf dem zweiten Platz, stellte die »Financial Action Task Force on Money Laundering« fest, eine in Paris ansässige

Weitere Kostenlose Bücher