Die Ernaehrungsfalle
auch andere Firmen so, in Frankreich und auch in Deutschland. Seit dem → BSE -Skandal ist die Öffentlichkeit auf die Praktiken der Branche aufmerksam geworden, und so sind zumindest die großen Firmen wie Vion und Rendac jetzt sehr auf ein neues, sauberes Image bedacht. Die Branche, so scheint es, hat aus den Skandalen gelernt. So möchte Rendac nicht als Zulieferer für Heimtierfutter in Erscheinung treten; Rendac holt nur die Abfälle aus den Schlachthöfen. Dann werden sie in den Rendac-Werken zu gesichtslosem Mehl verarbeitet, zu Fetten und allerlei Zusätzen - und verlassen die Fabrik als hochmoderner, gesunder Zusatz aus dem Hause Sonac. Sonac gehört auch zum Vion-Konzern, verkörpert aber eher die reinliche Seite. Sonac hat blitzsaubere Prospekte gestalten lassen, für all die Produkte wie Geflügelfleischmehl, Blutmehl, Fleischmehl, die Rohstoffe für die Haustierfutterindustrie. Selbst das Mehl aus Hühnerfedern (»Sonac Kerapro Federmehl«) wirkt im Sonac-Prospekt höchst appetitlich.
Vitamin A
Vitamin A findet sich vor allem in Leberwurst, in geringeren Mengen auch in Kaviar und →Käse. Es ist wichtig für das Immunsystem, vor allem in Entwicklungsländern sterben viele Kinder, weil ihre Körperabwehr zu schwach ist. Umstritten ist ein gentechnisch veränderter Reis, der Vitamin A enthält (»Golden Rice«) und die Versorgung in
armen Ländern verbessern soll. Kritiker sehen darin nur eine PR-Maßnahme zur Akzeptanzförderung der → Gentechnik .
Vitamin A zählt zu den chemischen Stützen der Immunabwehr und fördert zudem die Regeneration von Körperzellen. In Mund, Atemwegen, Magen und → Darm hält es die Schleimhäute intakt, in den Augen wird es für die Herstellung des Sehfarbstoffs Rhodopsin gebraucht. Vitamin A ist schließlich ein wirksamer Radikalefänger, der den Körper vor aggressiven Sauerstoffverbindungen schützt. Vitamin-A-Mangel tritt fast nur in Entwicklungsländern auf, in Industrieländern kaum. Denn das Vitamin kommt überwiegend in tierischen Nahrungsmitteln vor, von denen etwa in Mitteleuropa und Amerika mehr als genug verzehrt werden.
Natürliche Vitamin-A-Quellen (Angaben in Milligramm auf 100 Gramm Nahrungsmittel):
Leberwurst (fein) 5,3
Leberwurst (grob) 4,1
Aal 1,0
Kaviar 0,6
Käse (Mascarpone) 0,5
Thunfischkonserve 0,4
Crème fraîche (35 % Fett) 0,4
Käse (Gouda, 50 % Fett) 0,3
Schokosahnetorte 0,2
Frühstücksei 0,2
Gänsefleisch 0,1
Der Einsatz von Vitamin-A-haltigen Präparaten und Nahrungszusätzen ist beim gesunden Menschen in Mitteleuropa sinnlos bis gefährlich. Wer häufig Zusätze mit solchen Vitaminen einnimmt, kann Studien zufolge sein Leben eher verkürzen (→ Übervitaminisierung) . Sie machen nur in Entwicklungsländern mit ihrem ausgeprägten Vitamin-A-Mangel Sinn. Dort sind Masern die häufigste Todesursache bei Kindern, weil sie aufgrund ihres Vitamin-A-Mangels der bei uns als
harmlos eingestuften Viruserkrankung nichts entgegenzusetzen haben. Um die Vitamin-A-Versorgung in den Entwicklungsländern zu verbessern, entwickelten Biologen von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich einen genveränderten Reis. Dazu nahmen sie neue Gene - zwei von der Narzisse und eines von einer Bakterie - und bauten sie ins Reis-Erbgut ein. Sie sollten dafür sorgen, dass der Reis seine Carotinoide nicht wie bisher nur in der Schale, sondern auch im Kern als Vitamin ausbildet. Kritiker bezweifelten die wohltäterischen Wirkungen der Erfindung. So brauche die Dritte Welt weniger Vitamin A als vielmehr hochwertige Eiweiße. Und zudem seien die Risiken einer völlig neuen Pflanze bisher unerforscht. Manche sprachen gar von einem »groß angelegten Menschenversuch«.
Vitaminprogramme, wenngleich gut gemeint, können riskant sein. So starben 2001 im indischen Assam 30 Kinder im Zuge einer Vitamin-A-Aktion der Hilfsorganisation Unicef. In hohen Dosen kann Vitamin-A auch die Anfälligkeit für → Osteoporose erhöhen. Der Grund: Vitamin A beschleunigt den Knochenabbau, außerdem wirkt es als Gegenspieler zu → Vitamin D. Je höher also die Aufnahme von Vitamin A, desto weniger kann Vitamin D dabei helfen, Calcium in die Knochen einzulagern. Es kann bei Kindern zu Missbildungen führen. Die Einnahme konzentrierter Vitamin-A-Präparate während der Schwangerschaft ist nach Auffassung von Experten nicht weniger riskant als die Einnahme von Contergan. Professor Dietrich Höffler von der Arzneimittelkommission der Deutschen
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