Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Morgen griffen mir in der nämlichen Weise an. Nachdem wir in den ummauerten Bezirk der großen Moschee vorgedrungen waren, ließ ich haltmachen und befahl den Hauptleuten, nichts weiter zu tun als die eroberten Gräben einzuebnen, während unsere Indianer die Häuser niederbrannten und abrissen. Mit etlichen Indianerhaufen aber ließ ich ingewohnter Weise Angriffe machen, unter dem Schutze von Reitern, die ihnen den Rücken deckten. Währenddem bestieg ich die Plattform des großen Tempels, dieweil ich wußte, daß mich die Temixtitaner alsbald erkannten. Von da aus leitete ich die einzelnen Angriffe der Unsrigen und sandte an alle Orte Hilfe, wo es not tat. Es geschah wie immer, daß bald die Feinde, bald die Unsrigen vor- oder zurückgingen. Wo ich aber drei oder vier Reiter hinbeorderte, da gewannen die Unsrigen sofort neuen Mut und warfen die Feinde zurück.
In dieser Art und Welse rückten wir sechs Tage nacheinander immer wieder von neuem gegen die Stadt. Jeden Abend, wenn wir in unsere Standorte zurückgehen wollten, legte ich eine Anzahl Hispanier in etliche Häuser in den Hinterhalt. Sodann ließ ich die Reiter zurückgehen, wobei sie sich stellten, als seien wir in voller Flucht. Dadurch lockten wir die Verfolger am Hinterhalte vorbei, wonach sie im Rücken angegriffen und niedergemacht wurden.
An einem jener Tage standen 8 Reiter auf dem großen Platze und warteten auf das Erscheinen von Feinden. Als aber keine kamen, taten sie, als ob sie abrücken wollten. Die Feinde, die sich bis dahin versteckt gehalten hatten, zeigten sich jetzt zwar; da sie aber Angst hatten, daß sie in der Verfolgung angefallen werden könnten, wie das oft geschehen war, so blieben sie hinter den Mauern und Tempeln, deren dort mehrere standen. Als sich die 8 Reiter gegen sie wandten, wurden sie an einer Straßenecke von oben beschossen und konnten die Feinde, die dort in eine Gasse flohen, nicht verfolgen, sondern mußten sich sogar selber zurückziehen. Jetzt aber brachen die Feinde aus der Gasse heraus wie tolle Hunde, unter Freudengeheul ob des Rückzugs unserer Reiter. Bei alledem blieben sie beieinander und wagten sich nicht aus der Deckung heraus. Mit zwei verwundeten Pferden mußten die Reiter also zurückgehen.
Sehr spät kamen wir an diesem Abend in unsere Lager zurück, nachdem wir alle eroberten Gräben und Wälle sorgfältigzugeworfen und abgetragen hatten. Da aber die Temixtitaner hinter uns laut frohlockten, als geschähe unser Rückzug aus Furcht und Schwäche, da entschloß ich mich, ihnen einen ordentlichen Denkzettel zu verabreichen. Noch in der Nacht sandte ich Boten an Sandoval, mit dem Befehle, er solle vor Tag mit 15 Reitern von seiner und Alvarados Abteilung in mein Hauptquartier kommen.
Das neunzehnte Kapitel
In der Frühe des neuen Tages (am 22. Juli) war Sandoval mit 15 Reitern zur Stelle. Mit den 25 aus der vormaligen Besatzung von Kojohuaka waren nun bei mir im ganzen 40. Von selbigen erhielten 10 den Befehl, mit allem Fußvolk eilends aufzubrechen. Unter dem Beistand der Rennschiffe sollten sie in der Ordnung wie am vorigen Tage vorrücken und wider die Feinde fechten, dabei soviel wie möglich erobern und alles Erstürmte einebnen. Um die Zeit aber, da wir gewöhnlich den Rückzug antraten, sollten sie einen heftigen Angriff wider den Feind machen. Zu ebendieser Zeit wollte ich mit den übrigen 30 Reitern in einem Hinterhalt in der Nähe der Paläste am Hauptmarkte bereitstehen.
Die Hispanier taten, wie befohlen. Um 1 Uhr nachmittags ritt ich mit meinen 30 Reitern nach der Stadt, und als ich auf dem Hauptplatze angekommen war, versteckte ich sie in einem der Paläste. Ich selbst stieg, wie dies meine Gewohnheit geworden, auf die Plattform der großen Pyramide. In meiner Anwesenheit erbrach man allda eine Grabstätte und fand allerlei goldene Dinge im Werte von mehreren 1000 Dukaten. Als dann die rechte Stunde gekommen war, gab ich den Befehl an die kämpfenden Truppen, in größter Ordnung den Rückzug zu beginnen. Sobald die 10 Reiter wieder auf dem großen Platze wären, sollten sie einen neuen Angriff machen, sich dabei aber stellen, als müßten sie, schwankend geworden, wieder umkehren,und dies sollten sie in einem Augenblicke tun, wo recht viel Feinde ihnen gegenüberstünden.
Währenddem konnten die 30 Reiter im Hofe des Palastes, wo sie versteckt hielten, die Zeit kaum erwarten. Alle waren sie voller Eifer, einen guten Handstreich zu verrichten. Bald nachdem ich mich nun zu ihnen gesellt
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