Die Ernte
verzeichnet…«
»Aufbewahrt, nicht wahr? Und ich denke, Sie sind der Wächter, Mr. Großmaul.« Chester ließ seine wenigen Zähne im Mondlicht aufblitzen. Er zielte mit seinem Gewehr auf Emerland, um endgültig wie ein Verrückter zu wirken. Er sah zufrieden, dass Emerland schwer schluckte.
»Sie dürfen das nicht. Das ist….gegen die Vorschriften.«
Chester kicherte. Er hatte bemerkt, dass er sich gar nicht so sehr verstellen musste, um verrückt zu erscheinen. »Jetzt gelten andere Gesetze, Fremder. Und sie wurden nicht von uns gemacht. Los jetzt, ins Haus!«
Er schwenkte sein Gewehr im Mondeslicht, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. DeWalt hielt seinen Arm wie ein Kavalier ausgestreckt, um Emerland zu zeigen, dass er vorgehen sollte.
»Los, MacDuff«, sagte er.
»Wer zum Teufel?«, fragte Chester.
»Erklär ich dir mal später, wenn hier alles vorüber ist.«
Aber als sie unter dem scheinbar unendlichen Nachthimmel weitergingen, fragte sich Chester, ob dies hier wirklich jemals vorüber sein würde.
SECHZEHNTES KAPITEL
Zum Teufel fahren.
Wie sonst konnte man es nennen, wenn das Auto fast von selbst fuhr, wenn der Weg bereits vorbestimmt war, wenn der Teufel selbst dich in die Richtung eines unbekannten Zieles zu ziehen schien?
Nein. Tamara war nicht dabei verrückt zu werden. Entweder sie war schon dort oder Meilen davon entfernt und noch nie gesünder gewesen als jetzt gerade. Das grüne Licht auf der Bergkuppe über ihr wurde immer stärker und obwohl es manchmal wegen der engen Kurven aus ihrem Sichtfeld verschwand, war das elektrische Pulsieren in ihrem Kopf stets präsent und wurde mit jedem ihrer Herzschläge intensiver.
Sie hatte eine Jackson Browne-Kassette in ihr Autoradio geschoben, so als ob die sinnentleerten melancholischen Klänge die richtige Musik für ihre ungewollte Mission wären. Je höher sie sich auf der schlechten und zerklüfteten Straße hinaufbewegte, desto dunkler wurde der Wald, der alle Schatten schluckte. Die Häuser, die entlang ihres Weges hie und da in kleine Mulden geduckt waren, waren immer weniger geworden. Es waren graue, von den Jahren verwitterte Gebäude, von Weiden umgeben, die von kränklich aussehendem Vieh abgefressen waren.
Tamara schaltete wieder hinunter und nahm eine besonders enge Kehre. Auf einmal konnte sie unter sich Windshake sehen, Quadrate aus Ziegel und Holz, einige hatten bereits die Lichter eingeschaltet. Die unebene Straße führte von der Stadt weg wie ein schwarzer Fluss. Jackson sang gerade etwas über seine Fehler und Missgeschicke, denen er sich nicht stellen wollte oder konnte. Dann war sie wieder zwischen den Bäumen und die Stimme ließ nicht locker und schickte elektrische Impulse durch ihre Wirbelsäule.
Shu-shaaa tah-mah-raaa .
Die Stimme war da, schwebte, drang in sie, überschwemmte sie. Wenn sie nicht der Stimme folgte, dann würde sie zu ihr kommen oder sie würden mit voller Wucht aufeinander prallen. Dieser Teil war nicht in ihrem Traum vorgekommen. Oder vielleicht war das ja ein Tagtraum, einer, bei dem ihr eigenes Leben im Mittelpunkt stand, nicht das Leben ihres Vaters oder das ihrer Kinder. Dies war der Wald in der Nacht, die Eichen erschienen surreal, die Pinien schwenkten ihre Äste, die Färbung der Blätter wirkte irgendwie unecht, so als ob man sie durch ein verschwommenes Kaleidoskop betrachten würde.
Sie nahm eine weitere Kehre und rutschte mit ihrem Auto über die feuchten Steine, dort, wo Quellwasser in einem Rinnsal über die durchweichte Straße floss. Die Reifen drehten sich durch und fanden nach ein paar Sekunden wieder Haftung, aber als sie das Lenkrad wieder geraderichtete um den Berg weiter hinauf zu klettern, rutschte die Böschung auf der einen Straßenseite ab und eine knorrige Eiche fiel fast auf den Toyota.
Sie verriss den Wagen, aber die dicken Äste des Baumes trafen die Seite ihres Autos und zerschmetterten dabei die Windschutzscheibe. Das Gewicht des Baumes drückte den Toyota in den Straßengraben. Das Auto setzte mit dem Unterboden auf und blieb auf der Straße liegen, mit dem linken Vorderrad in der Luft. Tamara schaltete das Allradgetriebe ein, aber der Schlamm und der feste Zugriff der Äste und die Ölwanne, die sich in die Erde gegraben hatte, verhinderten, dass der Toyota mehr machte, als sich an Ort und Stelle hin und her zu bewegen.
Nachdem sie eine Minute lang den Motor vergeblich hatte aufheulen lassen, versuchte Tamara die Türe zu öffnen. Sie wurde
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