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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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an der verschwindenden Dunkelheit.
    Vielleicht war er jetzt sicher. Jetzt konnte er die Menschen warnen, bei Tageslicht würde man ihm eher glauben. In den letzten Stunden hatte er keinen mehr von ihnen gesehen und von der abgetrennten Hand waren nur mehr ein paar weiße Flocken über.
    Er hatte weder Klopfen oder Knacken gehört, nur das dumpfe Geräusch seines rasenden Herzens und ab und zu das Heulen von Sirenen. Er wollte nach Tante Mayzie sehen. Er klopfte an ihre Türe, sanft und leise. Keine Antwort.
    Er öffnete die Türe einen Spalt breit, spähte in das Zimmer und sah ihre Konturen auf dem Bett. Dort würde sie sicherer sein als draußen mit ihm. Er ließ sie weiterschlafen.
    James ging ins Freie und schnupperte an der frischen Luft, die nach Blüten und Rasen und einem leichten Anflug nach Fäulnis roch. Er hatte Angst, diese Luft einzuatmen, diese frühlingshafte Frische, der er noch nie getraut hatte. Er blickte auf die Schatten der Bäume und Sträucher, auf den Zaun, der mit den Ranken der Heckenkirsche dicht bewachsen war. Auf der Straße bewegte sich kein einziges Blatt, so als ob auch der Wind noch im Bett lag. James verfiel in einen leichten Trott und joggte mit erhobenem Kopf in Richtung Stadt.
    Die ersten Verkäufer waren schon da und deckten ihre Verkaufsbuden ab und behängten sie mit Stoff. Sie arbeitete wie Roboter. Styroporbecher mit dampfendem Kaffee standen griffbereit, während sie ihre hölzernen Enten und gewebten Körbe und Vogelhäuser und selbstgemachten Decken auslegten. Die meisten von ihnen waren fahrende Händler, die hier für ein paar Tage ein paar Dollar verdienen wollten und dann zum nächsten Jahrmarkt weiterzogen. Die Frau vom Blumenladen schenkte ihm heute keine Aufmerksamkeit, als er vorbeilief.
    Ein paar Männer mit langen Haaren, kurzen Hosen, ärmellosen Leibchen und großen Lederstiefeln verkabelten gerade die Rednerbühne und testeten die Sound-Anlage. Eine Blondine saß hinter dem Mischpult und machte einen Katzenbuckel, während sie ihr Haar nach hinten warf. Einer von den Männern der Tonanlage ging zu ihr und drückte ihr einen fettigen Kuss auf die Lippen. Ein anderer Bühnenarbeiter kletterte auf die Bühne und begann ins Mikrofon zu sprechen.
    »Test, Test, eins, zwei, eins, zwei«, plärrte seine Stimme aus den Lautsprechertürmen. An den Verkaufsbuden drehten sich neugierig ein paar Köpfe.
    James ging auf die Bühne zu. Seine Nikes zertraten entschlossen den Tau.  Wenn er das Mikrofon in seine Hände bekommen könnte, könnte er sie vielleicht warnen.
    »Test, Test…das ist nur ein Test«, sagte der Bühnenarbeiter.
    Plötzlich stolperte etwas aus den Büschen in der Nähe des Haynes-Hauses und machte sich auf die Suche nach der Lärmquelle. James sah seine tropfenden Kiefer und den unverkennbaren Hunger in den Augen. Seinen grünen Augen.
    Der Bühnenarbeiter mit dem Mikrofon bemerkte nicht, dass die Band einen neuen Groupie bekommen hatte. Er machte unbeirrt mit dem Soundcheck weiter und versuchte die Aufmerksamkeit des knutschenden Pärchens hinter dem Mischpult zu erlangen. »Das ist nicht nur ein Test, das ist vor allem ein Notfall…«, schrie James ihm zu, aber der Mann konnte ihn wegen seiner eigenen tausendfach verstärkten Stimme nicht hören. . .”
    Das wässrige Monster fiel auf die Bühne und schlitterte wie ein übergroßes und mutiertes Kind auf seinem Bauch dahin.
    “. . . »Test, Test…bla, bla, bla. Hey Mick, passt das so?«
    Aber Mick war gerade zu sehr mit der Zunge der Blondine beschäftigt um zu antworten.
    James riss seine Arme in die Höhe, winkte dem Arbeiter auf der Bühne zu und zeigte aufgeregt auf die sich nähernde Kreatur.
    Doch der Typ ignorierte James, hatte er doch in seinem Leben schon zu viele verrückte Fans gesehen. »Hey, Mick! Ist das laut genug?«
    Die sumpfige Kreatur fiel gegen das Schlagzeug und stieß das Gestell mit dem Becken um. Seine bleiche Haut glitzerte in der Morgensonne. Durch das laute Geräusch erschreckt, drehte sich der Bühnenarbeiter um und blickt dem Horror, der nur wenige Meter von seinen Füßen entfernt war, direkt in die Augen. Ein Schrei gellte von weit her und ein Tisch voll handbemalter Keramik wurde umgestoßen.
    Jemand rannte hinter die Bühne, zu schnell, um eine von den Kreaturen zu sein. James hörte noch einen Schrei. Er musste sie gar nicht mehr warnen. Man musste nur seine Augen aufmachen. Auch wenn das Gesehene unglaublich war.
    Der Roadie trat nach der Sumpfgestalt und sein

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