Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Absichten hätten. Zu diesem Zweck schickte er zwei seiner Neffen in Begleitung von vier alten Würdenträgern mit Geschenken an Cortes. Diese Gesandtschaft hatte den Auftrag, für die Freigabe der beiden Mexikaner zu danken, zugleich aber Beschwerde zu erheben, daß Cortes den Abfall der Cempoallaner ohne Zweifel begünstige, denn nur unter seinemSchutze könnten sie solches wagen. Von seinem Entschlusse, die Abtrünnigen durch gänzliche Ausrottung zu züchtigen, stehe er zwar vorläufig ab, aber nur um sich zuvor mit uns zu verständigen.
Cortes empfing dle Gesandten freundlich und nahm die Geschenke dankend an. Sie hatten einen Wert von etwa 2000 Piastern. Zugleich ließ er dem Könige sagen, er wäre ihm nach wie vor durchaus freundschaftlich gesinnt. Dies bezeuge seine Behandlung der Steuereinnehmer, die er nunmehr alle freilasse. Was aber die verweigerte Folgschaft und den nicht mehr gezahlten Zins der Cempoallaner anbelange, so könnten sie doch nicht zween Herren dienen. Sie wären jetzo Untertanen Seiner Majestät unseres Kaisers. Alle anderen Fragen wolle er in Person mit dem Könige regeln. In solcher Absicht werde er alsbald den Marsch nach der Hauptstadt antreten.
Nach diesem schenkte Cortes den beiden jungen Edelleuten und ihren vier älteren Begleitern, die Männer von hohem Stande waren, blaue und grüne Glasperlen und bezeigte ihnen überhaupt viel Ehre. Da eine große Wiese in der Nähe war, ließ er ihnen durch Alvarado auf dessen trefflicher Fuchsstute allerlei Relterkunststücke vorführen. Voller Bewunderung und Zufriedenheit sind die Gesandten nach Mexiko zurückgekehrt.
In jener Zeit stand das Pferd des Cortes um. Ortiz, der Musikus, und Barthel Garcia, der Bergmann, traten ihm ihren Rappen ab, das eins unserer besten Rosse war.
Unsere Verbündeten in der Stadt Cempoalla wie im Gebirge hatten bis dahin in nicht geringer Furcht und Angst vor Montezuma geschwebt. Es war ihnen unzweifelhaft gewesen, daß der König ein großes Heer wider sie werde anmarschieren lassen, um sie mit Stumpf und Stiel zu vertilgen. Wie sie aber nun sogar Verwandte Montezumas ankommen sahen, die dem Cortes Geschenke überbrachten und sich ihm gegenüber auf das ehrerbietigste benahmen, da stieg ihre Achtung vor uns insMaßlose. Wir mußten Götter oder Teufel sein, da offenbar sogar dem König Montezuma vor uns bange war.
Am anderen Tag, in der Frühe, setzten wir uns wieder in Bewegung. Wir waren 400 Mann stark mit genügend vielen Armbrustern und Büchsenschützen sowie 14 Reitern. Die Geschütze wurden von 100 Lastträgern fortgebracht, die uns von den Indianern gestellt worden waren.
Wir marschierten fünf Wegstunden weit wieder nach Cempoalla, wo wir die Nacht verblieben. Daselbst standen 2000 Indianer, eingeteilt in vier Kompagnien, bereit, sich unserem Zuge anzuschließen. Tags darauf zogen wir vor die Veste Tzinpanzinko, die auf einer steilen Felsenhöhe lag. Die Häuptlinge aus dieser Stadt machten mit den Hispaniern nach etlichen Zwischenfällen ein Bündnis. Bisher waren sie in Feindschaft mit Cempoalla gewesen. Cortes brachte die Versöhnung und ein gutes Einverständnis zuwege, das in der Folge angedauert hat.
Auf dem Weitermarsche am übernächsten Tage fanden wir den dicken Kaziken nebst etlichen Vornehmen von Cempoalla, die allesamt in einem Hüttenlager, das sie für uns gebaut hatten, mit Lebensmitteln auf uns warteten. Daselbst verblieben wir die Nacht und kehrten am anderen Morgen in Begleitung unserer Freunde aus Cempoalla dorthin zurück.
Es lag den Cempoallanern ungemein daran, daß wir in ihrem Gebiete verweilten, dieweil sie sich immer mehr vor der Rache des Königs Montezuma fürchteten. Um ihr Bündnis mit uns zu festigen, trachteten sie darnach, Cortes und seine Offiziere in Verwandtschaft mit ihren Häuptlingen zu bringen, und so führten sie uns acht vornehme Indianerinnen zu. Eine davon, eine Nichte des dicken Kaziken, bekam der Generalkapitän; eine andere, die Tochter eines Häuptlings, namens Kuesko, erhielt Puerto-Carrero. Alle diese jungen Damen gingen nach der Sitte ihres Landes angeputzt. Sie trugen kostbare Hemden über den Kleidern, goldene Ketten um den Hals und goldeneRinge an den Ohren. Auch brachten sie ihre Kammerzofen mit.
Als der dicke Kazike sie dem Cortes vorführte, hielt er eine kleine Rede und sagte: Herr, diese sieben Jungfrauen sind für deine Hauptleute. Und diese hier, meine Nichte, die selber über Land und Leute Gebieterin ist, bringe ich Euch
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