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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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verrückt und hatte heute seine Medikamente nicht genommen. Sie sollte ja am besten wissen, dass es manchmal Störungen im Gehirn gab, für die man gar nichts konnte. Nur weil jemand verrückt war, konnte man ihn ja nicht wie einen Massenmörder behandeln.
    »Tamara«, sagte sie und versuchte in das Führerhaus zu schauen, um zu sehen, ob der Mann nicht vielleicht eine Waffe hatte.
    »Tamara«, wiederholte er. »Hatte ich mir schon gedacht.«
    »Warum sagen Sie das?« Sie war Kilometer von irgendeinem Schutz entfernt. Sie machte zwei Schritte zurück.
    »Haben Sie es nicht gehört?«
    »Was gehört?«
    »Sie sollten besser zuhören.«
    Sie blickte sich um. Keine Autos kamen. Sie wollte den Mann gerade fragen, ob er auch ein komisches Tier gesehen hatte, als er mit der Hand auf den Wald, der auf dem Berghang wuchs,  deutete.
    »Die Bäume«, sagte er. »Sie sagen Dinge, die nicht in Ordnung sind.«
    »Wie bitte?«
    »Sie lügen.«
    Er kurbelte das Fenster wieder hinauf und fuhr weiter. Nur der Geruch nach Diesel blieb in ihrer Nase hängen. Tamara schaute zum Bear Claw hinauf und fragte sich, was der Mann da oben gemeint haben konnte.
     
    ###
     
    Das Alien atmete durch die Pflanzen, die es verwandelt hatte und absorbierte die Energie der Tiere, die zu seinem eigenen Fleisch geworden waren. Als es sich ausbreitete und seine Wurzeln tiefer wuchsen, sammelte es immer mehr Symbole in seinem Zentrum, das Herz und Gehirn war. Diese Symbole brachten Schmerz mit sich, aber Schmerz war notwendig, denn Schmerz bedeutete Überleben. Wenn die Kreatur ein Teil des Planeten werden wollte, dann musste der Planet eine Symbiose eingehen, die dicker als Blut war.
    Das Symbol durchdrang die Wände des Pilzes und blieb in seinem Zentrum, wo die anderen Symbole in ihrem verwirrten Schlaf gestört wurden.
    Tah-mah-raa .
     

 
    DREIZEHNTES KAPITEL
     
    Jimmy hatte Peggys ersten offiziellen Kunden aufgetrieben.
    Howard Pennifield trat hinter Jimmy in den Wohnwagen. Seine Schultern sahen aus wie die eines Gorillas. Er blinzelte dümmlich und schaute auf die herrschende Unordnung. Er versuchte, Peggy nicht anzustarren, die mit einem Drink in der Hand breitbeinig auf der Couch saß. Peggy musterte ihn und versuchte ihn richtig einzuschätzen. Sie kannte ihn von der Little League, denn sein Sohn war im gleichen Baseballteam wie Mack. Sie fragte sich, ob Howard besser mit seinem Schläger umgehen konnte als sein dummer Sohn.
    Peggy hatte fast eine Stunde lang überlegt, was sie anziehen sollte. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich für etwas Ausgefallenes entscheiden sollte, eine Federboa oder so etwas, oder ob sie sich einfach nur ganz natürlich geben sollte. Sie glaubte, dass Männer für das "Natürliche" nicht zahlen würden, "natürlich" bekamen sie ja ohnedies von ihren Frauen mit einem blauen Auge, Lockenwicklern in den Haaren und faltiger Haut.
    Sie hatte nicht viele Accessoires. Vielleicht konnte sie Jimmy überzeugen, etwas in diese durchsichtigen Nachthemden und feine Lingerie zu investieren, die sie manchmal in einem Katalog betrachten konnte.
    Schließlich hatte sie sich für ihr Negligee von K-Mart entschieden, das pink schimmerte und entlang der Büste gerüscht war.  Auf ein Höschen hatte sie von vornherein verzichtet. Das Auge aß ja immerhin auch mit. Und schließlich stand sie ja nicht an einer Straßenecke. Sie blickte die zwei Männer mit dem verführerischen Blick an, den sie den ganzen Tag im Spiegel geübt hatte. Mit Schadenfreude stellte sie fest, dass Jimmy das Wasser im Munde zusammenlief.
    »Wir haben hinter den Bäumen geparkt und sind die letzten Schritte hergegangen«, sagte Jimmy. »Am Anfang ist es noch besser, kein allzu großes Aufsehen zu erregen.«
    Howard nickte so, als ob sein Kopf ein Strohsack wäre.
    »Und was willst du hier, Jimmy?«, fragte Peggy. »Musst du ihm vielleicht den Schwanz halten?«
    Ein Schatten huschte über Jimmys Gesicht, dann sagte er: »Das ist Howard. Weiß nicht, ob du ihn kennst oder nicht.«
    »Doch. Hallo, Howard.« Sie schenkte ihm ein falsches Lächeln. Er nickte noch einmal. Sie hoffte, dass die Ausbeulung seiner Brieftasche mindestens so groß wie die seiner Hose war.
    »Also, lasst uns anfangen«, sagte sie, nahm einen tiefen Zug an ihrer Zigarette und einen schmerzhaften großen Schluck billigen Whiskeys. Jimmy beugte sich nervös zu ihr hinunter und flüsterte ihr ins Ohr.
    »Könnten wir nicht, ich meine, wir, du und ich…. zuerst? So wie früher. Außerdem…«

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