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Die Ernaehrungsfalle

Titel: Die Ernaehrungsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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Kuh beeinflusst werden. Der → Demeter-Verband jedenfalls, der strengste in der → Bio-Branche , verbietet das Enthornen der Kühe, und nicht nur aus Tierliebe, sondern auch aus Gründen der Gesundheit - beim Menschen. Denn es gebe Hinweise, so der Verband, »dass Demeter-Milch von Hörner tragenden Kühen selbst von Menschen vertragen wird, die auf herkömmliche Milch allergisch reagieren«.
    Manche Eigenschaften der Milch sind eine Folge des ursprünglichen Zweckes der Milch als Hauptnahrungsmittel für das Kalb. Sie
enthält sogenannte Exorphine, die die Stimmung beeinflussen und das Kalb beruhigen, aber auch auf die psychische Entwicklung wirken können. Milch beeinflusst sogar die Träume und den Schlaf: Sie enthält Tryptophan, jenen Serotonin-Vorläufer, der von manchen Ärzten auch verabreicht wird, um Alpträume zu mildern. Als Basis für Fläschchennahrung für den Säugling (→ Säuglingsnahrung ) ist Kuhmilch nach Ansicht von Forschern nicht unproblematisch, da sie besondere → Botenstoffe enthält, die sich an Kälber richten und nicht an Kinder. Auch fürs kindliche Immunsystem seien diese milchbasierten Ersatzprodukte für die → Muttermilch eher ungünstig. Auch → Kindermilch erscheint fragwürdig.
    Die vielen bunten Milchprodukte im → Supermarkt verdanken ihre Existenz, Geschmack, Farbe und Haltbarkeit nicht der Natur, sondern zahlreichen Chemikalien. Milchdrinks, Fruchtjoghurt und Kräuterquark, Sahnedesserts, Milchreis, Pudding: All diese Erzeugnisse werden mit aller Kunstfertigkeit der Food-Industrie konstruiert. Mit den Mitteln der Natur würde ein sogenannter Fruchtjoghurt nicht zwei Wochen in Form bleiben, ein Sahnedessert wäre noch am gleichen Abend zusammengefallen, ein Molkedrink ungenießbar. Vor allem die schnelle Verderblichkeit der Milchprodukte hat zur Folge, dass sie nur mit chemischen Mitteln supermarkttauglich gemacht werden können. Dabei kommen zahlreiche → Zusatzstoffe zum Einsatz. Phosphate (E 339 bis E 343) verbessern die Haltbarkeit von sterilisierter, ultrahocherhitzter und eingedickter Milch und sorgen dafür, dass Milchpulver nicht verklumpt. → Alginsäure (E 400) und Alginate (E 401 bis E 405) machen vor allem die Light- und → Diätvarianten von Milchprodukten cremiger. → Carrageen (E 407) wird in Sahne, aber auch in Eiscreme, Milchgetränken und Desserts eingesetzt. Außerdem findet man es in Trockenmilch. Diät- und Lightprodukten verleiht Carrageen mehr Volumen ohne zusätzlichen Nährwert. → Johannisbrotkernmehl (E 410) wird zum dauerhaften Erhalt der gewünschten Konsistenz in Milchgetränken, in Eiscreme und Sahne eingesetzt. E 473 und E 474 (→ Saccharoseester von Speisefettsäuren und → Saccharoseglyceride ), verhindern, dass Milchprodukte
verderben. Mit → Stickstoff (E 941) oder Lachgas (→ Distickstoffmonoxid , E 942) aufgeschäumte Milchprodukte werden cremig und luftig. Lightprodukte sehen bei gleichbleibender → Kalorienzahl nach mehr aus; auch bei Eiscreme erhöht das Gas das Volumen. Die prominenteste Verwendungsform von Stickstoff im Lebensmittelwesen ist die Sprühsahne. Sie darf auch für Ökolebensmittel verwendet werden. Der → Süßstoff → Aspartam (E 951) wird vor allem in Light-Produkten und DiätLebensmitteln, oft zusammen mit → Acesulfam K (E 950) eingesetzt, etwa in kalorienreduzierten Milchgetränken, Pudding, Jogurt, Quark, Fruchtdesserts, Eiscreme.

Milchaustauscher
    Milchaustauscher bekommen die Kälber in der modernen Viehproduktion anstelle von → Milch von ihrer Mutterkuh. Es handelt sich um Pulver unterschiedlicher Herkunft, wobei nur ein Teil aus Milch gewonnen wird, ein wachsender Anteil aus anderen Quellen, wie etwa → Soja. Milchaustauscher gilt als eine der möglichen Ursachen für die Rinderseuche → BSE.
    Die Ersatznahrung ist für die Kälber zum Teil sehr schwer verdaulich. Sie wird aber von den zuständigen Fachleuten der Universitäten empfohlen - aus Kostengründen. Der mittlerweile emeritierte Fütterungs-Experte Manfred Kirchgeßner von der Technischen Universität München-Weihenstephan wendet sich in seinem Standardwerk zur Tierernährung gegen die Vollmilch fürs Kalb: »Obwohl Vollmilch aus ernährungsphysiologischer Sicht zweifellos ein ausgezeichnetes Futtermittel ist, und damit die Aufzucht mit Vollmilch ein sehr sicheres Verfahren darstellt, sollte der Einsatz von Vollmilch aus kostenmäßigen Überlegungen auf die erste Lebenswoche (Briestmilchperiode) beschränkt bleiben. Größere

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