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Die Ernaehrungsfalle

Titel: Die Ernaehrungsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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bei internationalen Organisationen und privaten Gruppen regelmäßig auf heftige Kritik. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich mehr als 1,5 Millionen Kinder, weil sie Flaschenmilch bekommen. Ursache sei das verschmutzte Wasser in den Entwicklungsländern, mit dem das Milchpulver angerührt wird.
    Als Säuglingsnahrung gelten spezielle Lebensmittel für Babys in den ersten Lebensmonaten. Sie sind Ersatz für Muttermilch. Säuglingsanfangsnahrung, im Handel auch als »Pre« oder »Anfangsnahrung« oder »Erstmilch« bezeichnet, basiert im Allgemeinen auf →Kuhmilch. Sie ist durch Zusatz verschiedenster Nährstoffe in ihrer Zusammensetzung der Muttermilch angepasst. Allerdings ist sie der Muttermilch keineswegs ebenbürtig hinsichtlich der Stärkung des Immunsystems, der geistigen Entwicklung und des Schutzes vor →Allergien und →Übergewicht. Auch Säuglingsanfangsnahrung mit der Bezeichnung »1« kann von Beginn an gefüttert werden. Sie ist aufgrund von Zusätzen, wie Maltose, Saccharose, Maltodextrin, Glucosesirup und glutenfreier Stärke, sämiger und sättigender und soll dazu führen, dass Babys früher durchschlafen. Säuglingsfolgenahrungen (im Handel mit einer »2« und »3« gekennzeichnet) sind für Säuglinge vom 5. bis 8. Lebensmonat bzw. darüber hinaus konzipiert. Sie sind etwas gehaltvoller als »1«-Nahrung und mit weiteren Vitaminen und Mineralstoffen angereichert, bieten ansonsten aber keine ernährungsphysiologischen Vorteile. Fachleute halten Folgenahrung darum für entbehrlich. Daneben gibt es für Kinder ab dem 5. Monat, die nicht mehr ausschließlich gestillt oder mit der Flasche gefüttert werden,
zahlreiche Breie und Flocken aus der Tüte zum Anrühren oder fertig aus dem Gläschen. Fachleute raten von solchen Breien jedoch aus Gründen der Allergieprophylaxe ab. Besser geeignet seien reine, speziell für Säuglinge vorbehandelte Vollkornflocken, die zur Selbstherstellung von Babybrei mit und ohne →Milch geeignet sind. Manche der neuen Produkte, die Nestlé-Alete oder Milupa entwickeln, versprechen wahre Wunder: Sie sollen Kinder intelligenter machen, ihre Sehkraft und das Immunsystem stärken, Durchfall und allerlei Krankheiten vorbeugen. Andere sollen Eltern und Kinder von den kleinen Alltagssorgen befreien: das Bäuerchen nach dem Essen, die Verdauungsprobleme lindern, die zu nachhaltigem Schreien führen können. Solche Erzeugnisse halten Experten zumeist für unnötig.
    Die Erstlingsdrinks für die Kleinen von den verschiedenen Firmen unterscheiden sich nicht wesentlich voneinander. Alle enthalten um die 30 Zutaten, von Molkenpulver über pflanzliche Öle und Fette bis hin zu einem Mix aus Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Produkte mit der Bezeichnung »Pre« sind sehr dünnflüssig und enthalten nur Milchzucker als Kohlenhydrat. Sie seien für das Baby in den ersten sechs Monaten als alleinige Nahrung ausreichend und können auch darüber hinaus als Ergänzung zur Beikost gegeben werden, sagen Kinderernährungsexperten. Dabei schadet die Kunstmilch dem Baby nicht unmittelbar, vorausgesetzt, sie wird hygienisch einwandfrei zubereitet. Während noch vor 80 Jahren Flaschenkinder fünfmal häufiger starben als Stillkinder, gibt es diese Unterschiede heute nicht mehr.
    Die →Werbung für Flaschenkost ist in der Welt der werdenden Eltern allgegenwärtig. Milchpulver, Fläschchen und Schnuller werden in Zeitschriften wie Eltern , Ja zum Baby oder Mein Baby , aber auch in Fachzeitschriften für Ärzte und Hebammen angepriesen. Zwar heißt es im »Säuglingsnahrungs-Werbegesetz«, dass es außer in Fachzeitschriften verboten ist, »Werbung für Säuglingsanfangsnahrung oder Folgenahrung zu betreiben, die die Verbraucher durch Verteilung von Proben, Abgabe kostenloser oder verbilligter Erzeugnisse oder andere
indirekte Kaufanreize zum Kauf anregt«. Doch in den Krankenhäusern wird regelmäßig dagegen verstoßen - von allen namhaften Firmen. Von Sanktionen oder Strafen ist bislang nichts bekannt geworden. Das Welt-Kinderhilfswerk Unicef fordert immer wieder, dass Werbung für Flaschenmilch zur Babyernährung verboten werden sollte, etwa in einem gemeinsamen Report mit der Hilfsorganisation Save the Children und der britischen Stiftung National Childbirth Trust (NCT), der im Sommer 2007 veröffentlicht wurde: Die Reklame werde »cleverer und aggressiver« und nutzte Schlupflöcher in der bisherigen Gesetzgebung, die die Werbung für den

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