Die Ernaehrungsfalle
bekannt seien. Noch am Tag der Sendung, dem 18. Mai 1999, meldete sich der Rechtsvertreter der Herstellerfirma telefonisch. Wenige Wochen darauf beantragte der Anwalt, dem Toxikologen solche Äußerungen gerichtlich untersagen zu lassen. Die Richter am Landgericht Düsseldorf, die sich mit dem Fall Kruse befasst hatten, beschäftigten sich ausgiebig mit der wissenschaftlichen Datenlage. »Seit 1976 wurden insgesamt mindestens 166 Studien zu Aspartam veröffentlicht, von denen 83 Aspartam als aus unterschiedlichen Gründen nicht unproblematisch einstufen.« Dass Aspartam in vielen Ländern zugelassen sei, sei kein Beweis für seine Unbedenklichkeit, meinten die Richter: »Auch Gesundheitsämter können irren. So hat das englische Gesundheitsamt die Übertragbarkeit von → BSE auf den Menschen lange, aber zu Unrecht, in Abrede gestellt. Auch durch die Zulassung eines Stoffs ist seine Unbedenklichkeit noch nicht bewiesen. Das Gericht vermag daher nicht festzustellen, Aspartam sei erwiesenermaßen unbedenklich.« Damit sei auch der Verdacht des Toxikologen Kruse, Aspartam könne einen Beitrag zum Krebsgeschehen leisten, »nicht widerlegt«. Weil aber »ein berechtigtes, erhebliches Interesse der Öffentlichkeit« an dem Thema »Zusatzstoffe in Lebensmitteln« bestehe und die »körperliche Unversehrtheit« ein »Rechtsgut von überragender Bedeutung« sei, müsse gewährleistet werden, »dass sich Wissenschaftler kritisch mit den Entscheidungen der staatlichen Gesundheitsbehörden auseinandersetzen können«. Der Toxikologe Kruse wurde daher freigesprochen.
Kühe
Kühe galten bislang als harmlose Mitgeschöpfe, Lieferanten von → Milch , → Käse , Fleisch. In Zeiten des Klimawandels geraten sie als Emittenten von Treibhausgasen in Misskredit. Ihre Zahl ist groß: 1,3 Milliarden leben mittlerweile auf dem Planeten. Außerdem sind sie ein Reservoir für gefährliche Bakterien vom Typ → EHEC - jedenfalls dann, wenn sie statt Gras artwidriges → Kraftfutter bekommen. In Amerika sind → hormon gedopte Rinder sogar ein Risikofaktor für die Spermaqualität von Hamburgerfreunden.
»Eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Mühe« - was Volkes Stimme im ländlichen Raum schon lange weiß, gilt offenbar auch fürs Klima. Wer weniger → Hamburger und Milchprodukte isst, schützt das Klima - sogar effektiver als durch den Konsum von Lebensmitteln aus der Region. Das ergab eine Studie der Carnegie Mellon University im amerikanischen Pittsburgh. Nach Meinung der Forscher sind die Kühe und die Treibhausgase, die sie ausstoßen, ein bislang unterschätztes Problem in der Klimadebatte. Die Emissionen der Rindviecher waren jahrhundertelang unschädlich - aber die wachsende Zahl der Lieferanten von Hamburgern, Beefsteak, Milch und Käse führt zu einer ernst zu nehmenden Belastung, mit prominenten Klimaschädlingen wie Industrie und Autoverkehr durchaus vergleichbar. Schuld ist natürlich nicht die Kuh an sich, sondern ihre massenhafte Anwesenheit auf unserem Planeten. Die Agrarindustrie hat das Hornvieh, das früher von Gras lebte, an den Verzehr von Kraftfutter und mithin Getreide gewöhnt. Die Politiker in Amerika und Europa haben den hierfür nötigen Mais über Jahrzehnte kräftig subventioniert. Die Folge: Die Kuh-Produkte wurden künstlich verbilligt. Milch, Joghurt. Käse, Rindersteaks, Hamburger sind zum Schleuderpreis zu haben. Insgesamt stoßen Rinder allein in Deutschland jährlich 500 000 Tonnen Methan aus, bis zu 250 Liter pro Tag und Rind. Als verantwortlich gilt der komplexe Verdauungstrakt des Rindviehs. Im Pansen, dem ersten der insgesamt vier Kuhmägen, leben bis zu sieben Kilogramm Mikroorganismen, die die
Nahrung aufspalten - Bakterien, Hefen, Pilze und andere Einzeller. Diese produzieren unter anderem Methangas, und das entlässt die Kuh durch Maul und Hintern dann in die Atmosphäre. Methan hat im Vergleich zu → Kohlendioxid eine 23-mal stärkere Treibhauswirkung.
Schon beim → BSE -Skandal stand die Kuh im Mittelpunkt des Medieninteresses. Und auch da war die artwidrige Fütterung Ursache der krankhaften Fehlentwicklung im Rinderhirn. Die Kunden hätten gern Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren, die auch gesundes Futter bekommen und möglichst in der Nähe leben - in Zeiten der industrialisierten Fleischproduktion für Hamburgerproduzenten und → Super marktketten eine illusorische Vorstellung.
Trotz der → werblichen Beteuerungen über die »Rückverfolgbarkeit« des Fleisches lässt sich nur
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