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Die Ernaehrungsfalle

Titel: Die Ernaehrungsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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»maskieren« , und Zusätze, die dafür sorgen, dass die Cremes und Soßen und Füllungen der Dosen nicht gleich zerfallen und optisch ansprechend erscheinen. Zugelassen sind eine Fülle von Chemikalien: → Farbstoffe , darunter auch die sogenannten
→ Azofarbstoffe , → Antioxidantien , → Aromen , Geschmacksverstärker, → Enzyme , Vitamine, → Konservierungsstoffe , Bindemittel, Fließhilfsstoffe, Gerinnungshilfsstoffe, → Emulgatoren, → Stabilisatoren , Verdickungs- und Geliermittel sowie Säureregulatoren. Erlaubt sind laut Futtermittelverordnung insgesamt über zweihundert Stoffe, darunter auch Medikamente. Zugelassen ist auch die in → Soft Drinks allgegenwärtige → Zitronensäure , die bei Menschen die Zähne zerstört und auch zur Aufnahme von → Aluminium im Gehirn beitragen kann. Oder bizarre Zutaten wie ein Fleischersatz, der aus Erdgas gewonnen wird (→ Erdgasschnitzel ).
    Manche der Zusätze dienen der Geschmacksverbesserung und verstärken so die »Akzeptanz« des Futters. Ohne sie würden die Tiere das Futter verschmähen. Die Aromen im Futter können den »anrüchigen Geschmack von billigsten Futterrationen effektiv maskieren«, verkündete der US-Produzent Agrimerica. Auch Danisco wirbt mit diesem Effekt bei seinen »Flavodan«-Aromen: »Maskiert unangenehme Zutaten« und ermöglicht so »mehr Flexibilität und verringerte Kosten bei Futter-Rezepturen«. Auf dem → Etikett müssen sie davon allerdings nicht berichten. Geschmacksverstärker sind Big Business: »Geschmacksverstärker bringen größten Umsatz«, meldete schon 2001 die Unternehmensberatungsfirma Frost & Sullivan: Allein im Jahr 2000 wurden 52 000 Tonnen Geschmacksverstärker im Tierfutter eingesetzt.
    In Fragen der Heimtiernahrung ist es schwer, unabhängige Empfehlungen zu erhalten. Denn die Tierärzte und Professoren für Tierernährung sind zumeist eng mit der interessierten Industrie verbunden, die Fachliteratur wird zudem von Firmenwissenschaftlern verfasst. So etwa das Handbuch »Klinische Diätetik für Kleintiere«. Das ist das »grundlegende Standardwerk der veterinärmedizinischen Kleintierdiätetik« (Verlagswerbung): Auf der Rückseite ist eingeprägt: »Mit freundlicher Empfehlung von Hill’s«, dem Tierfutter-Multi aus Topeka, Kansas. Die Konkurrenz publiziert das 470-Seiten-Werk »The Waltham book of clinical nutrition of the dog and cat« (»Das Waltham-Buch der klinischen Diätetik von Hund und Katze«) - die Whiskas-Konkurrenz
sozusagen. Und der »Leitfaden« für Tierärztinnen und Tierärzte mit dem Titel »Ernährung für Hund und Katze« wurde von einem Autorenteam verfasst, bei dem eine klare Mehrheit im Sold von »The Iams Company« steht - das Eukanuba-Vademecum gewissermaßen. Die meisten Veröffentlichungen, aus denen die Tierärzte Neues aus ihrem Fachgebiet erfahren, stammen aus dem Kreis der interessierten Hersteller. Nirgends ist der Filz so flächendeckend wie im Veterinärwesen (→ Korruption ).

Heißhunger
    Als Heißhunger wird der überfallartige Zwang zu sofortiger Nahrungsaufnahme bezeichnet. Als Ursache gilt die Unterzuckerung des Körpers oder auch vorangegangene → Diäten . Neuere Untersuchungen zeigen, dass auch Nahrungsbestandteile zu Heißhunger führen können, insbesondere der Geschmacksverstärker → Glutamat . Er kann etwa den Level des Sättigungshormons → Leptin so manipulieren, dass vom → Gehirn der Befehl zur Essensaufnahme erteilt wird, ohne dass wirklich Bedarf besteht.
    Wenn diese → Hormone nicht ordnungsgemäß arbeiten, kann ständiger Heißhunger die Folge sein. Wie etwa bei zwei kleinen Kindern aus Großbritannien: In der Wissenschaft gelten sie als Modell für die Störungen bei der Regulation der Nahrungsaufnahme. Die beiden benahmen sich dauerhaft so, als ob sie am Verhungern wären. Dabei waren sie schon ziemlich gut beieinander: Der Junge wog mit seinen zwei Jahren schon 31 Kilo, das Mädchen mit neun Jahren üppige 94 Kilo. In der Cambridge-Universität wurden die beiden vom Leiter der Abteilung Klinische Biochemie, Stephen O’Rahilly, und seiner Kollegin Sadaf Farooqi untersucht. Bei ihrer Geburt wogen beide gleich viel, alles war im normalen Bereich. Aber ab vier Monaten entwickelten sie einen unstillbaren → Appetit und konnten überhaupt nicht mehr an sich halten, berichteten die Forscher. Es ging, sagt Farooqi, »weit über Völlerei hinaus«. Die Kinder verschlangen Lebensmittel aus dem
Müll, → tiefgefrorene Fischstäbchen direkt aus

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