Die Ernaehrungsfalle
Nervenzellen sogar rückgängig zu machen. Die Aktivität der Nervenzellen und die Gedächtnisleistungen altersschwacher Ratten stiegen nach einer täglichen Zusatzfütterung mit Blaubeeren nach acht Monaten nachweisbar an. Anthocyane und andere Flavonoide sind die verjüngenden antioxidativen Inhaltsstoffe in den Beeren, die auch in vielen Obst- und Gemüsesorten vorkommen.
Daneben aber sind auch noch weitere Substanzen hilfreich: Das sogenannte →Coenzym Q10 etwa, oder Glutathion. Die Aminosäure →Cystein hat ebenfalls ein antioxidatives Potenzial. Glutathion ist in vielen Obst- und Gemüsesorten enthalten, zum Beispiel in Wassermelonen, Spargel, Kartoffeln und Orangen. Auch →Carotine schützen Gehirnzellen. Dabei handelt es sich um gelbe bis orangefarbene →Farbstoffe , die natürlicherweise in vielen Pflanzen vorkommen, heute aber häufig mit den Mitteln der Chemie oder →Gentechnik hergestellt werden. Carotine etwa haben in Gemüsepflanzen die Aufgabe, den grünen Farbstoff →Chlorophyll vor dem oxidierenden Einfluss des Sonnenlichts zu schützen. Diese Wirkung haben sie in der richtigen Dosierung auch für Menschen, sie sollen daher vor Krebs-, Herzgefäßund Nervenerkrankungen schützen. Eine französische Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Gedächtnisleistungen älterer Menschen umso besser sind, je höher die Konzentration der Carotinoide im Blut ist. Die Studienteilnehmer mit den höchsten Carotinoid-Werten schnitten bei der Überprüfung des logischen Denkens bis zu
40 Prozent besser ab als die Teilnehmer mit den niedrigsten Werten. Sie gaben an, täglich frisches Obst und Gemüse zu essen. Karotten, Kohl, →Spinat, Wassermelonen, Tomaten, rote Grapefruit und Aprikosen sind carotinoidreiche Nahrungsmittel. Auch tierische Nahrungsmittel können Carotinoide enthalten: →Eier von glücklichen Hühnern haben doppelt so viele gelbe Farbstoffe wie herkömmliche Eier. Das ergab eine Studie der Charité. Je grüner das Land, desto mehr Carotinoide im Ei.
Die sogenannten Flavonoide und Anthocyane gehören zur Gruppe der Polyphenole, denen ebenfalls eine starke antioxidative Wirkung nachgesagt wird. Tee, Grüner Tee, Rotwein (→Wein) enthalten viel davon. Auch Schokolade enthält antioxidativ wirkende Polyphenole: je bitterer, desto mehr.
Ungezählte Nahrungsbestandteile können vor Oxidation schützen: Selen, →Vitamin C , auch Ascorbinsäure genannt, →Vitamin E. Auch viele Gewürze und Kräuter haben antioxidative Wirkung, so das vielseitig wirksame →Leinöl. Diese Eigenschaften macht sich auch die Nahrungsindustrie zunutze: So wird der →Tiefkühlkost Vitamin C zugesetzt, auch »frische« Fleischwaren werden mit Vitamin C behandelt. Extra-Antioxidantien werden in Form von Pillen und Nahrungszusätzen verbreitet.
Wissenschaftler des Instituts für Lebensmittel- und Umweltforschung in Ahrensburg verglichen die antioxidativen Potenziale von unterschiedlichen Getränken, darunter Rotwein, Grüntee, Cystustee, Kirschsaft und Kamillentee sowie eine Vitamin-C-Lösung in Wasser. Das Anti-Rost-Potenzial wurde mit einer speziellen Methode gemessen und in dem sogenannten Trolox-Wert angegeben. Dabei zeigte die Vitamin-C-Lösung eine antioxidative Kapazität von 5,6 Trolox und lag damit lediglich im Mittelfeld. Auf 1,0 kam der simple Kamillentee, auf 4,8 der Kirschsaft und auf 5,3 der Rotwein. Gegen den Grünen Tee mit seinen 8,5 Trolox hatte die Vitamin-C-Lösung schon keine Chance mehr, und der Cystustee aus Griechenland war sogar um mehr als das Vierfache besser: Er kam auf 23,5 Trolox.
Das Experiment zeigt, dass es in den echten Lebensmitteln eine Vielzahl wirkungsvoller Antioxidantien gibt. Und: Sie haben weniger Risiken und Nebenwirkungen als die Antioxidantien, die den Industrienahrungsmitteln vielfach zugesetzt sind. Das →Beta-Carotin beispielsweise verwandelt sich nämlich in hoher Einzelkonzentration zu einem freien Radikal und kann im Körper Schaden anrichten. Und auch das als besonders emsiger Radikalefänger gefeierte Vitamin C hat sich in hohen Konzentrationen als potenter Schadstoff entpuppt. Doch gerade Ascorbinsäure wird den industriellen Lebensmitteln massiv als Antioxidans und →Konservierungsmittel beigefügt. Daneben wird eine Fülle von weiteren →Zusatzstoffen als Antioxidantien eingesetzt: →Curcumin etwa, die sogenannten Chlorophylle, →Lycopin oder →Beta-Apo-8’- Carotinsäureester. Oder E 162, ein natürlicher, roter bis dunkelroter Farbstoff, der als Extrakt aus
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