Die Ernte
legte.
Das getroffene Tier schüttelte sich benommen und warf das Geweih, das wie ein welker Strauch aus seinem Kopf ragte, ab. Der hintere Teil seines Körpers war durch den Aufprall des Autos vollkommen zerstört, aber das Reh-Dings krabbelte auf seine wankenden Vorderbeine. Dann lief es in den Wald auf der anderen Seite der Straße, während schwammige Fleischstücke und Organe aus dem verletzten Körper fielen. Chester sah, dass Schwammkopf sich nicht weiter bewegen würde und ging vorsichtig, mit dem Gewehr in der Hand, zu dem umgekippte Pathfinder.
Die linken Räder des SUV drehten sich noch in der Luft, so als ob sie in der Luft noch Halt suchten. DeWalt krabbelte aus dem kaputten Schiebedach. Er war schon halb durch, als Chester bei ihm ankam. DeWalt hatte eine Schnittverletzung am Kopf und Chester war erleichtert, dass das Blut des Yankees rot war.
Chester vergewisserte sich, dass das Reh-Dings weg war. Er hörte einige Äste brechen, aber das war wohl nur ein weiterer Baum, der umfiel.
Er zielte mit seinem Gewehr auf DeWalt, der noch ganz benommen von dem Unfall auf allen Vieren auf dem Boden kauerte. »Ich möchte deine Augen sehen.«
»Zeig mir deine.«
Sie blickten einander an, Chesters Triefaugen bohrten sich in die blauen Pupillen von DeWalts Augen.
»Okay«, sagte Chester und lehnte sein Gewehr an die verbogene Motorhaube des SUV und bückte sich, um seinem Nachbarn aufzuhelfen. DeWalt erhob sich mit einem Stöhnen.
»Irgendwas gebrochen?«, fragte Chester schnell.
»Ich glaube nicht. Nur ein paar Schrammen.« DeWalt berührte seinen verletzten Kopf und untersuchte das Blut auf seinen Fingern.
Chester zeigte auf den Pathfinder. »Hab doch gesagt, dass das ein Scheißauto ist. Hättest einen Ford kaufen sollen.« Chester spuckte braune Spucke auf die zerborstene Windschutzscheibe.
»Ich bin froh dich zu sehen, Chester. Nach letzter Nacht…«
»Ja, ich weiß. Ich war mir nicht sicher, ob du nicht auch einer von denen warst. Deshalb habe ich auch nicht versucht dich zu warnen. Aber das erklärt noch nicht, warum du gestern so schnell von hier abgehaut bist. Ich hätte ja krank sein können oder gefangen, oder was-weiß-ich.«
»Verdammt, Chester, ich hatte einfach Angst.«
Chester nickte. War schwer zu widersprechen. »Ich hatte auch ein bisschen Angst.«
»Was zum Teufel ist da los?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, aber warum gehen wir nicht auf die Veranda und unterhalten uns darüber? Kannst du gehen?«
DeWalt nickte und machte einen vorsichtigen Schritt. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz.
»Setz dich in den Schaukelstuhl. Ich bin in einer Minute wieder da. Und pass auf die Hühner auf«
»Hühner?«
»Sie bewegen sich nur langsam, aber sie sind vielleicht auch infiziert – von irgendetwas. Ich habe noch etwas zu erledigen.«
Chester ging zur Scheune, um Schwammkopf zu erledigen. Dann musste er noch den Kreaturen, die sich im Schweinekoben herumtrieben, den Gnadenschuss geben. Dann hatte er vor, sein Gewehr wegzuräumen und sich ein Glas Schnaps zu gönnen. In Zeiten wie diesen musste man sich zumindest gehörig stärken.
###
Sie liefen gerade durch den Dschungel. Nur dass der Dschungel seine normale Größe hatte und sie so klein waren wie die Kinder im Film Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft. Robert war Rick Moranis. Riesige Pollenstücke rollten hinter ihnen her und haarige Kleepflanzen beugten sich über sie und zerquetschten ihre Körper auf der Flucht.
Ginger stolperte über eine Tannennadel, und sie bückte sich, um ihr aufzuhelfen und schaute dann direkt in das Maul eines Löwenzahns, der sich in einen gelben Löwen verwandelt hatte. Der Löwe öffnete sein Maul, aber sie rannten so schnell sie konnten davon. Plötzlich waren Robert und Kevin irgendwo in dem schwarz-grünen Pflanzendickicht verschwunden.
Sie konnte sie rufen hören, aber als sie versuchte mit Ginger in den Armen zu ihnen zu laufen, versank sie bis zu den Knien im hohen Moos. Das Moos riss mit langen, grünen Fingern an ihren Gliedmaßen und sie sah, wie Robert und Kevin einen langen, farblosen Gang entlangliefen. Dieser Gang öffnete sich nach einer Weile, also folgte sie ihnen mit Ginger auf dem Arm und dann merkte sie, dass sie sich auf einmal im Blütenkelch einer Lilie befanden.
Die Lilie zitterte und vibrierte, daraufhin war aus dem tiefsten Inneren der Blume ein Geräusch zu hören: SHU-SHAAAAA.
Dann schloss sich die Lilie und die Kinder wateten knietief in
Weitere Kostenlose Bücher