Die Ernte
nicht mehr zu arbeiten.
»Hallo?«, sagte er mit rauer Stimme.
»Jimmy? Ich bin´s, Peggy.«
»Peggy-Schatz. Du bist ja heute schon früh auf.«
»Bist du schon auf?«
»Ah…sicher, Schatz. Warte eine Sekunde.«
Sie hörte, wie er seine Hand auf die Sprechmuschel legte, dann seine gedämpfte Stimme.
»Bist du nicht alleine, Jimmy?«
»Was? Doch, natürlich, du weißt ja, dass ich nicht zweigleisig fahre. Und du bist die Frau, die mich dazu gebracht hat.«
Peggy wäre sogar ein bisschen rot geworden, vielleicht hätte sie sich sogar ein wenig stolz gefühlt, wenn sie nicht nur zu genau über Eula Mae Pritcher, ihre Rivalin, Bescheid gewusst hätte. Eula Mae lebte auf der anderen Seite der Schienen und eines Tages wollte sich Peggy mit ihr auf eine Diskussion einlassen, wer von den beiden auf der falschen Seite der Schienen lebte. Aber wenn es um Jimmy ging, waren vielleicht beide Seiten die falschen.
»Lass den Scheiß, Jimmy. Ich habe angerufen, weil ich über deinen……Vorschlag reden wollte.«
»Wirklich?« Seine Stimme quietschte wie die eines Teenagers, der sich zum ersten Mal einen runterholte. Dann senkte er seine Stimme wieder. »Ich meine, ich freue mich, dass du dich dazu entschlossen hast. Das wird für uns beide toll.«
Sie wusste nicht, was sie über Jimmy als Geschäftspartner denken sollte. Aber sie befand sich mit dem Rücken zu Wand.
Und eigentlich war es ihr schon egal. Sie wechselte ja jetzt schon zwischen Jimmy, Paul Crosley, diesem Speerhorn-Jungen, der Juniors Schulfreund war, und manchmal auch ihrem Ehegatten Sylvester, hin und her. Und was bekam sie dafür? Klebrige Schenkel und ein blutendes Herz.
»Jimmy, Sylvester ist letzte Nacht schon wieder nicht nach Hause gekommen. Ich weiß wirklich nicht, was er jetzt schon wieder treibt. Und langsam ist es mir auch schon egal.«
»Woher soll ich wissen, was er vorhat? Aber das ist für unser kleines Unternehmen besser so, vor allem was die Lokalität betrifft. Ich kann dir sofort ein paar Kunden vorbeibringen.«
»Hierher?«
»Na klar, Schätzchen. Das ist für alle am einfachsten. Denn wir alle wissen schon, wann Sylvester kommt und wieder geht.«
Peggy war nicht gerade von der Idee begeistert, dass eine Horde Betrunkener in ihrem Wohnwagen auftauchen würde, ihr Geschirr verschmutzen und Körperflüssigkeiten überall herumspritzen würde, sich vielleicht auch noch übergeben und ihr Toilettenpapier verwenden würde. Außerdem würden sie mit ihren schmutzigen Schuhen einen Haufen Dreck in den Wagen bringen. Aber sie kannte Jimmy und wusste, dass er niemals erlauben würde, dass sie in seinem Wohnwagen anschaffen gehen würde. Er hatte es übrigens noch nie erlaubt, dass sie dort auch nur auftauchte.
»Wann können wir anfangen?«, fragte sie.
Sie konnte ein kratzendes Geräusch hören. Wahrscheinlich versuchte Jimmy gerade, sich seinen Kater aus dem mit Bartstoppeln übersäten Gesicht zu reiben. »Sobald ich ein paar Freier beisammen habe.«
»Wieso Freier?«
»Das sagt man so, Baby. Ich habe dir ja gesagt, ich habe mich mit dem Thema genau beschäftigt.«
Sie steckte die halb angerauchte Zigarette zwischen ihre Lippen und zündete sie an. »Ich frage ja nur, weil ich ein paar offene Rechnungen zu bezahlen habe.«
»Es ist Freitag, Schätzchen. Ich kann dir schon ein bisschen Abwechslung besorgen. Wenn du schon heute Nachmittag beginnen willst, dann kann ich in die Moose Lodge fahren und wahrscheinlich einen Viehlastwagen voll mit Typen vorbeibringen. Außerdem, sollte Sylvester auftauchen, dann ist er auch in der Moose Lodge, so wie jeden Freitagabend. Da kann ich auf ihn achtgeben.«
»Was auch immer, Jimmy. Ich bin einfach nur müde. Richtig müde.«
»Das ist aber nicht die richtige Einstellung, wenn wir Erfolg haben wollen, Schätzchen.«
»Mach dir keine Sorgen, ich weiß, wie man etwas vortäuschen kann. Du hast es ja auch immer geglaubt, oder?«
Das Schlimmste war jedoch, dass sie ihn immer geliebt hatte. Aber Liebe war jetzt nur mehr einen Scheißdreck wert. "Liebe" gehörte genauso wie "Stolz" zu diesen blöden Wörtern, die man in einen Rahmen stickte und sich an die Küchenwand hängte. Das waren eigentlich nur Fäden und Knoten, nichts weiter.
Jimmy unterbrach ihre Gedanken. »Das war jetzt aber gemein, Peggy.«
»Bring die Kerle einfach her. So viele wie du finden kannst. Aber nur noch eines…«
»Was denn, Lieb…?« Er hätte beinahe "Liebling" gesagt. »Was?«
Sie zog noch einmal an ihrer
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