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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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sicher untauglich war. Dagegen sollte es eigentlich ein Gesetz geben.
    Paul sah, wie der Junge ein Ohr gegen die Wohnwagentür seiner Mutter drückte und sich dann wegdrehte. Zorn war ihm ins Gesicht geschossen. Der Junge trat in den Kies der Ausfahrt und spuckte verächtlich auf den Boden. Dann wurden seine Augen schmäler, sie wurden zu Schlangenaugen, als er sich auf dem Wohnwagenstellplatz umsah. Paul drückte sich in den Schatten und hoffte, dass ihn das grelle Sonnenlicht draußen unsichtbar machen würde.
    Der Junge öffnete vorsichtig die Fahrertür von Jimmys Pickup und stöberte im Auto herum. Paul hörte das entfernte Klappern von Werkzeug und dann sah er einen öligen Lappen auf die Einfahrt fallen. Der Junge holte eine Flasche unter dem Autositz hervor und Paul konnte seinen braunen Inhalt in der Sonne glitzern sehen. Der Junge klemmte mit einem verstohlenen Lächeln die Flasche unter seinen Arm und lief vorsichtig zu einem Unterstand aus Buschkiefern am Ende des Wohnwagenplatzes.
    Also ist er noch dazu ein kleiner Dieb. Dem muss man dringend den Arsch versohlen. Ich wurde mit dem Haselnussstock verprügelt, wurde mit der Bibel weich geklopft und von den Armeestiefeln der Ausbildner in den Dreck gedrückt und es hat mir nicht im Geringsten geschadet.
    Er horchte wieder genauer in die Richtung von Mulls Wohnwagen. Ein Fenster war offen und er konnte die Bettfedern im wilden Rhythmus ächzen hören. Und Peggy stöhnte gerade so, wie sie es wohl schon mit der halben Stadt getan hatte. Die faltigen Finger von Pauls linker Hand öffneten den Krug mit Schwarzgebranntem, während seine rechte Hand langsam nach unten wanderte, um seinen kleinen Freund, der gerade stramm stand, so richtig durchzuschütteln.
     
    ###
     
    Prediger Blevins blickte von seinem Mittagessen auf. Er hätte es lieber nicht tun sollen.
    Seine Frau Amanda schaute ihn durch ihre stark geschminkten Augen an, die durch den schwarzen Lidstrich nur mehr zwei kleine Schlitze waren. Er würgte den fad schmeckenden Thunfischsalat hinunter, den er gerade im Mund hatte, und griff nach seiner Kaffeetasse.
    Versuchte sie, die nächste Tammy Faye Bakker zu werden? Eine war doch genug. Er konnte wirklich keinen billigen Abklatsch der Bakker brauchen, die ihm wie ein Äffchen auf der Schulter saß und mit einer blechernen Stimme Verse aus der Bibel von sich gibt.
    »Schmeckt dir dein Sandwich, Armfield?«, fragte sie in ihrem weinerlichen Georgia-Akzent.
    Sie zog seinen Namen unglaublich in die Länge:
     
      Ahmm-fee-yuld .
    »Es schmeckt wunderbar, mein Schatz.«
    »Ich fahre heute zu Belk´s und kaufe mir ein neues Kleid für das Blütenfest. Welche Farbe soll ich mir deiner Meinung nach aussuchen?
    Armfield dachte insgeheim, dass sie in schwarzer Trauerkleidung am besten aussehen würde, dazu sollten ihre feuchten Augen zugenäht sein und der Lippenstift von ihren Lippen abgespachtelt werden. Diese dicken, aufgeschwollenen Lippen, die sie einmal im gemeinsamen Liebespiel so gebraucht hatte, wie es die Bibel eigentlich streng verbat. Das Bild, wie er sich auf sie legte, während sie in einem Sarg lag, drängte sich unweigerlich in seine Gedanken. Wenn sie tot war, konnte sie nicht viel schlechter im Bett sein, als sie es ohnehin schon war.
    Das war wieder der Teufel, der ihn versuchte. Er nahm einen großen Schluck Kaffee und sagte: »Kauf dir, was auch immer du willst, Schatz.«
    »Vielleicht nehme ich eines, das auch für Ostern passt. Vielleicht etwas Türkises, mit ein paar rosa Spitzen und einem gelben Chiffon-Halstuch.«
    Armfield biss in sein Sandwich. Verflucht noch einmal, Sarahs Vollkornbrot schmeckte scheußlich. Sie hatte jetzt sogar begonnen, Tofu in ihrem Kühlschrank zu lagern. Für ihn sah das wie die Scheiße einer Albino-Kuh aus.
    Er dachte an Nettie, die am Nachmittag in die Kirche kommen würde, um ein bisschen zu arbeiten. Der Gedanke an die Sekretärin ließ seinen Puls schneller schlagen. Er schluckte den Kaffeesatz, der sich in seiner Tasse befand und schaute zu Amanda. Vielleicht könnte er ja seine Erregung in ihrem kaum benutzten Schoß abarbeiten.
    Nein, niemals, nachdem sie sich bereits geschminkt hatte. Und nie bei Tageslicht. Und nie an einem Sonntag. Und nie wenn Sarah es hören könnte, Und nie, wenn ihre Lieblingsserien im Fernsehen waren. Und nie, wenn …
    »Armfield, glaubst du, dass mir eine Dauerwelle gut stehen würde?« Sie berührte mit ihrer schmächtigen Hand ihr rötlich verbranntes Haar.
    »Ich glaube, du

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