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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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bernsteinfarbenem Nektar. Sie versuchte zu schreien, aber der Nektar verklebte ihr den Mund und sie glaubte ersticken zu müssen...
    Als nächstes wachte sie mit einem Kissen auf dem Gesicht auf Roberts Bettseite auf.
    Tamara warf einen Blick auf die rote Ziffernanzeige ihres Weckers. Fast schon neun. Die Sonne stand bereits hoch und schien durch die Fensterläden.
    Am Freitag konnte sie immer ausschlafen, weil sie keinen Unterricht hatte. Robert hatte die Kinder zur Schule gebracht. Ihre Zunge fühlte sich ausgetrocknet und dick an, so als ob die russische Armee in ihrem Mund ihr Lager aufgeschlagen hätte. Sie versuchte aufzustehen und ins Badezimmer zu gehen, aber sie war noch ganz schlaftrunken und von ihrem Traum verwirrt.
    Träume sind zum Glück nur Schäume.
    Anders als beim Tod ihres Vaters, den sie detailgenau in einem Traum vorhergesehen hatte, war dieser Traum zu weit von der Realität entfernt. Nicht einmal die Umgebung war real. Zumindest stimmten die Proportionen nicht.
    Aber damals, als sie geträumt hatte, dass Kevin wie ein Vogel über einen Abgrund flog und seine Flügel mitten im Flug erlahmten, hatte er sich am nächsten Tag die Hüfte gebrochen, als er über einen Bach springen wollte. Also träumte sie vielleicht in Symbolen.
    Robert war damals wirklich eine tolle Hilfe für Kevin gewesen. Kevin hatte einen Gips bis zur Taille gehabt, damit er seine Hüfte nicht bewegen konnte. Kevins Beine wurden damals mit einer Art Stange auseinander gehalten und Robert musste ihn so tragen, eine Hand an der Stange und die andere stützte Kevins Rücken. Robert bestand darauf, dass sie ihren Alltag ganz normal gestalten sollten. Da Tamara mit Ginger genug zu tun hatte, brachte Robert Kevin überall dorthin, wo er es wollte: in den Zoo, den Zirkus, zu Basketballspielen oder sogar zu Tamaras akademischen Veranstaltungen.
    Roberts Unterarm war vom Gips schon ganz wund, aber er hatte sich nie beklagt. Er ertrug den Schmerz und tat alles, damit sie als Familie zusammen sein konnten. Er tat auch alles, um Zeit mit seinen Kindern verbringen zu können. Irgendwie vermutete Tamara sogar, dass Roberts Familiensinn der Grund sein könnte, warum er kein großer Radiostar geworden war.
    Was hat sich geändert? Warum ist er so grausam zu mir, wenn ich über meine innere Stimme erzähle? Was ist nur los mit uns?
    Sie schlug energisch die Bettdecke zurück, stand auf und streifte das Nachthemd ab. Nackt wie sie war, ging sie zum Fenster und öffnete die Fensterläden. Die Sonne erwärmte ihre Haut.  Der Wald hinter ihrem Haus wirkte erfrischend und ruhig zugleich. Singvögel tummelten sich in den Bäumen. Die frischen Knospen waren prall und schienen in der Nacht ihre Größe verdoppelt zu haben.
    Der Wald könnte ein Symbol für eine unbekannte Gefahr sein. Vielleicht waren es aber auch nur ein paar Bäume.
    Egal, sie würde jetzt auf jeden Fall ihre Morgengymnastik machen, dann duschen und in Bakersville etwas einkaufen.  Vielleicht würde sie Ginger ein gelbes Kleid für Ostern kaufen. Nachher würde sie noch ein bisschen bummeln, einfach nur so. Ein bisschen später heimkommen, um Robert zu ärgern. Sollte er sich doch zur Abwechslung einmal Sorgen machen. Sie schaltete das Radio ein und hörte, wie Robert nach einem Beyoncé-Song zu sprechen begann.
    »Ich bin Bobby Lee, bleiben Sie dran, denn Dennis Thorne bringt gleich einen Vorbericht zum diesjährigen Blütenfest und später, nach den Werbeeinschaltungen, gibt’s die WRNC Nachrichten für unsere Gegend.«
    Warum nur liebte sie dieses taktlose Arschloch so sehr?
    Sie schaute aus dem Fenster auf den Gipfel des Bear Claw und erwartete eine geheime Lichtbotschaft. Der Bergrücken schimmerte golden im Sonnenlicht. Keine seltsamen Lichtsignale. Keine unsinnigen Silben, die ihren Kopf marterten. Die Wolken berührten die Berge so, als ob sie ihre telepathischen Vorahnungen und ihre übersteigerten Fantasie wegwaschen wollten.
    Vielleicht hatte Robert ja Recht. Es gab keine Vorahnungen.
     
    ###
     
    Eiaa. . . Shish.
    Das Alien nahm das Symbol auf und gab es zu den anderen, die in die Höhle gelangt waren, hinzu. Es hatte viele Informationen von seinen Wurzeln und Nüstern erhalten, aber noch konnte es kein klares Muster ausmachen. Nachdem die Symbole gefiltert und verarbeitet wurden, wurden sie zusammen mit der eingefangenen Energie des Waldes verdaut. Das Alien ernährte sich von der Information, aber es konnte sich noch nicht auf all die neuen Signale konzentrieren,

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