Die Ernte
als ihr Blick auf die Uhr fiel. Klein Mack würde in fünfzehn Minuten nach Hause kommen und Junior könnte in einer Stunde da sein, falls er überhaupt vor dem Abendessen auftauchen würde. Junior wurde schon ganz gleich wie der Mann, nach dem er genannt worden war.
»Meine Kinder kommen bald nach Hause, Howard. Es ist besser, wenn du jetzt abhaust. Aber besuch mich bald wieder, wenn du Geld hast«, sagte sie und leckte sich mit der Zunge über die Lippen. Sie blinzelte ihm zu und Howard wurde sogar ein wenig rot. Er wurde schon wieder erregt.
»Aber nicht jetzt. Du bist pleite.« Sie lachte und zog das Leintuch über ihren Körper. Sie war nicht müde, aber sie wollte noch den Wohnwagen aufräumen, bevor Mack nach Hause kam.
Sie würde das Geschirr spülen und so tun, als ob alles so wie immer wäre. Vielleicht würde sie sogar den Küchenboden wischen. Wie eine normale Hausfrau.
Howard nickte dümmlich. »Du bist schön«, sagte er, während er sich seine Hose anzog. Er zog sein Hemd über seine Schultern und ging zur Tür.
»Schön, dass es dir gefallen hat, starker Mann. Und sag Jimmy, dass er seinen Arsch hierher bewegen soll!« Sie drückte ihre Zigarette aus und brachte damit den Aschenbecher zum Überlaufen. Braune, teerige Zigarettenstummeln rollten vom Nachttisch auf den Vinylboden.
Sie verschränkte ihre Hände hinter ihrem Kopf und starrte auf die Decke, auf die kleinen Muster, die sie betrachtet hatte, während die Männer sie bearbeitet hatten. Sie hatte lauter Gesichter da oben gesehen und fragte sich, ob sie diese jetzt auch sehen würde. Die Türe öffnete sich und Howard grunzte schon wieder etwas. Sie blickte auf die Türe und erwartete Jimmys doof grinsendes Gesicht.
Aber es war ihr Mann, mit dem sie zwölf Jahre lang verheiratet war und der jetzt wie ein Fremder in der Türe stand. Howard kreischte wie ein Mädchen auf, fiel zu Boden und krabbelte auf allen Vieren den Gang entlang. Ein Hemdsärmel hatte sich an seinem Fuß verfangen und so schleifte das Hemd hinter ihm her. Sylvester ließ ihn passieren und ging zu Peggy. Irgendetwas stimmte nicht. Seine Augen waren wie radioaktive Murmeln. Sylvester hatte sich verändert. Er war wie eine Süßkartoffel, die hinter den Ofen gefallen und dort verfault war.
Ihr Gehirn war wie ein Dauerlutscher, kalt, süß und hart, als sie registrierte, dass ihr Gatte zu ihrem Bett schlurfte und mit seinem idiotischen Grinsen auf sie herunterschaute und dann sein feuchtes, unmögliches Fleisch auf das Bett hievte und dabei ein Geräusch machte wie dreißig Kilo Regenwürmer. Sylvester zog die Decke weg und sie verschränkte ihre Arme über ihren Brüsten, da sie sich vor ihm plötzlich schämte. Er berührte ihren nackten Oberschenkel und sie sah, dass sein Finger voll von matschigem Dung war. Der alte Idiot begann zu grinsen und sie dachte, dass er zu sprechen versuchte, vielleicht um ihren Namen zu flüstern oder um zu sagen, dass sie gut aussah.
Dann sah sie, dass Sylvester keine mehr Zunge hatte, nur zuckende Dinger, die sich in ihre Richtung bewegten. Sie konnte ihren Gatten riechen als sein Modergeruch sie überflutete und dann befand sie sich in seiner Umarmung und sie ließ es ohne Widerstand geschehen, denn immerhin war er ja ihr Mann und das war sein ihm angestammter Platz zwischen ihren Beinen und sie legte ihren Arm um seinen Hals und zog sein unförmig geschwollenes Gesicht an ihre Lippen, weil sie ihm in die Augen starrte und das Zauberland sah und sie steckte mit entschlossener Verzweiflung ihre Zunge in seinen Mund, weil sie den Zauber spüren wollte und Shu-shaaa pulsierte im gleichen Rhythmus ihres letzten Herzschlages, als das Universum den Zauber in ihren Schlund kotzte und sie endlich zur Prinzessin, zum Schneewittchen wurde, aber diesmal für immer.
Sie hatte sich noch nie so sehr geliebt gefühlt.
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Klein Mack hatte Angst.
Er hatte den Lärm im Wohnwagen gehört und wollte nicht hinein gehen, obwohl die Türe offen stand. Der Pickup mit den großen Reifen war nicht da, also war der gemeine, dünne Mann wahrscheinlich nicht bei seiner Mama. Aber irgendjemand war da. Und es hörte sich so an, als ob es mehrere Personen wären.
Er bückte sich und spähte in das Wohnzimmer. Er konnte nicht viel sehen, denn die Sonne blendete ihn. Aber er hörte Leute stöhnen, genau wie die Geister in diesen Horrorfilmen, die er mit Junior anschauen musste, wenn Mama spät am Abend noch aus war. Oder wenn sie und Papa früh schlafen
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