Die Ernaehrungsfalle
Bakterien, die es braucht, um die Speisen zu verarbeiten.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Frage nach der Zukunft der Nahrung, vor allem die Rolle der Gentechnik. Bei Nestlé wird die Gentechnik ungeachtet der Kundenwünsche hoch geschätzt. Zwar bietet der Konzern in Deutschland mit seinen widerspenstigen Kunden keine Gen-Produkte mehr an, doch die Firmenspitze lässt seit Jahren keine Zweifel an ihrer ideologischen Ausrichtung. Schon der langjährige Nestlé-Chef Helmut Maucher hatte sich gern, quer zur Kundschaft, für die Genmanipulation an Nahrungsmitteln ausgesprochen. Und auch sein Nachfolger, Peter Brabeck-Letmathe, ließ keinen Zweifel daran, dass ihm die Mehrheitsmeinung eher schnuppe ist. Brabeck-Letmathe kritisierte etwa 2007 in einem Interview die Ablehnung im Volke: Es sei falsch, eine Technologie zu verurteilen, nur weil sie ein Risiko berge. Der Konsument werde die Vorteile der Gentechnik noch zu schätzen lernen. Die Technologie sei in Europa erfunden worden. »Statt stolz darauf zu sein, verschmähen wir sie und überlassen leichtfertig Amerikanern, Chinesen und Brasilianern das Feld«, beklagte er. Und verkündete kühn: »An Gen-Produkten ist noch keiner
gestorben, an Bio-Produkten schon.« Von der Naturliebe der Verbraucher hielt er auch nichts: »Wenn wir alles der Natur überlassen, sind wir bald nicht mehr hier.« Die Vorbehalte deutscher Verbraucher bezeichnete er als »deutschen Romantizismus«.
Nestlé unternimmt vieles, um den Nutzen seiner Produkte wissenschaftlich zu untermauern. Die Firma vergibt zahlreiche Forschungsaufträge. Nestlé unterstützt als Sponsor Tagungen etwa von Ernährungsmedizinern, hilft auch dem Verband der Oecotrophologen als »Korporatives Mitglied«. An zahlreichen deutschen Universitäten gibt es sozusagen Nestlé-Filialen: Die Abnehmfirma →Optifast, die Nestlé von dem Schweizer Pharmamulti Novartis übernommen hat, ist in viele Universitäten integriert, Professoren betreiben die Geschäfte, oft wirkt die Nesté-Niederlassung wie eine universitäre Einrichtung. Auch bei den politischen Entscheidungsgremien macht der Konzern seinen Einfluss geltend. So etwa im →Codex Alimentarius, einem Gremium der Vereinten Nationen, in dem die weltweiten Standards für die Lebensmittelgesetzgebung gesetzt werden. Der Konzern ist häufig bei den Sitzungen dabei, auch als Mitglied in der offziellen Schweizer Delegation. Der Firmen-Delegierte kann so für die Schweiz sprechen wie ein offizieller Vertreter der Regierung. Nestlé ist auch im politischen Geschäft gut vertreten. So hat der frühere Nestlé-Chef Helmut Maucher an den früheren CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl 500 000 Mark gespendet. Maucher zog durch markige Äußerungen mitunter den Unmut der Konsumenten auf sich, etwa als er 1997 sozial benachteiligte Randgruppen als »Wohlstandsmüll« beschimpfte, was als »Unwort des Jahres« ausgewählt wurde.
Neuland
Neuland ist ein Verband, der sich um artgerechte Tierhaltung bemüht. Er wurde 1988 vom Deutschen Tierschutzbund, dem Bund für Umwelt- und Naturschutz in Deutschland (BUND), der Verbraucherinitiative, der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft und
dem Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen gegründet. Bei Neuland darf ein Schweinemäster maximal 650 Mastplätze haben, beim Geflügel sind es 6000 Hähnchen, 2000 Puten, 2000 Enten, 2000 Gänse. Bei den Legehennen sind höchstens 10 000 zulässig. Die Rinder (maximal 200 Mutterkühe und 150 Mastplätze) müssen während der Saison auf die Weide zum Grasen - was bei den →Bioverbänden keineswegs die Regel ist. Nachteil: Die Neuland-Tiere müssen nicht unbedingt Bio-Futter bekommen.
Niacin
Siehe Vitamin B 3
Nisin (E 234)
Nisin ist ein Lebensmittelkonservierungsstoff. Über schädliche Wirkungen ist bislang nichts bekannt.
Noppen, Karel van
Der belgische Amtstierarzt Karel van Noppen ist eine Symbolfigur für den schwierigen Kampf der Behörden gegen kriminelle Praktiken in der Agro-Industrie. Er hatte in den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts gegen die →Hormonmafia ermittelt. Im Februar 1995 wurde sein Mercedes 190 auf der Straße gestoppt. Van Noppen musste aussteigen und wurde auf freiem Feld mit drei Schüssen hingerichtet. Erst sieben Jahre später wurden die Verantwortlichen verurteilt. Der Veterinär hatte vor seinem Tod einen Untersuchungsbericht über die Zustände in Belgiens Fleischwirtschaft geschrieben: Zwei Drittel aller Rinder und 90 Prozent aller Kälber
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