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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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familienfreundlich, nicht wahr?«
    »Ja, Frau Bürgermeister.«
    Virginia bestand auf einen sehr formellen Ton bei diesen Sitzungen, obwohl eigentlich jeder jeden kannte. Dadurch war eine solide Gesprächsbasis gewährleistet. Es ging immerhin um staatstragende Angelegenheiten. »Und wer ist für die Verkäufer verantwortlich?«
    »Ich«, ertönte ein dünnes Stimmchen von einem Tisch, an dem das Blütenfest-Organisationskommitee saß. Es war Margaret Staley. Ihr Mann Horace hatte vor acht Jahren gegen sie einen relativ schwachen Wahlkampf geführt.
    Virginia hatte die beiden beinahe in den Ruin getrieben. Sie hatte eine einfache Überprüfung angeordnet und herausgefunden, dass die Staleys einen Geräteschuppen, ein Motorboot und einen Ford Taurus bei ihrer Steuererklärung unterschlagen hatten. Dann gab es noch die sehr interessante Tatsache, dass Margarets Schwester einen unehelichen Sohn vom Cousin ihres eigenen Mannes hatte. Nachdem dieser Klatsch "irgendwie" in Umlauf gekommen war, wurde über die Staleys noch monatelang hinter vorgehaltener Hand getuschelt.
    Horace Staley hatte schließlich Virginia angerufen und ihr mitgeteilt, dass er seine Kandidatur zurückziehen würde. Virginia wollte aber nicht eine Wahl ohne Gegner gewinnen. Das hätte sie politisch angreifbar machen können. Also drohte sie Horace mit einer Tatsache, die sie bislang noch geheim gehalten hatte, und zwar dass Horace noch bei der amerikanischen Bürgerrechtsunion gearbeitet hatte, obwohl er schon ein Jahr zuvor seinen Abschluss als Jurist gemacht hatte.
    Horace zog also seine Kandidatur nicht zurück und musste eine Wahlschlappe hinnehmen. Bis jetzt hatte er sich soweit zurückgearbeitet, dass sich seine Frau in der Kammer wieder blicken lassen konnte. Virginia fühlte sich sehr großzügig, als sie in Richtung Margaret nickte.
    Margaret stand auf und ließ dabei die Beine ihres Stuhls über den Parkettboden schleifen. Virginia zuckte zusammen. Ein paar Stimmen flüsterten aufgeregt im Hintergrund des Zimmers.
    »Wir haben einundvierzig angemeldete Verkäufer, Frau Bürgermeister.« Sie spuckte das letzte Wort mit Verachtung aus.
    Einige Leute können die Vergangenheit einfach nicht vergessen. Aber Margaret war eine kompetente Vermögensverwalterin.
    »Und alle haben eine gültige Verkaufsberechtigung, Mrs. Staley?«
    »Ja. Alle haben ihre Gebühren bezahlt, allerdings gibt es eine Rückerstattungsklausel, sollte es stark regnen.«
    »Es besteht kein Grund für Pessimismus, Mrs. Staley. Klopfen wir besser auf Holz.«
    Margaret biss ihre Zähne zusammen und klopfte zweimal leicht mit zwei Fingern auf den Tisch vor sich.
    »Regen ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens, meine Freunde«, sagte Virginia zu den Anwesenden. »Aber seitdem ich im Amt bin, hat es beim Blütenfest noch nie geregnet und ich habe nicht die Absicht, daran etwas zu ändern.«
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Beim letztjährigen Blütenfest gab es ein paar Schauer, aber Virginia hatte sich geweigert, das Fest zu verschieben. Die Gebühren der Verkäufer waren schon in den Tresoren der Stadt gewesen. Also hatten sich alle durch ein erbärmliches Wochenende gekämpft, wobei den Besuchern zu kalt war, in ihre Brieftaschen zu greifen und Geld für unnützes Zeug auszugeben.
    »Frau Bürgermeister, wir haben dieses Jahr eine große Auswahl an Kunsthandwerk, Getöpfertem, Geschnitztem und Gewebtem«, sagte Margaret. »Eine gute Mischung aus Kunst, die für unser Bergdorf typisch ist, und anderer Ware, die für den schnellen Konsum bestimmt ist. Etwas ist für jeden dabei, wie Sie das ja auch immer sagen.«
    »Haben Sie sonst noch etwas zu sagen, Mrs. Staley?«
    Margaret senkte ergeben und wieder einmal besiegt ihren Kopf und setzte sich.
    »Mr. Lemly?«
    Bill Lemly erhob sich und es schien, als ob sein mächtiger Schatten den Glanz der gewienerten Holzvertäfelung schluckte. »Wir haben genaue Pläne von den betroffenen Straßen angelegt, Frau Speerhorn. Ich habe persönlich die Errichtung der Bühne überwacht, damit auch alle lokalen Vorschriften eingehalten werden.«
    »Und was waren die Kosten dafür?« Virginia rechnete die notwendigen Kosten mit den zu erwartenden Einnahmen in ihrem Kopf aus. Sie spielte mit dem Hammer in ihrer Hand, den sie erst einmal benutzen musste, um sich in ihrem ersten Jahr im Amt Ruhe zu verschaffen. Es schien, als ob der damalige Hammerschlag noch immer wie eine Warnung von den Wänden hallte.
    »Keine Kosten. Ich habe die

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