Die Ernaehrungsfalle
bevorzugt, die warmen Mahlzeiten werden sehr lange und weich gekocht, was einen erheblichen Verlust von Nährstoffen mit sich bringt.« Nicht zu vergessen schließlich, dass hierzulande viele ältere Menschen vereinsamen und sich ihr Essen allein zubereiten und es auch allein essen müssen.
Laut Ernährungsbericht verweigern die Betagten die Nahrungsaufnahme oft auch aufgrund schlechter Erfahrungen nach dem Genuss: »Übelkeit, Unwohlsein, Völlegefühl, Erbrechen.« Die Mahlzeiten in Krankenhäusern und Pflegeheimen sind, wie auch das »Essen auf Rädern«, immer häufiger → tiefgekühlt , vorgekocht, mit den fabrikkostüblichen Ingredienzen, Geschmacksverstärkern, → Aromen , → Emulgatoren . Kein Genuss, wenig Nährwert. Mangelhafte Qualität der Heimverpflegung konstatierte schon der Ernährungsbericht der deutschen Bundesregierung von 1996: »Die Speisepläne in Seniorenheimen erfüllen oft nicht die Grundvoraussetzung für eine bedarfsgerechte Versorgung mit Energie- und Nährstoffen«, so die Studie, die von der → Deutschen Gesellschaft für Ernährung ( DGE) erarbeitet wurde. Sie bemängelte beim Nahrungsangebot in Heimen und Hospitälern unverkennbare »Defizite«, sowohl »hinsichtlich des Geruchs, Geschmacks und Aussehens als
auch im Hinblick auf den Nährstoffgehalt«, was »zur unzureichenden Nahrungs- und Nährstoffaufnahme beitragen« könne.
Die um die unterernährten Senioren besorgten Mediziner haben offenbar die Hoffnung aufgegeben, mit der üblichen Hospital- oder Heimkost die Alten wieder aufpäppeln zu können. Wenn sie keinen Appetit haben, essen die älteren Herrschaften einfach nichts. Die Gegenstrategien sind oft ebenso originell wie kunstvoll: Die US-Psychologin Susan Schiffman etwa erprobte im Altenheim von Durham im Bundesstaat North Carolina einen besonderen Trick - Aromen aus dem Chemielabor: »Auch wenn es komisch klingt, warum sollten wir nicht ein Hühnchen, bevor wir es zubereiten, über Nacht mit Hühnchenaroma marinieren, wenn es älteren Menschen dann besser schmeckt?« Deutsche und Schweizer Mediziner haben nach eigenem Bekunden mit Flüssignahrung verblüffende Erfolge erzielt: Die Alten bekommen einen genau abgestimmten Nährstoffcocktail. Und sind damit nicht mehr darauf angewiesen, was ihnen täglich auf dem Teller so vorgesetzt wird. Ergebnis dieser liquiden Leckereien, so ergaben Studien in Heidelberg und in der Schweiz: eine deutliche »Besserung der körperlichen Verfassung«, ja sogar eine geringere Sterblichkeitsrate.
Sex
Seit Langem wird die Frage erörtert, wie mittels Nahrung (»Aphrodisiaka«) das Sexleben gefördert werden könnte. Nicht berücksichtigt wurde dabei der Umstand, dass die Nahrung Sexualität und Fortpflanzung auch behindern könnte. Vor allem die zunehmende Verbreitung von Chemikalien in der Nahrung könnte dafür mitverantwortlich sein, dass häufig Flaute herrscht in Schlafzimmern und immer mehr Paare über unerfüllten → Kinderwunsch klagen.
Die heute 25-Jährigen haben nur noch halb so oft Sex wie ihre Eltern, oft sogar noch weniger: Vor 30 Jahren hatten junge Männer noch 18 bis 22 Mal Sex im Monat, jetzt seien es nur noch vier bis zehn Mal.
Das ergab eine Studie von Frank Sommer vom Lehrstuhl für Männergesundheit an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf unter 10 000 Leuten. Nach einer Studie der Universität von Chicago hatten ein Drittel der Frauen und ein Viertel der Männer angegeben, im vergangenen Jahr gar keinen Sex gehabt zu haben. Es gibt sogar schon eine Gruppe von Menschen, die wollen gar keinen Sex mehr, die → Asexuellen.
Es mehren sich wissenschaftliche Hinweise, dass diese Veränderungen auch eine → hormonelle Ursache haben. Denn viele Stoffe in Nahrung und Umwelt können Veränderungen im Fortpflanzungssystem zur Folge haben. Dabei gibt es überraschende Zusammenhänge zwischen den → Botenstoffen, die für Nahrungsaufnahme, → Appetitsteuerung , Gewichtsregulation und Sexualität sowie Fortpflanzung zuständig sind. All dies wird über das → Gehirn gesteuert, vermittelt über Hormone, Botenstoffe, Neurotransmitter.
Viele Inhaltsstoffe der modernen Supermarkt-Nahrung können als → Hormonstörer wirken. Dazu zählen die → Pestizide , die beim Anbau zum Einsatz kommen, viele → PlastikBhormone aus der Verpackung, Verunreinigungen und Zusätze wie → Aluminium, aber auch → Zusatzstoffe. So wirkt etwa der → Süßstoff →Aspartam ebenso wie der Geschmacksverstärker → Glutamat direkt auf den
Weitere Kostenlose Bücher