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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Dunkelheit fettig schimmerten. Noch tiefer zitterten ledrige Blütenstängel wie durstige Wurzeln.
    »Sieht das nach einer Verschwörung der Regierung aus?«, fragte Chester, als sie beide genug gesehen hatten. Sie hatten sich beide instinktiv hinter einem Baum versteckt, so als ob das Höhlending Augen hätte und sie sehen könnte.
    »Was in Gottes Namen ist das?«, sagte DeWalt, der noch immer um seinen Atem kämpfte.
    Chester hätte beinahe gesagt: »Ach, das ist nur einer von diesen Erdschlunden, von denen man ja immer wieder in den Märchen liest.  Keine große Sache. Gibt’s hier überall.«
    Aber er hatte Angst davor, dass er sich bald an einen Haufen Zombies gewöhnen müsste und daran, dass das Ungewöhnliche zur Normalität werden könnte.
    Deshalb kaute er seinen Batzen Kautabak ordentlich durch und sagte dann: »Du hast doch schon so viele Bücher gelesen. Warum sagt du mir nicht, womit wir es hier zu tun haben?«
    »Man kann nur das lernen, was schon einmal gesehen wurde. Und ich glaube kaum, dass das hier in die Kategorie "Phänomene der Natur" fällt.«
    »Was zum Teufel sollen wir jetzt machen? Wir sind dem Bastard auf die Schliche gekommen, aber es ist leider nicht so, dass ein gut platzierter Schuss zwischen die Augen genug wäre, um das Ding zu erledigen.«
    Chester war erleichtert, dass sich DeWalts Gesichtsfarbe von dunkelrot wieder auf rosa geändert hatte. Vielleicht würde der alte Yankee ja doch nicht auf der Stelle tot umfallen.
    »Dieser Bach könnte den grünen Regen erklären, den ich gesehen habe«, sagte DeWalt. »Es ist so, als ob diese Höhle dieses Zeug ausspuckt. Diese Wurzeln, oder was auch immer sie sind, verbreiten sich auch. Und der Mund…«
    Chester blickte über seine Schulter genau in DeWalts Augen. Genau, DeWalt hatte es zuerst ausgesprochen.
    »Ja, der Mund«, wiederholte DeWalt. »Der Mund geht in den Berg hinein, aber er holt sich hier seine Nahrung. Kannst du es nicht fühlen?«
    Chester nickte. Er war schon immer sehr mit der Natur verbunden gewesen, aber er hatte keine Lust, mit dem verbunden zu sein, was sich hier vor seinen Augen abspielte. Seine Familienverbindungen waren ihm schon verrückt genug, besonders seine idiotischen Söhne Sylvester und Johnny Mack. Von dem saufenden Enkelkind Junior ganz zu schweigen. Als ob das nicht schon genug wäre, hat sich jetzt dieser Mund auf seinem Land breit gemacht, war in den Magen des Bear Claw geklettert und hatte es sich hier gemütlich gemacht, ohne Rücksicht auf Grundstückgrenzen.
    »Doch, ich kann etwas fühlen, DeWalt. Es ist so, wie wenn man in der Nähe eines Umspannwerkes steht und die ganzen Stromleitungen kreuzen sich über deinem Kopf. Etwas Unsichtbares, das aber stark genug ist, dass dir die Haare zu Berge stehen und es dir deinen Magen umdreht. Und wenn du ganz genau hinhörst«, sagte Chester, der zum ersten Mal merkte, dass er flüsterte, so als ob die Astlöcher in den knorrigen Bäumen Ohren wären, »dann kann man im Inneren des Mundes ein Murmeln hören. Fast so wie ein leiser Vogelgesang, der durch den Wind verzerrt wurde.«
    »Ja, ich höre es. Fast so wie Musik. Das Orchester des Kerkers.«
    »Was meinst du? Sprich deutlich, ich bin schon verwirrt genug.«
    »Es hört sich unecht an. Und es sieht unecht aus. Aber es ist hier. Wir können es mit unseren eigenen Augen sehen.«
    »Aber was können wir dagegen tun?« Chesters Knie begannen zu schmerzen. »Ich glaube nicht, dass eine Schaufel hier genug sein wird, selbst wenn wir eine mitgebracht hätten.«
    »Es ist wohl Zeit, dass wir unseren nächsten Schritt planen.«
    »Mein nächster Schritt geht auf jeden Fall nach hinten, weg von diesem verdammten Mund, der so aussieht, als würde er jeden Moment etwas in sich hinein saugen wollen.«
    Die beiden hatten nicht bemerkt, dass sich die Dunkelheit wie schwarze Tinte um sie herum ausgebreitet hatte. Das Leuchten aus dem Mund war so stark, dass es das Waldstück fast taghell ausleuchtete. Aber das Gezirpe von weit entfernten Grillen kündigte bereits das Hereinbrechen der Nacht an. »Das ist genug für heute. Nein, zu viel. Lass uns abhauen!«
    »Ich bin fix und fertig«, sagte DeWalt.
    »Sag das nicht, besonders weil der Mund so aussieht, als suche er sich heute noch sein Opfer.«
    Er führte DeWalt zurück in Richtung seiner Farm und hoffte dabei, dass ihn sein Orientierungssinn nicht im Stich lassen würde. Sie erreichten die Bergkuppe, von der aus man bereits das Farmhaus sehen konnte, gerade in

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