Die Ernte
Er beugte sich noch näher zu ihr. »Er möchte zuschauen.«
»Wie viel ist die Hälfte von fünfzig? Ich glaube, 25 Dollar, Jimmy.«
»Verdammt, du hast doch gesagt, zwischen uns wird sich nichts ändern. Wo wir uns doch so lieben.«
Sie ließ ihr Negligee noch ein bisschen weiter nach oben rutschen, bis die ersten Locken ihres Liebesschreins zu sehen waren. Jimmy leckte sich über die Lippen.
»25 Dollar«, sagte sie. »Zahl oder lass es bleiben.«
Ihr gefiel das Gefühl der Macht. Vielleicht hatte dieses Unternehmen ja noch mehr Vorteile als nur das Bargeld. Sie stand auf und ging ins Schlafzimmer, wobei sie darauf achtete, dass ihr Hinter unter dem Saum des Negligees verführerisch wippte.
Howard sprach jetzt zum ersten Mal. »Du hast gesagt fünfundsiebzig und sie fünfzig. Was ist los, Jimmy?«
»Sei still, du Idiot. Wenn du etwas Spezielles willst, musst du dafür auch bezahlen.«
Die Männer folgten ihr ins Schlafzimmer, wo sie auch schon auf der bloßen Matratze lag. Jimmy ließ ein Bündel grüner Scheine auf das Nachtkästchen fallen und begann sich Schuhe und Hemd auszuziehen. Howard nickte ihr zu. Sie blinzelte und starrte auf die Decke und stellte sich einen Prinzen vor, der auf einem geflügelten Pferd aus den Wolken auftauchen würde.
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Reggie Speerhorn parkte seinen Camaro hinter der Tankstelle GasNGo. Er ging durch die von Kletterpflanzen überwucherten Strauchkiefern, wo er und Jimmy schon Unmengen von Dope geraucht hatten, und sprang dann mit einem Satz über den kleinen Bach, der an den Platz mit den Wohnwagen grenzte. Er hatte herausgefunden, dass der Nachmittag die beste Zeit war, um sich mit Juniors Mutter zu vergnügen, bevor der Schulbus Juniors belämmerten Bruder wieder nach Hause brachte. Und Junior kotzte sich wahrscheinlich gerade die Seele aus dem Leib, weil der Schnaps ihm zusetzte. Reggie hoffte, dass ihm Peggys anderer idiotischer Liebhaber nicht schon zuvorgekommen war.
Er ging an den stillen Wohnwägen vorbei, die so eng nebeneinander standen wie Sardinendosen in einem Supermarktregal. Er konnte nicht verstehen, wie man so leben konnte. Automotoren und Teile von Plastikpuppen lagen achtlos auf dem roten Vorplatz verstreut herum. Die Wäscheleinen hingen schwer von einer Seite zur anderen und bogen sich unter dem Gewicht von verbrauchten Decken und Unterhosen, die im Schritt große Löcher hatten. Sogar die Krähen vermieden diesen Ort, so als ob sie wüssten, dass hier keine einzige Brotkrume für sie abfallen würde.
Der Ford-Pickup war nicht vor dem Wohnwagen der Mulls geparkt. Auch nicht der Pickup von Juniors Vater. Reggie schlich um ein rostiges Ölfass in Richtung Wohnwagen. Er spürte, wie sich die Erregung in seinem Körper breitmachte. Er versuchte sich Peggy vorzustellen, wie sie am Fenster saß, mit ihrer Wange in die Hand gelegt, in Erwartung ihres Prinzen.
Als er näherkam, hörte er Stimmen, die aus dem Wohnwagen kamen. Er duckte sich und tauchte mit einem Satz unter den Wohnwagen. Reggie legte sein Ohr an den Wohnwagenboden. Peggy sagte gerade etwas und die Matratze quietschte. Reggie konnte genau hören, wie sich die eisernen Bettfüße auf dem ächzenden Boden hoben und senkten, hoben und senkten, immer wieder.
Er schaute zum Geräteschuppen, der etwa sechs Meter entfernt war. Er könnte auf das Dach klettern und von dort ins Fenster schauen. Der alte Apfelbaum mit seinem zerfurchten Stamm würde ihn vor anderen Blicken verstecken. Auf den oberen Zweigen des Baumes konnten man schon die Ansätze von weißen Blüten sehen, so als ob der Baum noch nicht gemerkt hätte, dass er bald eingehen würde.
Er observierte die Lage auf dem Wohnwagenabstellplatz. Irgendwo konnte man ein Kind so schreien hören, als hätte es eine Rasierklinge im Finger stecken. Dazu bellte leise und fern ein Hund. Auf einer weit entfernten Straße rauschte der Verkehr, aber hier war es ruhig, so als ob die Armut jedes Geräusch unterdrücken würde.
Reggie huschte hinter den Schuppen und kletterte hinauf, indem er seine Füße gegen die zerfurchte Rinde des Apfelbaumes stemmte. Er zog sich auf das Dach des Schuppens und hoffte, dass dieser nicht zusammenbrechen würde. Die dünnen Spitzen der Äste kratzten auf dem Blechdach wie nasse Kreide auf einer Schultafel. Er hielt den Atem an und schaute durch das Fenster in den Wohnwagen hinein. Er war von dem Joint in der Mittagspause noch immer leicht benommen.
Im Schlafzimmer stand ein Mann, den Reggie nicht kannte. Er
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