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Die Ernaehrungsfalle

Titel: Die Ernaehrungsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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Öffentlichkeit mitunter jahrelang von Interessengruppen und Professoren nachhaltig beeinflusst. Beispiel: Der Zucker und die Zuckerkrankheit → Diabetes . In der Medizin galt lange die Lehrmeinung, dass der Zucker, das süße weiße Pulver, nichts mit der Zuckerkrankheit Diabetes zu tun habe. Während es für
Laien und auch für Mediziner außerhalb des Ernährungs-Milieus völlig klar war, dass zu viel Süßes den Körper überfordert und schließlich dazu führt, dass Zucker gar nicht mehr verarbeitet werden kann, wurde dies von den maßgeblichen Fachwissenschaftlern an den Universitäten hartnäckig abgestritten. Die Zuckerindustrie hatte daran ihren bescheidenen Anteil. So fand beispielsweise 1998 in Freiburg eine Konferenz statt, die nur dem Zucker und den Süßigkeiten gewidmet war. Veranstalter war die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin. Ergebnis: Es gebe überhaupt »keinen Zusammenhang zwischen dem derzeit üblichen Zucker- und Süßwarenkonsum und irgendwelchen Erkrankungen«, verkündeten die Professoren in einem Buch, in dem die Vorträge der Konferenz zusammengefasst waren. »Weder Übergewicht, Diabetes mellitus oder andere ›lifestyle-related‹-Krankheiten noch eine Unterversorgung mit essentiellen Nährstoffen könnten heute dem Konsum von Zucker angelastet werden«, so die Professoren Reinhold Kluthe aus Freiburg und Heinrich Kasper aus Würzburg in dem Buch (»Süßwaren in der modernen Ernährung. Ernährungsmedizinische Betrachtungen«). Im gleichen Band bekundet Professor Volker → Pudel aus Göttingen († 2009), er habe »überhaupt keinen Hinweis, dass der Verzehr süßer Nahrungsmittel mit dem → Übergewicht in Beziehung steht.« Im Gegenteil. Dicke Menschen nähmen gerade wenig Süßes zu sich, so Pudel. Das Ergebnis war ganz im Sinne der Sponsoren: Die Tagung in Freiburg wurde veranstaltet »mit freundlicher Unterstützung des Lebensmittelchemischen Institutes der Deutschen Süßwarenindustrie«. Natürlich gab es auch damals schon Wissenschaftler, die anderer Auffassung waren. Die wurden allerdings nicht eingeladen.
    Solche Konsensrunden veranstaltete die Akademie öfter: Beim Thema »Alkoholische Getränke in der Ernährungsmedizin« etwa war zuständigkeitshalber die Gesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Brauwirtschaft spendabel, beim Thema »Fleisch in der Ernährung« die Centrale Marketingagentur der Deutschen Agrarwirtschaft (CMA).

    An der Süßwaren-Runde teilgenommen hat auch der Hamburger Professor Dr. Dr. Hans → Steinhart . Steinhart ist einer der Kronzeugen für die Unbedenklichkeit der sogenannten → Transfette in Deutschland, die etwa in Margarine, aber auch → Fast Food, Crackers und dergleichen enthalten sind. Steinhart ließ sich unterstützen vom Forschungskreis der Ernährungsindustrie (FEI) und kooperierte mit Firmen wie → Unilever , Tchibo und Hoffman-La Roche. Und er nahm auch teil an Professor Biesalskis → Glutamat -Konsensusrunden, bei der ersten im Jahre 1996 und bei der Nachfolgeveranstaltung (»Update«) zehn Jahre später, die gleich eine Dosis von einem Pfund Glutamat am Tag für unbedenklich erklärte. Auch der Präsident der → Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) , der Bonner Professor Peter Stehle, nahm an der Update-Veranstaltung teil. Er war auch schon bei der Süßwaren-Runde in Freiburg dabei gewesen.
    Auch Stehles Verband, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die wichtigste fachliche Instanz in Sachen Ernährung in Deutschland, lässt sich ihre Kongresse, wie auch ihre österreichischen und schweizerischen Schwestervereinigungen, von Firmen wie → Nestlé , Danone, Unilever und → Weight Watchers sponsern. Ähnlich verhält es sich mit den Ernährungswissenschaftlern (Ökotrophologen), jenen Experten, meist Frauen, die etwa im Auftrag der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) oder auch auf eigene Rechnung Ernährungsberatung betreiben. Der Verband der Ökotrophologen (VDOE) hat auch »Korporative Mitglieder«, zu denen Firmen wie Danone, Nestlé und Ferrero zählen. Oder die Vereinigung »Die → Dosenköche «, die satirisch anmutet, aber tatsächlich eine echte Lobbyvereinigung ist und das Mitgliedermagazin des VDOE sowie das Zentralorgan der Zunft, Die Ernährungsumschau , mit beigelegten Werbeeinlagen bereichert (»Dellen in der Dose - was tun?«).
    Für die Food-Konzerne ist es sehr wichtig, dass sie die meinungsführenden Fachleute auf ihrer Seite haben. So hat die Firma Danone, die die

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