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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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nackten Körper gleiten ließ. Das Telefon läutete, aber sie wusste, dass das Läuten aufhören würde, bevor sie das Telefon erreichen würde. Dann hörte sie ein Klopfen an der Eingangstüre. Man wusste, dass sie eine Frühaufsteherin war, aber niemand würde es jemals wagen, sie zu dieser frühen Stunde zu stören. Sie schlüpfte in ihren Bademantel und zitterte leicht, als sie durch den Gang zur Tür ging.
    Virginia drehte das Licht auf der Veranda auf und blinzelte durch den Türspion. Sie erwartete entweder Polizeiinspektor Crosley mit Neuigkeiten über Emerland oder einen der Mitglieder des Organisationskomitees des Blütenfests mit irgendeinem dringenden Problem. 
    Zuerst war sie sich nicht sicher, was sie gerade sah. Ihr Atem bedeckte den Türspion wie Vaseline auf der Linse einer Kamera. Sie schaute noch einmal auf das verzerrte Froschgesicht und das zitternde Fleisch, auf die ihr so gut bekannten  sommersprossigen Wangenknochen, die den ihren so sehr glichen. Sie sah den Sohn, den sie geboren, geliebt, gewickelt und gesäugt hatte, den Jungen mit diesen tiefgrünen Augen - nein, Reggie hatte braune Augen.
    Und er sollte im Bett sein. Völlig verwirrt öffnete sie die Türe. Ihr Baby war verletzt oder krank…ihr Sohn war…Reggie war wieder zu Hause.
    Er fiel seiner Mutter in die Arme, als die Erde erneut erbebte.
     
    ###
     
    Steinbrocken und Erdklumpen flogen durch die Luft und prasselten auf die kleine Menschengruppe nieder, während die Felsen ringsum wie lockere Zähne wackelten. Teile der Erde und dicker Moder wurden vom Erdmund ausgespien.
    »Hurensohn!«, schrie Chester, der auf den Rücken geworfen wurde und sein Gewehr fallen ließ. Es fiel klappernd auf einen Felsen und dann zu Boden.
    Chester rollte sich auf seine Hände und Knie und krabbelte zum Rand eines Granitfelsens, der sie vor dem Erdmund verbarg.
    »Verflucht seist du. Wir schießen dich zur Hölle zurück!«, schrie Chester und schüttelte seine Faust in der Luft. Das Beben ließ nach und Chester blickte sich um und sah wie DeWalt über dem Dynamit schwitzte. Tamara sah auch DeWalt zu, aber ihre Augen waren auf etwas anderes fixiert als auf die mit Papier umwickelten Stangen.
    »Mal sehen, wie resistent das Ding ist«, sagte Emerland und grinste wie ein Hofnarr unter Drogen. Chester dachte sich, dass Emerland eine Schraube locker hatte, ihm eine Tasse im Schrank fehlte, er mehr als nur eine Meise hatte. Zum Teufel, alle waren sie ja verrückt, jedes Ding in diesem beknackten Universum.
    »Ich weiß nicht, ob wir bei der Zündung hier bleiben sollen«, sagte Chester.
    Endlich öffnete auch Tamara ihren Mund. »Meine Herren, ich glaube, es ist soweit. Ist die Sprengkapsel bereit, Herbert?«
    DeWalt nickte. »Ich glaube schon. Ich kann auch noch den Rest des TNT dazu geben. Ich muss nur den Knopf drücken. Die Explosion von diesem Bündel wird auch den Rest zum Bersten bringen.«
    Tamara hob die Dose mit Roundup auf. Sie trug sie zum Felsvorsprung, öffnete die Dose und ließ das zähflüssige Konzentrat in das tiefe Loch des Alien fließen. Die wurmähnlichen Ranken in dem Erdschlund schrumpften zusammen und die weißen Wurzeln entlang dem Giftstrom wurden zu Gelatine. Tamara warf die leere Dose in die dunkle Öffnung.
    »Austrinken, du Bastard«, sagte Chester. Er hob den Sack mit dem Pilzvernichtungsmittel und riss mit schmerzenden Fingern das Packpapier auf. Er warf das weiße Pulver über seine Schulter, leerte dann seine Taschen von dem Dynamit und ließ die Stangen sanft in das Erdloch rollen. Emerland machte das Gleiche mit dem Sack Sevin, nachdem er die Verpackung an einem scharfen Stein aufgerissen hatte.
    »Gut gemacht, Emerland.« Chester schlug dem Bauunternehmer auf den Rücken. Chester begann ihn zu mögen, jetzt, da beide schmutzige Knie hatten und Geld keine Rolle mehr spielte. Er fragte sich, ob sie vielleicht unter der Haut alle gleich waren, reich oder arm, Heiliger oder Sünder, sie waren im Angesicht Gottes alle gleich, wenn es dazu kam, gegen einen gemeinsamen Feind zu kämpfen.
    Nein, dachte er. Wahrscheinlich doch nicht.
    Er biss in seinen Kautabak und rollte ihn durch seinen Mund und ein bisschen Saft zusammen zu bekommen, dann spuckte er in den Erdschlund. Er sah zufrieden zu, wie weißer Schimmel von der Decke der Höhle fiel. Er bemerkte jetzt zum ersten Mal, dass das Licht des anbrechenden Morgens stärker war als das Neonleuchten der Höhle.
    Die Erde bebte noch einmal, außer sich, aber diesmal

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