Die Ernaehrungsfalle
unter Allergien, Asthma oder Neurodermitis leiden. Die Hersteller raten den Eltern, den Arzt zu konsultieren, bevor sie ihrem Kind das Fläschchen mit der Anti-Allergen-Milch geben. Denn auch die hypoallergene Säuglingsnahrung enthält einen Rest von allergieauslösenden Stoffen, die aus der Kuhmilch stammen.
Schon bei der Markteinführung der hypoallergenen Säuglingsnahrung in den USA gab es »Schreckensmeldungen« (Lebensmittelzeitung) über unangenehme Nebenwirkungen: Babys, die den neuen Milchersatz bekommen hatten, begannen zu würgen oder mussten sich übergeben. Einige erlitten gar Schwächeanfälle oder Koliken. In Europa wurde sogar von allergischen Schocks berichtet. Hersteller → Nestlé rechtfertigt sich zwar mit dem Argument, unter den vielen Säuglingen, die die Babynahrung erhalten hatten, seien nur »sehr, sehr wenige« gewesen, die an Nebenwirkungen gelitten hätten. Doch die anhaltenden Berichte, etwa 1991 im renommierten Ärzteblatt The Lancet , über Säuglinge mit Hautausschlägen (»Atopische Dermatitis«) taten ihre Wirkung - zumal der Lancet -Autor vor einem möglichen → anaphylaktischen Schock mit tödlichem Ausgang warnte, verursacht durch Restmengen an Allergie-Auslösern wie Kuhmilch, → Soja oder → Erdnuss in der »allergenarmen« Kindernahrung.
Überdies meldeten sich damals Experten zu Wort: Die Bedeutung der frühkindlichen Anti-Allergie-Nahrung auf die langfristige Entwicklung sei durchaus umstritten. Denn nach neueren Untersuchungen
spiele es schon bei Siebenjährigen überhaupt keine Rolle mehr, ob sie als Säuglinge das Fabrikpulver bekommen haben. Laut Nestlé werden diese Produkte »mit Absicht nicht völlig allergenfrei gemacht«. Kinder in den ersten vier bis sechs Monaten, die nicht teilgestillt sind, sollten sich durch die allergenarme HA-Säuglingsnahrung an die Allergene »langsam gewöhnen«. Diese sogenannte orale Toleranz ermögliche, dass die Kinder später Kuhmilch problemlos trinken könnten. Für Kinder, die bereits eine Kuhmilchallergie hätten, sei die Nahrung jedoch nicht geeignet.
Stillen ist allerdings auch in diesem Fall der beste Schutz vor Allergie, meinen Experten. Ohnehin dürften Kinder, die bereits eine Allergie auf Kuhmilch ausgebildet haben, nicht mit hypoallergener Nahrung gefüttert werden. In diesem Fall kann vielmehr eine Milch auf Sojabasis in Betracht kommen, die jedoch in einigen Fällen auch nicht vertragen wird und überdies unerwünschte → hormonelle Effekte haben kann wie etwa verfrühte Geschlechtsentwicklung. Ersatzmilch ist im Handel unter anderem als »Spezialnahrung« oder »Milch auf pflanzlicher Basis« erhältlich. Für besondere Fälle kann in Apotheken außerdem eine Spezialnahrung (Semielementarnahrung, stark hydrolisierte Spezialnahrung zum Beispiel Alpharé, Nutramigen, Pregestimil, Pregomin) erworben werden, deren Eiweiße noch stärker als in der HA-Nahrung zerlegt sind. Diese Spezialnahrung ist allerdings rezeptpflichtig. Darüber hinaus ist sie recht teuer und hat einen bitteren Geschmack.
Hypothalamus
Der Hypothalamus ist die wichtigste Schaltzentrale im → Gehirn . Das Organ ist nur etwa so groß wie ein Daumennagel, steuert aber zahlreiche Funktionen: Es verbindet die Gefühlszentren mit den Wahrnehmungsregionen und den Körperfunktionen, wie Atmung, Herzschlag, Verdauung. Der Hypothalamus operiert vollständig unterhalb der Bewusstseinsschwelle. Er bringt die unbewussten Körpervorgänge und
das aktive Handeln zusammen. Diese Scharnierfunktion spielt auch beim Essverhalten eine Schlüsselrolle. Daher entscheidet er auch gewissermaßen über die Figur. Der Hypothalamus regelt den → Appetit und das → Hungergefühl , das Körperwachstum, die Gewichtskontrolle. Im Hypothalamus laufen Meldungen über den Ernährungszustand zusammen. Er fällt dann die Entscheidung darüber, ob und was man essen oder trinken soll. → Glutamat spielt dabei eine gewichtige Rolle: Als Neurotransmitter ist es für die Übertragung von Signalen zuständig. Als Nahrungszutat kann der Stoff die Vorgänge im Hypothalamus nach Ansicht von Kritikern manipulieren.
Imitate
Nahrungsimitate stammen eigentlich aus Zeiten der Not und des Mangels. Heute dienen sie in erster Linie der Einsparung von teuren Rohstoffen. Am bekanntesten sind Analogkäse und Formfleischvorderschinken. Das Krebsfleisch-Imitat → Surimi zählt zu den am weitesten verbreiteten Imitaten. Die Amerikaner nennen derlei Imitate »Fake Food«, Falschnahrung. Die
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