Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Hispanier, sowie etliche von unseren Indianern, über den Graben gekommen waren und noch gar keine Reiter, da drangen sie plötzlich von neuem wider uns an, brachten die Hinübergekommenen ins Wanken und trieben sie in den Graben zurück. Hierbei fingen sie vier Hispanier, die sie eilends wegschleppten, um sie ihren Götzen zu opfern. Auch stachen sie eine Menge von unseren Indianern nieder. Obrist Alvarado zog sich schließlich in sein Lager zurück.
Als ich am Abend Meldung von diesem Geschehnis erhielt, ward ich gar verstimmt, dieweil ich voraussah, daß die Feinde nun neuen Mut bekommen hatten und unsere Angriffe fortan zurückzuschlagen erhofften.
Wie schon vermeldet, hatte Peter von Alvarado den letzten Angriff gemacht, in der Meinung, der Feind wäre matt und furchtsam, vor allem aber, dieweil sein Kriegsvolk mit Bitten nicht nachgelassen hatte, er möge bis auf den großen Markt vordringen. Wenn dieser genommen, hätte man die ganze Stadt erobert. Die Leute des Alvarado wußten nämlich, daß auch ich mit meinen Truppen den großen Platz zu erringen eifrig bemüht war, und so fürchteten sie, ich möchte diesen Ort früher erstürmen denn sie. Deshalb trieben sie ihren Obristen eifrig an. Das gleiche geschah bei mir, denn auch die Meinen wollten die ersten auf dem großen Platze sein. Ich aber schlug ihnen unter allerlei Vorwänden ihr Bitten ab, ohne ihnen den wahren Grund zu entdecken. Ich hielt ein weiteres Vordringen vorderhand für allzu gefährlich, denn bis zu dem großen Platze waren mir, abgesehen von den Brücken und Wällen, ganz besonders die Söller gefährlich. Jedes Haus war gleichsam eine Insel mitten im Wasser.
Auf die Meldung von der Niederlage des Peter von Alvarado entschloß ich mich, des anderen Tages in der Morgenfrühe hinüber in sein Lager zu reiten, um mich mit eigenen Augen über den Stand der Dinge bei ihm zu unterrichten, ihmVorhaltungen zu machen und mit ihm zu beraten, was zu seiner Sicherheit und zum neuen Angriff zu tun nötig wäre. Als ich aber ankam, erfuhr ich zu meiner Verwunderung, daß er bereits gar tief in die Stadt eingedrungen war und mehrere böse Schanzen und Gräben erstürmt hatte. Da legte sich mein Zorn, und wenn ich zuvor vermeint hatte, er sei an der empfangenen Schlappe schuld, so ward ich jetzt anderer Meinung und kehrte noch am selbigen Tage darüber beruhigt in mein Hauptquartier zurück.
Das siebzehnte Kapitel
In den nächsten Tagen wiederholte ich die Angriffe auf die Hauptstadt in der gewohnten Weise, an zwei Stellen mit den Rennschiffen und den Zillen, an vier anderen in der Stadt mit all meinem Kriegsvolk. Immer wieder fielen eine Menge Mexikaner, und täglich traten Indianer aus der Umgegend auf unsere Seite. Trotzdem aber mocht ich mich noch nicht zum Hauptsturm entschließen, einmal weil ich immer noch verhoffte, die Hartnäckigkeit des Feindes müsse nachlassen, des anderen aber auch, weil ein solcher Angriff nicht ohne große Gefahr konnte geschehen. Denn die Temixtitaner hatten neuen Mut gefaßt und waren offenbar gewillt, auf Leben oder Tod zu fechten. Als meine Hispanier sahen, daß sich die Belagerung verlängerte, obwohl sie nun bereits zwanzig Tage währte und sie fast alle Tage gekämpft hatten, da drangen sie in mich, wie schon vermeldet, ich solle einen großen Sturm anordnen, damit wir den Platz in der Mitte der Stadt einnähmen. Wenn man diesen inne hätte, so vermeinten sie, dann bliebe den Temixtitanern nur wenig zu verteidigen übrig. Und wenn sich selbige auch dann noch nicht wollten ergeben, so drohe ihnen Hunger und Durst, dieweil sie kein Trinkwasser mehr hätten. Ich weigerte mich dessen. Da erklärte mir Eurer Kaiserlichen Majestät Schatzmeister, das ganze Lager wäre der nämlichen Meinung, und ichsolle den Sturm anbefehlen. Ich antwortete ihm und etlichen anderen Kavalieren, ihr Wunsch wäre brav und löblich, aber ich hätte Ursache, ihrem Begehr nicht zu willfahren, dieweil dies nur unter großen Verlusten geschehen könne. Als sie aber immer noch nicht nachließen, sondern immer heftiger darum baten, da willigte ich endlich ein und erklärte, ich wolle tun, was mir nur möglich wäre, mich zuvor aber mit den Befehlshabern der anderen beiden Lager beratschlagen.
Andern Tags entbot ich meine Hauptleute zu einer Besprechung und sandte an die Obristen Gonzalo von Sandoval und Peter von Alvarado den schriftlichen Befehl, am nächsten Tage solle ein allgemeiner Sturm auf die Stadt erfolgen, um den großen Markt in der
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