Die Ernaehrungsfalle
»Fruchtzwerge« und den angeblich besonders gesunden Joghurtdrink »Actimel« herstellt, ein eigenes Gremium gegründet, das
»Institut Danone für Ernährung e.V.«, dem »unabhängige Wissenschaftler« mit internationaler Reputation angehören. Im Vorstand sitzen zum Beispiel der ehemalige DGE-Vorsitzende Professor Günther Wolfram von der Technischen Universität München und der Würzburger Professor Heinrich Kasper. Auch unter den Mitgliedern sind namhafte Kapazitäten: Professor Christian Barth vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, Professor Kurt Baerlocher vom Ostschweizerischen Kinderspital St. Gallen, Professor Heinrich Boeing vom Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, Professor Helmut Erbersdobler von der Universität Kiel, Professor Hans Hauner von der Technischen Universität und Professor Berthold Koletzko von der Ludwig-Maximilians-Universität München, Professor Hans Steinhart von der Universität Hamburg.
Die Verquickungen und freundschaftlichen Verbindungen reichen bis hinein in die staatlichen Behörden: etwa bei der mittlerweile in der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (BFEL) aufgegangenen Karlsruher Bundesforschungsanstalt für Ernährung, die dem Berliner Verbraucherschutz-Ministerium unterstellt ist. Sie ließ sich bei einem Ernährungs-Symposion das abendliche »Sozialprogramm« schon mal von Firmen wie Coca-Cola, Novartis, → Monsanto , Langnese, Unilever oder Dr. Oetker sponsern. Professor Gerhard Rechkemmer, seit 2007 Präsident der staatlichen Forschungseinrichtung, ist sogar, zusammen mit Vertretern von Monsanto, Nestlé, Südzucker, Red Bull und anderen, offizielles Mitglied einer »Task Force« des »International Life Sciences Institutes« (ILSI), einer kampfstarken Lobby-Truppe der Food-Industrie. Der wichtigste → Gentechnik -Experte der Anstalt, Professor Klaus-Dieter → Jany , engagierte sich einst sogar persönlich für den US-Konzern Monsanto und fasste, um dessen Zulassungsantrag für Gen-Soja in Europa zu stützen, den Stand der Forschung zusammen. Jany empfand sich dabei trotz allem als »relativ neutral«. Sein Einflussbereich ist seither noch gewachsen: Seit Sommer 2008 ist er bei der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde → EFSA Vorsitzender des Gremiums für Materialien, die mit Lebensmitteln
in Berührung kommen, Enzyme, Aromastoffe und Verarbeitungshilfsstoffe (CEF) und zudem Mitglied verschiedener nationaler und internationaler Gremien (OECD, WHO) zur Sicherheitsbewertung »neuartiger Lebensmittel«.
Besonders eng sind die Verbindungen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in der Tierernährung. So lässt sich die Vereinigung Österreichischer Kleintiermediziner (VÖK) bei ihren Jahrestagungen gern sponsern, von Firmen wie dem Tierfutterhersteller Royal Canin oder Pharmakonzernen wie Bayer, Novartis und anderen. Die europäischen Universitätsveterinäre (zusammengeschlossen im European College of Veterinary Internal Medicine) ließen ihren Kongress im September 2006 im Amsterdamer Novotel von den Futterkonzernen und Pharmafirmen wie Iams, Royal Canin, Bayer, Hill’s, Novartis, Waltham und InterVet sponsern. Auch die fürs Kleintier zuständige Welt-Veterinärsvereinigung (World Small Animal Veterinary Association, WSAVA) lässt sich bei Kongressen und bei Publikationen aushalten, von Nestlé Purina, von Bayer. Hill’s war Vorzugsförderer (»Prime Partner«) beim Weltkongress der WSAVA im Oktober 2006 in Prag. Nestlé veranstaltete das »Nestlé Purina Nutrition Forum« 2005 in St. Louis (Missouri). Wenn die Universität von Florida ihre jährliche Katzenkonferenz (»The Florida Cat Conference«) im Hilton-Hotel-Konferenzzentrum des Städtchens Gainesville abhält, dann sind die wichtigen Branchengrößen finanziell engagiert: 2006 waren das unter anderem Hill’s, Nestlé Purina, Royal Canin, Iams, auch Novartis, Pfizer Animal Health, Bayer Animal Health. Wenn der deutsche Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) zu einer »Intensivfortbildung« lädt, wie nach Bielefeld vom 16. bis 19. Februar 2006, dann wird das gesponsert vom Pharmaproduzenten Pfizer und dem US-Futterkonzern Hill’s. Die einschlägigen Standardwerke zur Heimtierernährung werden von den Futterproduzenten publiziert. Auch finanziert die Industrie ganze Lehrstühle: Der US-Professor Richard C. Hill beispielsweise ist Inhaber eines firmenfinanzierten Lehrstuhls. Sein Titel lautet: »Waltham Assistant Professor
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