Die Ernaehrungsfalle
wirklich erfolgreich. Die Suche nach der Pille gegen den Speck wird erschwert durch mangelhafte Kenntnisse der Forscher über die Gewichtsregulation des Körpers. Daran sind nach bisherigen Erkenntnissen eine Fülle von →Hormonen und →Botenstoffen beteiligt. Eine Einflussnahme mittels ausgewählter Wirkstoffe in einer Pille scheint bisher wenig aussichtsreich.
»Bevor wir eine wirksame Medizin entwickeln können, um die Epidemie der Fettleibigkeit zu stoppen, müssen wir wissen, wie die körpereigenen Hormone den → Appetit und das Körpergewicht regulieren«, sagt Professor Jonathan Seckl, Molekularmediziner an der Universität im schottischen Edinburgh. Die Steuerung des Körpergewichts ist für den Organismus von elementarer Bedeutung, eine Manipulation daher nur sehr schwer möglich. »Es gibt kaum eine Aufgabe des → Gehirns , die von größerer Bedeutung für das Überleben ist, als uns gut genährt und in angemessenem Nährwertstatus zu halten«, sagt der Wissenschaftler Christian Broberger von der Abteilung für Neurowissenschaften am Karolinska Institut in Stockholm. Die bisherigen Produkte hatten daher keine zufriedenstellende Wirkung. Die Abspeckpille Reductil des US-Pharmaunternehmens Abbott etwa (Wirkstoff: Sibutramin, Slogan: »Einfach schneller satt«) kann zu Herzrasen, Bluthochdruck und manchmal auch zu Abhängigkeit führen. Sie wurde 2002 in Italien vom Markt genommen, weil zwei Anwender starben. Xenical, eine Fettlösepille des Pharmariesen Hoffmann-La Roche, führt → Fett ab - zugleich aber auch die fettlöslichen Vitamine.
Große Hoffnungen setzten die Forscher in das sogenannte Schlankheitshormon → Leptin , das berühmteste der neuen Gewichts-Hormone. »Die Leute glaubten, man hätte bald eine Wunderpille gegen → Übergewicht «, erinnert sich Jeffrey Friedman von der New Yorker Rockefeller Universität, der das Leptin 1994 entdeckt hatte. Für 80 Millionen Dollar verkaufte die Universität das Patent an die kalifornische Bio-Tech-Firma Amgen. Die Forscher überall auf der Welt überschlugen sich in der Folge fast vor Eifer. Im Jahre 2002 waren schon 5000 wissenschaftliche Studien publiziert, zwei Jahre später 8800. Im Jahr 2007 schlugen Forscher von der Universität von Buckingham sogar vor, den Stoff ins Säuglingsmilchpulver zu kippen, als lebenslang wirksame Vorbeugung gegen Übergewicht (→ Säuglingsnahrung ). Gut, dass sie es nicht taten. Denn: Hohe Leptinwerte können unter anderem auch mit Asthma sowie mit Multipler Sklerose einhergehen. Oder zu vorzeitiger Pubertät führen.
Doch nun haben die Forscher neue Kandidaten für die Schlankheitspille gefunden. Der neue Wirkstoff, der Fettzellen in Luft auflösen kann, findet sich ausgerechnet in Butter und → Sahne . Er ist ein Bestandteil des Milchfetts: die Konjugierte Linolsäure (→ CLA) . »CLA ist ein sehr effektiver Abnehm-Nährstoff«, so der US-Ernährungswissenschaftler Byron Richards. 2009 erhielt ein CLA-Produkt die Zulassung für den chinesischen Markt - die Herstellerfirma jubelte.
Eine späte Karriere startete auch → Clenbuterol als Schlankheitspille für Hollywoodstars: Sie schätzen es als Fat-Burner und nennen es »Celebrity Diet Secret«: das Abnehm-Geheimnis der Prominenten. Es gilt als »Wunderpille« - allerdings mit potenziell gefährlichen Konsequenzen, so das amerikanische Fashion-Blatt W-Magazine . Das Clenbuterol-Medikament wird von dem Pharmakonzern Boehringer Ingelheim hergestellt und unter dem Namen Spiropent (Szene-Kürzel: »Spiro«) als Asthmamittel verkauft. Zu den medizinisch bekannten Nebenwirkungen zählen: Kopfschmerzen; Erhöhung des Blutzuckerspiegels; Herzklopfen; Überempfindlichkeitsreaktionen mit Hautreaktionen, wie zum Beispiel Rötung, Ausschlag, Juckreiz, Quaddelbildung; Blutbildveränderungen, bei denen sich die Zahl der für die Blutgerinnung wichtigen Blutplättchen stark verändert; Verminderung des Kaliumspiegels im Blut (Hypokaliämie) mit Symptomen wie Benommenheit, Muskelschwäche, Magen-Darm-Beschwerden, Verstopfung, Herzrhythmusstörungen.
Der Kieler Professor Michael Hermanussen hat auch eine Pille gefunden, die beim Übergewicht helfen könnte. Zumindest bremste sie bei seinen Patienten die Gefräßigkeit. Nicht über Nacht, aber im Tagesverlauf. Hermanussen: »Die fangen am Morgen an und sind schon am Abend weniger hungrig.« Seine Patienten hätten binnen zwei Monaten zwischen sieben und 15 Kilogramm abgenommen. Es ist eigentlich ein Medikament gegen die
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