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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Mann«, sagte sie. »Er hat mich nie geschlagen, zumindest nicht viel. Und er sorgt für mich und die Kinder.«
    »Was zum Teufel meinst du, Peg? Schau dich mal um.«
    Sie schaute. Wasserspuren auf der Decke sahen aus wie Kaffeeflecken. An einer Seitenwand war ein Loch – eine Gewehrkugel hatte die dünne Außenwand durchschlagen.  Mäuse hatten die Fußbodenleisten aus Weichholz angeknabbert. Die Schranktüren hingen schief auf ihren Scharnieren wie zwei Betrunkene an einem Laternenpfahl. Peggy atmete tief ein, so als ob sie mit ihrer eigenen Autobiographie ins Gesicht geschlagen worden wäre.
    »Wenn Sylvester dich liebte, dann würde er dich hier nicht so vergammeln lassen«, sagte Jimmy ruhig. Kein Grund für zusätzliche Grausamkeit. Die Selbsterkenntnis war für Peggy Mull schon schmerzlich genug.
    Peggy legte ihren Kopf auf seine Brust und wurde ganz still. Dann fühlte er ihre warmen Tränen auf seiner Haut und die Matratze erzitterte von ihrem Schluchzen.
    »Hey, Süße, es ist o.k.«, sagte Jimmy und streichelte ihr unordentliches und verfilztes Har. Er musste sie dazu bringen, besser auf sich selbst zu schauen. Vielleicht würde er ihr ein besseres Shampoo kaufen. Das würde ihren Wert steigern.
    »J – Jimmy. Ich fühle mich manchmal so einsam«, sagte sie mit gebrochener Stimme.
    »Das geht uns doch allen so, Liebling. Geteiltes Leid ist halbes Leid.«
    »Ich bemühe mich so sehr. Aber Sylvester verdient nicht viel und er möchte nicht, dass ich zu arbeiten beginne. Er sagt, er würde sich dann nicht wie ein ganzer Mann fühlen.«
    Jimmy gluckste und griff nach der anderen Brustwarze. »Ist er überhaupt ein ganzer Mann? Kann doch nicht einmal seine Frau zufrieden stellen, wenn sie es gerade braucht.«
    »Aber er ist mein Ehemann. Und ich liebe ihn noch immer, auf eine verrückte Art und Weise.« Ihr Schluchzen wurde weniger und sie verdrehte ihren Kopf, um Jimmy in die Augen blicken zu können. »Aber dich liebe ich auch.«
    Jimmy lächelte und schaute in ihre graublauen Augen. Diese machten sie besonders attraktiv. Er müsste nur eine Möglichkeit finden, diese noch besser zur Geltung zu bringen. Die Verpackung machte viel aus.
    »Und ich liebe dich auch, Süße«, sagte er und berührte sie mit dem Zeigefinger leicht an der Nase. »Und ich möchte, dass es dir besser geht.«
    Sie verbarg ihr Gesicht in seinem Brusthaar. »Mir geht es aber genau hier gut.«
    »Ich meine aber auch finanziell.«
    Er merkte, wie sich ihr Körper spannte.
    »Viel Geld – für dich«, sagte er, um die entstandene Stille zu durchbrechen.
    »Wie?«
    »Ich habe schon alles geplant.«
    »Was?«
    »Pro Woche fünfhundert Dollar, ohne Abzüge oder Steuern.«
    Er wartete auf die Wirkung seiner Worte. Das Doppelte von dem, was Sylvester damit verdiente, Tierfutter überall hin zu karren. Wenn er überhaupt arbeitete.
    »Wovon sprichst du, Jimmy?« Ihre Worte kamen vorsichtig aus ihrem Mund, wie kleine Spinnen, die sich zerbrechlich und vorsichtig an einem Seidenfaden herabließen.
    »Ich will dich arbeiten schicken. Warum soll man bei seinem Vergnügen nicht auch etwas verdienen können?«
    Sie schlug ihm mit der Faust auf die Brust. Das Geräusch von Fleisch auf Fleisch schien an der kaputten Wohnwageneinrichtung dumpf widerzuhallen. »Ich bin keine Hure, du verdammtes Arschloch. Mir gefällt es einfach. Mir gefallen da viele Sachen. Aber ich habe noch meinen Stolz, kapierst du das?«
    Sie setzte sich im Bett auf und zog das dünne Leintuch um ihre Hüfte herum. Die Knochen ihrer Wirbelsäule traten stärker hervor, als sie wieder zu weinen begann. Jimmy ließ sie weinen, bis der Schmerz und der Schock abebbten. Er trank noch ein wenig von dem billigen Whiskey, während er wartete.
    Endlich drehte sie sich zu ihm herum. Ihre Augen waren rot und geschwollen. Er wartete, bis sie zu sprechen begann. Sie schüttelte ihren Kopf von einer Seite auf die andere. »Ich kann es nicht tun«, flüsterte sie mehr zu sich selbst als zu Jimmy.
    »Süße, denk mal nach«, sagte er. »Du brauchst nicht mehr um Geld für Zigaretten zu bitten. Du musst nicht mehr um schlechten Whiskey betteln.«
    Zorn stieg erneut in ihr hoch, wie ein Wirbelsturm, der über eine halb-vergessene Prärie zieht. »Wenn du glaubst, dass ich dich wegen des Whiskeys geliebt hatte, dann hast du falsch gedacht.«
    Jimmy streckte seinen Arm aus und berührte ihre vor Ärger gerötete Wange. »Ganz ruhig, mein Schatz, ich habe das nicht so gemeint. Ich meinte doch nur,

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