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Die Ernaehrungsfalle

Titel: Die Ernaehrungsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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Hirnchemie und menschliche Ernährung an der University of North London meint, dass diese guten Fette in der Evolution des menschlichen Gehirns eine zentrale Rolle spielten. Erst durch adäquate Nahrung, mit diesen Omega-3-Fetten, konnte das menschliche Gehirn die heutige Größe erreichen. Auch →Milch und Fleisch können
hohe Mengen dieser guten Fette enthalten - bei entsprechender Fütterung der Tiere. Die wilden Verwandten der →Kühe, die Büffel in Busch und Savanne, hatten üppige 30 Prozent an Omega-3-Fetten in Milch und Fleisch, wie eine schon 1968 im Wissenschaftsblatt Lancet veröffentlichte, aber seitdem in Vergessenheit geratene Studie ergab.
    Der Verzehr dieser Fette ist seit etwa 150 Jahren rückläufig. Das liegt an der »industriellen Nahrungsproduktion«, so der deutsche Omega-3-Forscher Peter Singer. Die industriellen Fütterungsmethoden in der Landwirtschaft haben die Omega-3-Gehalte gesenkt. Auch andere Forscher machen das »Agribusiness« für den Rückgang verantwortlich. Artemis P. Simopoulos, Präsidentin des Zentrums für Genetik, Ernährung und Gesundheit in Washington D.C., meint: »Die moderne Landwirtschaft mit ihrem Schwerpunkt auf den Produktionsmengen hat den Omega-3-Gehalt in vielen Lebensmitteln vermindert.« Das gilt für Fleisch, Milch, →Eier und Geflügel, ja sogar Fische aus Aquakulturen: Diese haben bis zu 30 Prozent weniger Omega-3-Fette als ihre wild lebenden Kollegen.
    Die Folgen der mangelnden Versorgung sind drastisch: »Wenn wir zu wenig Omega-3-Fettsäure zu uns nehmen, sind die Folgen verheerend«, sagt Crawford. »Die Kapazität des Gehirns nimmt nicht mehr länger zu, sondern tatsächlich ab.« Außerdem gehe der Rückgang beim Verzehr dieser Fette »Hand in Hand mit einem Aufschwung von Funktionsstörungen unseres Gehirns, einer Zunahme mentaler Erkrankungen und niedrigen Intelligenzquotienten.« Viele Persönlichkeitsstörungen gehen häufig mit einem Mangel an solchen Fetten einher. »Ich glaube, ein erhöhter Omega-3-Anteil in unserer Ernährung könnte bewirken, dass →Depressionen und andere psychiatrische Erkrankungen seltener vorkommen«, sagt Andrew Stoll, Professor an der Harvard Medical School im US-Bundesstaat Massachusetts. Bei manisch-depressiven Patienten, bei hyperaktiven Kindern, ja sogar bei chronisch aggressiven Straftätern bewirkten simple diätetische Maßnahmen überraschende Verbesserungen. Auch bei Schizophrenie brachte die Behandlung mit solchen Fetten oft eine deutliche Besserung.
Wenn mehr von diesen Fetten verzehrt würde, wären die Menschen glücklicher, glaubt Stoll. Die Omega-3-Fettsäuren haben einen Wohlfühleffekt im Gehirn, weil sie den Spiegel der Botenstoffe Dopamin, Norepinephrin und Epineprin erhöhen und Serotonin besser an die Rezeptoren andockt. Auch bei Multipler Sklerose sehen die Forscher eine Zusammenhang mit Omega-3-Fetten: Die Krankheit tritt beispielsweise in Norwegen an der Küste seltener auf als im Landesinneren. Die Küstenbewohner essen mehr Fisch und damit die »guten« Fette.
    Pharmafirmen erhoffen sich ein großes Geschäft mit Nahrungszusätzen, die aus Fischabfällen oder auf rein chemischem Wege gewonnen werden. Kritiker sehen diese Zusätze allerdings mit Skepsis. Denn selbst Omega-3-Fettsäuren können im Übermaß schaden, die Blutgerinnung beeinflussen und zu spontanen Blutungen führen. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wurde bei Überdosierung ein »erhöhter Cholesterinspiegel, eine Beeinträchtigung der natürlichen Immunabwehr, insbesondere bei älteren Menschen, sowie eine erhöhte Blutungsneigung beobachtet«. Außerdem könnten »unter bestimmten Bedingungen Herzrhythmusstörungen gefördert werden«.

Optifast
    Optifast ist ein an vielen Universitäten vertretenes Unternehmen, das Programme zur Gewichtsreduktion verkauft. Die international verbreitete Marke gehörte bis 2006 zum Novartis-Konzern und wurde dann vom weltgrößten Nahrungs-Multi →Nestlé übernommen. »Das Gewichtsmanagement ist ein Wachstumsgeschäft«, begründete der Nestlé-Geschäftsbericht im Jahr darauf den Ankauf. Abnehmen nach der Optifast-Methode kostet 3000 Euro im Jahr.
    Optifast-Zentren gibt es in mehreren deutschen Universitäten, von namhaften Professoren im Nebenerwerb getragen. Dabei erscheinen die Niederlassungen der Nestlé-Tochter mitunter wie Einrichtungen der Universitäten. Das Optifast-Zentrum Heidelberg wirbt mit dem
Logo der ehrwürdigen Universität und dem Schriftzug

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