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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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eindringen und sehen, was ihn so beunruhigte. Vielleicht konnte sie ja ihre temporäre Begabung ausnützen und seine wahren Gefühle erkunden.
    Wenn Gott dir eine Begabung schickte, dann solltest du sie auch nutzen.
    Sie versuchte eine Verbindung herzustellen, aber irgendetwas störte sie, ein Rauschen oder ein stärkeres Signal. Hatte Shu-shaa schon von dem bisschen Licht der Dämmerung noch mehr an Kraft gewonnen?
    Dann merkte sie, dass es Ginger war, die zwar schlief, aber mit ihrem Verstand hellwach war. Es war wie ein mentaler Radar, der nach Informationen suchte. Und sie spürte, was Ginger fühlte, nämlich dass zwei Kreaturen, böse Leute, aus dem Wald hinter dem Haus traten. Und Robert war…
    Sie konnte nun durch seine Augen sehen, schmeckte die Schärfe seiner Zigarette, roch den Tau auf dem Gras, fühlte das raue Verandageländer unter seinem Ellbogen und den klopfenden Schmerz auf seinem Handgelenk, wo er gebissen und infiziert worden war.
    Sie spürte auch die starke Anziehungskraft, die ihn zum Wald hin zog, hörte die seltsame Stimme, die ihn in das Unterholz rief und zu den Kreaturen lockte, die ihn mit seinem ganzen Wesen willkommen heißen würden.
    Tamara stieß Ginger an, sagte ihr, dass sie aufwachen und Papa ins Haus bringen sollte, sagte ihr, dass sie sich beeilen sollte, weil keine Zeit zu verlieren war und der orange Tag bald anbrechen würde und zwei Kreaturen mit frischem Hunger da waren und Roberts Bioenergie spürten und beeile dich Ginger beeile dich.
    Die Verbindung riss plötzlich ab, wie eine Telefonleitung, die plötzlich tot war.
    Denn die Erde hatte sich bewegt.
     
    ###
     
    Nettie schwebte schwebte schwebte Federnherz in Bills Armen, nur, dass seine Arme Haut waren, seltsame, ungewohnte Haut.
    Warum fühlte sie sich so, als ob sie schlafen wollte, aber irgendetwas sie nicht schlafen ließ und warum oh warum war ihr Hals so trocken, seit Ann Painter, die Retterin, nicht Shu-shaaa ihr einen Kuss auf den Mund gedrückt hatte, der Körper und Seele versenkte – und was war das für ein Licht? – oh Bill, leg mich lieber auf den Boden, weil ich dich jetzt küssen will und dann wirst du so sein wie wir alles muss so sein wie wir und mein Mund kann dir nicht sagen, dass du mich hinlegen sollst und dich so rettest, aber wie dumm wir waren, einst war ich blind, aber jetzt kann ich sehen, wie einfach es ist, aufzugeben, wenn alles egal ist außer dem Säen und dem Wachsen und dem Ernten und dann das Ende von allem.
    Nur jetzt, mein Liebling, hast du gesagt, öffne dein Herz und lass mich ein, lass uns alle ein, ich habe dir gesagt, es gibt genug Platz für Vergebung es gibt viel Platz, lass mich die Türe öffnen und oh diese Herrlichkeit.
    Ja, dein Atem ist süß und so nah und es tut mir Leid, dass es so enden muss aber ich will dir alles geben.
    Ich kann nicht
    Ich liebe dich Bill
    Shu-shaaa will
    Aber ich kann es nicht
    dein Licht und deine Wärme vergib mir
    eine Zeit dich zu umarmen
    vergib mir meine Sünden
    und eine Zeit, in der ich dich nicht umarmen kann
    Ich liebe dich Bill
    Ich liebe dich Shu-shaaa
    Ich habe gesündigt, also kann ich dich nicht retten
    Ich liebe dich zu sehr, Bill
    Als dass ich dich zwingen kann mich zu lieben
    Leb wohl
     
    ###
     
    Sie öffnete ihre Augen und Bill sah das grüne Leuchten auf ihrer Netzhaut, irgendetwas, das in ihr anzuschwellen und zu explodieren drohte. Sie zuckte in seiner Umarmung, warf ihre fahrigen Arme um seinen Hals und versuchte seinen Kopf für einen letzten Kuss an sich zu ziehen. Bill, der gegen die Macht, die sie über ihn hatte, hilflos war, gab schlussendlich nach.
    Bill wusste, dass sie schon auf der anderen Seite war, schon infiziert, schon wie die Monster, die vor dem Haus herumlungerten. Aber sie lebte noch, irgendwie, obwohl kein Herzschlag mehr zu spüren war. Doch Bill konnte ihrem plötzlich unnatürlich roten Mund nicht widerstehen.
    Viele Dinge glitzerten in ihren Augen, Dinge, die er nicht verstehen konnte, aber alle lockten und versuchten ihn. Ihre Lippen berührten sich schon fast, aber in letzter Sekunde versteifte sich ihr Körper und sie stieß ihn weg.
    Bill hielt Nettie gegen seine Brust gepresst, während die Wärme aus ihrem Körper wich. Er hielt seinen Mund an ihr Gesicht und hoffte, dass er noch ihren Atem fühlen würde. Aber alles, was er noch spürte, war der Nebel seiner eigenen Tränen, als ihr Fleisch in seinen Armen verwelkte.
    »Bill, beeil dich!« Sarah stand am Hintereingang und spähte durch

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