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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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dem Moment, als sich die Farbe des Himmels von rosa zu violett veränderte. Chester ging voran und folgte dabei einem seiner alten Pfade, als er einen Zweig verräterisch knacksen hörte. Er schnellte herum und zielte mit seinem Gewehr in die Richtung, aus der er das Geräusch gehört hatte.
    »Oh, entschuldigt, Leute«, sagte ein Mann und trat hinter einem wilden Lorbeerbusch hervor. »Ich hab mich irgendwie hier verlaufen.«
    »Bleiben Sie auf der Stelle stehen und öffnen Sie Ihre Augen!«, herrschte Chester ihn an.
    »Aber sie sind ja offen…«
    Kein grünes Leuchten. Chester atmete erleichtert aus und ließ sein Gewehr sinken. Auch sein Finger am Abzug war ein wenig ruhiger.
    »Was zum Teufel machen Sie um diese Zeit in meinem Wald? Versuchen Sie, erschossen zu werden?« Chester hoffte, dass der Mann nicht merkte, wie knapp er der Tatsache entgangen war, ein weiteres Luftloch in seinem Kopf zu haben. Er konnte DeWalt hinter seinem Rücken spüren. DeWalt spähte neugierig über seine  Schulter.
    »Ich schau´ mich bloß um«, antwortete der Mann.
    »Das unbefugte Betreten von fremdem Grund gefällt den Leuten hier nicht besonders. Und mir schon gar nicht.« Chester spürte schon eine Abneigung gegen das stechende Rasierwasser des Fremden. Roch wie ein Weichei. Aber wenigstens leuchteten seine Augen nicht grün und sein Gesicht war auch nicht aus Brei.
    »Ich bitte tausendfach um Verzeihung«, sagte der Typ um eine Spur zu eloquent für Chester. »Sind Sie vielleicht gar Chester Mull?«
    »Wer fragt?«
    »Emerland. Kyle Emerland.« Der Fremde trat aus dem Schatten und mit weit ausgestreckter Hand auf Chester zu. DeWalt fluchte leise.
    »Das ist ja schön und gut, Mr. Emerland«, sagte Chester und ignorierte die ihm dargebotene Hand. »Könnte dennoch nicht behaupten, dass ich entzückt bin, Ihre Bekanntschaft zu machen. Sie haben noch immer nicht gesagt, warum Sie hier sind. In Ihrem schicken Anzug sehen Sie nicht gerade wie ein Wilderer aus.«
    »Dann möchte ich ganz ehrlich sein. Sie sehen wie jemand aus, der Ehrlichkeit schätzt, wenn ich so frei sein darf. Ich bin hier, um Ihnen ein Geschäft vorzuschlagen.«
    »Ich mache keine Geschäfte. Was habe ich, das Sie wollen?«
    »Zum einen zirka 400 Hektar eines Berggipfels«, unterbrach ihn DeWalt. »Du zielst mit deinem Gewehr übrigens gerade auf den Mann, der für die Entstehung des Sugarfoot Ressorts verantwortlich ist. Wenn du ihn ohne Zeugen erschießen willst, dann schließe ich kurz meine Augen.«
    »Herbert DeWalt, sind Sie das?«, sagte der Fremde fröhlich. Nach Chesters Gefühl eine Spur zu fröhlich. Aalglatt. Vielleicht hat er sogar etwas mit der Öffnung in seinem Grund und Boden zu tun. Vielleicht handelt es sich dabei um irgendeine geheime Mülldeponie. Oder um einen geheimen Atomtest der Regierung.
    »Ja, ich bin´s, Emerland«, sagte DeWalt. »Ich bin mir sicher, dass Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben, also lassen wir die Spielchen. Sie verschwenden hier nur Ihre Zeit. Chester will nicht verkaufen.«
    »Aber nicht doch, wir können doch in Ruhe vernünftig darüber reden. Herr Mull soll doch selbst entscheiden können.«
    »Jetzt mal langsam«, sagte Chester ein wenig verärgert und ungeduldig. Sein Verstand war heute schon genug gefordert worden. Er versuchte gerade, mit dem unwirklichen Besuch aus einer anderen Welt zurecht zu kommen, und jetzt wollte ein Fremder noch mit ihm über den Verkauf seiner Besitzungen sprechen. »Kann mich bitte jemand aufklären, worum es geht, da ich ja nicht gerade unbeteiligt bin, wenn ich mich nicht irre!«
    »Hören Sie mir bitte wenigsten zu, Herr Mull«, sagte Emerland. »Setzen wir uns an einen Tisch und reden in aller Ruhe. Ich bin mir sicher, dass Ihnen mein Angebot zusagen wird.«
    »Welches Angebot?«
    »Er möchte dich aufkaufen, Chester«, sagte DeWalt. »Er möchte Bear Claw, damit er den Berg mit Eisen und Beton auffüllen kann, dann Skilifte bauen und Appartements für die reichsten Touristen, die New Jersey und Florida zu bieten hat.«
    »Machen Sie mal halblang, DeWalt«, sagte Emerland. »Sie wissen, dass ich immer fair gewesen bin. Und meine Angebote sind die besten, die man kriegen kann.«
    »Er hat einen Bulldozer statt einem Herzen«, sagte DeWalt zu Chester.
    Chester schaute dem Fremden ins Gesicht. »Ein paar Erdbewegungen könnten ja tatsächlich nicht schaden, falls dieser Emerland hier eine Schaufel hat, die groß genug ist.«
    Der Mond war schon aufgegangen, ein frischer Ball, der

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