Die Ernaehrungsfalle
zählen zu den wichtigsten Ursachen der Zuckerkrankheit → Diabetes . Von den zuständigen Wissenschaftlern wurde dieser Umstand mit zahlreichen Publikationen und auf Kongressen und Konferenzen jahrelang bestritten, mitunter mit freundlicher Unterstützung der Industrie.
Zucker ist für die Nahrungsindustrie ein fast idealer Rohstoff: Er ist billig und nahezu unbegrenzt haltbar, zudem hat er einen Geschmack, den die Menschen und vor allem die Kinder lieben. Die Deutschen verzehren im Durchschnitt 33 Kilogramm pro Kopf und Jahr, bei einer vierköpfigen Familie also zweieinhalb Kilo jede Woche. Kinder nehmen leicht noch mehr zu sich: Sie kommen in Deutschland auf 49 Kilo pro Jahr. Amerikanische Schulkinder nehmen Untersuchungen zufolge gar 146 Kilo pro Jahr zu sich - den größten Teil über Soft Drinks, wie → Cola oder Fanta, wie eine 2001 im Wissenschaftsorgan The Lancet veröffentlichte Harvard-Studie ergab. Zu Zeiten des jungen Martin Luther, also um das Jahr 1500, hatte der Mensch in Mitteleuropa während eines ganzen Jahres gerade mal 20 Gramm Zucker gegessen, was fünf Stück Würfelzucker entspricht.
Heute hat jeder nahezu unbegrenzten Zugang zum Zucker. Schlechte Zähne sind die Folge. Die Zahnfäule Karies beispielsweise wird durch Zucker gefördert und betrifft heute in den Industrieländern nahezu jeden Menschen - sie ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die am weitesten verbreitete Zivilisationskrankheit. Fast alle Milchfertigbreie für Kleinkinder zum Anrühren sind gesüßt. Süßungsmittel verbergen sich auf der Zutatenliste oft hinter den Begriffen »Saccharose«, »Glucose«, »Fruktose« und »Honig«. Fast immer strotzen auch Knusperprodukte vor Zucker.
Zu viel Zucker kann zu Verhaltensauffälligkeiten, Hyperaktivität und Lernstörungen führen (→ ADHS ). Kinder, die sehr viel Zucker essen, schneiden bei IQ-Tests schlechter ab, bekommen schlechtere Noten und sind launischer. Bei Tierversuchen verursachte Zucker sogar Zellschäden, die zu Nervenschäden und womöglich zur → Alzheimer -Krankheit führen können. Auch bei Kindern wurden solche Zellschäden schon beobachtet. Der US-Forscher Larry Christensen, Vorsitzender der Psychologischen Abteilung an der Universität von Süd-Alabama, fand heraus, dass Menschen, die sehr viel Zucker essen, ständig über Müdigkeit klagen und oft → Depressionen bekommen. Der pure Zucker, wie er in Cola, Fanta, Schokoriegeln und Nutella enthalten ist, führt zu einem Zickzack-Kurs beim Blutzuckerspiegel, was für Intellekt und Emotion nicht unbedingt förderlich ist.
Der Zucker kann auch leicht zur Droge werden. Das ergaben Versuche mit Ratten, die täglich zwölf Stunden lang neben ihrem normalen Futter Traubenzucker naschen durften. Sie verdoppelten schon in den ersten zehn Tagen ihren Zuckerkonsum. Anschließend wurden sie zwölf Stunden auf Entzug gesetzt - und stürzten sich hinterher umso gieriger auf das Süßzeug. Nach 30 Tagen wurden die Bindungsstellen verschiedener Neurotransmitter untersucht. Und es zeigte sich: Der süße Stoff hatte auf jene Zonen im → Gehirn gewirkt, über die auch Drogen wie Opium wirken.
Zu viel Zucker kann sogar Krebs verursachen. So ließ sich nachweisen, dass ein ständig überhöhter Insulinspiegel bei der Entstehung von Brustkrebs und Tumoren in der Gebärmutter eine Rolle spielt. Eine 2010 veröffentlichte US-Untersuchung ergab, dass Soft Drinks das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs um bis zu 87 Prozent erhöhen können. Ursache: der hohe Zuckergehalt. Auf den Krebsvorläuferzellen sitzen Rezeptoren für das Insulin, dadurch kann das vermeintliche Biedermannhormon Beihilfe zum Krebswuchs leisten.
Dass zu viel Zucker dick macht und auch zur Zuckerkrankheit führen muss, ist für den Laien sonnenklar. Die Fachleute indes haben sich lange gegen diese Einsicht gestemmt und den Zucker aus der
Schusslinie genommen. Zum Beispiel bei einer von der Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin veranstalteten Konferenz 1998 in Freiburg, die nur dem Zucker und den → Süßigkeiten gewidmet war. Ergebnis: Freispruch auf ganzer Linie. Es gebe »keinen Zusammenhang zwischen dem derzeit üblichen Zucker- und Süßwarenkonsum und irgendwelchen Erkrankungen«, verkündeten die Professoren in einem Buch, in dem die Vorträge der Konferenz zusammengefasst waren. »Weder Übergewicht, Diabetes mellitus oder andere ›lifestylerelated‹-Krankheiten noch eine Unterversorgung mit essentiellen Nährstoffen
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