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Die Ernaehrungsfalle

Titel: Die Ernaehrungsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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wie Tütenpüree, Instantnudeln und 5-Minuten-Terrinen, hat zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte völlig neue Kriterien eingeführt. Das globale industrielle System der Nahrungsproduktion hat weniger die menschliche Lebenserwartung im Sinn als das »Shelf Life«. Dafür gibt es chemische Hilfsmittel, → Konservierungsstoffe , ganz neue, künstliche Zutaten, maßgeschneidert für die Bedürfnisse des industriellen Food-Business. Die meisten Chemikalien und → Zusatzstoffe dienen diesem Ziel. Die → Farbstoffe beispielsweis dienen häufig dazu,
die Produkte für ein langes Leben im Regal ansprechend aussehen zu lassen. Die → Aromen und Geschmacksverstärker sollen den Geschmack, der schnell verblassen würde, länger erscheinen lassen. Konservierungsstoffe sollen Bakterien bekämpfen, → Emulgatoren und → Stabilisatoren sollen die Produkte in Form halten. Auch die Überfrachtung der Nahrung mit → Zucker dient unter anderem diesem Ziel: Zucker ist nicht nur der billigste Brennstoff, den die Food-Fabriken bekommen können, er hält auch im Supermarkt nahezu unbegrenzt - und konserviert die Nahrung. Auch die Verpackungen dienen, jenseits des Marketings, diesem Zweck. Nebenwirkung: Die Kunststoffe aus vielen Verpackungen können als → Plastikhormone wirken, als heimliche → Dickmacher und Störer der Fortpflanzung.
    Zahlreiche andere Zusätze dienen der längeren Haltbarkeit: das industrielle Aroma etwa. Aroma ist billiger als echter Geschmack - und länger haltbar: Während echter Erdbeergeschmack schnell verfliegt, hält sich der Kunstgeschmack im Joghurt so lange, wie es die Supermärkte gernhaben. Viele andere Zusatzstoffe sollen das Produkt im Regal lange fit und ansehnlich erhalten. → Carrageen beispielsweise ist in nahezu jeder → Schlagsahne im Supermarkt enthalten, es verhindert das Aufrahmen und verlängert die Haltbarkeit (Biosahne ist hingegen carrageenfrei). Ein Zusatzstoff namens → Beta-Apo-8’-Carotinal kann Lebensmittel vor Zerstörung durch aggressive Sauerstoffverbindungen schützen, das → Fett so vor dem Ranzigwerden bewahren und die Haltbarkeit erhöhen.
    Auch Säuren sind Diener des Shelf Life: → Zitronensäure , → Sorbinsäure , → Benzoesäure , → Milchsäure und viele andere. Damit eine → Kartoffel , die aufgeschnitten binnen Minuten braun wird, in ein dauerhaltbares Püreepulver verwandelt werden kann, nimmt der Technologe eine Zutat mit der Nummer E 223, → Natriummetabisulfit . Folge: Schwefelfressende Bakterien können im → Darm wachsen. Phosphate verbessern die Haltbarkeit von sterilisierter, ultrahocherhitzter und eingedickter → Milch und sorgen dafür, dass Milchpulver nicht verklumpt. Säureregulatoren, → Stickstoff , Lachgas (→ Distickstoffmonoxid ), →Designerstoffe aller Art verlängern
ebenfalls die Lebensdauer der Produkte im Regal, die Lebensdauer der Menschen nicht unbedingt.
    Zu den umstrittensten Dienern der Haltbarkeit zählen die industriellen → Transfette , auf den → Etiketten mitunter als »gehärtete Fette« erkennbar. Die schädlichen Transfette gibt es eigentlich gar nicht, jedenfalls nicht in der Natur. Sie wurden von der Industrie 1903 erfunden, weil sie haltbarer waren und für ihre Zwecke besser geeignet. In den USA sollen sie am Tod von 30 000 Menschen jährlich schuld sein.
    Was die Haltbarkeit einschränkt, wird eliminiert, etwa die sogenannten → Omega-3-Fette , auch → PUFAs genannt (»Polyunsaturated Fatty Acids«, mehrfach ungesättigte Fettsäuren). Die sind fürs → Gehirn lebensnotwendig - aber in der Nahrungsindustrie unerwünscht, weil sie nicht so haltbar sind, wie die Supermarktketten sich das wünschen. → Vitamin E ist gleich ein doppeltes Opfer des Shelf Life: Die Aufnahme von Vitamin E im Körper ist im Darm an die Aufnahme mehrfach ungesättigter Fettsäuren gekoppelt - doch die wurden eliminiert. Es wäre eigentlich auch häufiger in der Nahrung anzutreffen, in Vollkornbrot beispielsweise. Doch der Keimling, der das wertvolle Vitamin enthält, wird oft entfernt: ebenfalls wegen der Haltbarkeit. Nur → Biobäcker lassen den vitaminhaltigen Keimling drin.
    Schon bei den → Babygläschen hat das Shelf Life Folgen. Damit die Produkte drei Jahre haltbar sind, was mit echten Karotten und Kartoffeln niemals zu schaffen ist, werden die Gläschen nach der Zubereitung sterilisiert, also bis zu 45 Minuten bei 120 Grad erhitzt. Die Folge: Vitaminschwund. Dabei sind die Verluste an → Vitamin C doppelt so

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