Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Sprache von Mexiko. Diese Dörfer waren alle verlassen, aber reich an Nahrungsmitteln. Da sich keine Träger fanden, mußte sich jeder Soldat einen Pack Gemüse und Hühner aufladen, und so kehrte der Trupp in das Lager zurück. Irgendwelcher Schaden wurde nicht angerichtet. Cortes hatte dies auf das Strengste verboten. Das Eingeholte erweckte große Freude unter uns, denn wenn sich der Mensch satt essen kann, vergißt er die Hälfte seiner Leiden.
Cortes gab sich die größte Mühe, die Parteigänger des Diego von Velasquez für sich zugewinnen. Dem einen schenkte er Gold, ein Ding, mit dem man bekanntlich kann Berge versetzen. Anderen machte er ansehnliche Versprechungen. Im Übrigen setzte er alle Verhafteten wieder in Freiheit außer Juan Velasquez von Leon und Diego von Ordaz, die beide an Bord in Ketten lagen und bewacht wurden. Aber auch diese ließ er bald nachher los und machte sie sich zu wahren Freunden, was sie in der Folge oft genug bewiesen haben. An Gold freilich sparte Cortes dabei nicht, denn nur dadurch waren sie zahm zu kriegen.
Nachdem auf solche Weise eine bessere Einheit geschaffen war, ging es an den Weitermarsch. Als Ziel ward zuvörderst die Bergveste Chiahuizlan bestimmt. Auch die Schiffe sollten in der Richtung dahin abgehen und in eine Bucht einlaufen, die eine halbe Stunde von besagtem Orte entfernt ist.
Wir zogen an der Küste hin, wobei wir unterwegs einen großen Fisch umbrachten, den die Flut an das Land geworfen hatte. Dann kamen wir an einen ziemlich tiefen Fluß (den Antigua), an dem später die Stadt (Alt-)Verakruz erbaut worden ist. Wir überschritten ihn auf Fähren und in ein paar morschen Kähnen, die sich am Wasser fanden. Ich selbst schwamm hinüber. Am anderen Ufer lagen mehrere Dörfer, aber in keinem trafen wir Leute an. Da die dortigen Indianer Menschen unserer Art und zumal Pferde noch nie gesehen hatten, liefen sie bei unserem Herannahen allesamt davon. Infolgedessen mußten wir uns am Abend hungrig schlafen legen.
Am anderen Morgen setzten wir unseren Marsch landeinwärts fort. Da wir weder Weg noch Steg kannten und fanden, zogen wir auf gut Glück durch einen Wiesengrund, wo etliches Rotwild graste, Peter von Alvarado machte sogleich auf seiner Fuchsstute Jagd nach einem Hirsch, brachte ihm auch einen Lanzenstich bei; trotzdem aber entkam das Tier hinter eine Höhe.
Inzwischen fanden sich ein Dutzend Indianer ein, die uns etliche Hühner und Maisbrot überreichten und durch den Dolmetsch die Nachricht, der Häuptling ihres Gebietes schicke uns dies und bäte uns, ihn zu besuchen. Sein Dorf sei etwa eine Sonne – das heißt: eine Tagesreise – weit. Cortes dankte ihnen freundlichst.
Wir marschierten weiter und erreichten eine Ortschaft, wo wir Spuren von unlängst geschehenen Menschenopfern sahen. Wir verblieben daselbst und bekamen ein Abendessen. Dort erfuhren wir, daß der Weg nach Chiahutzlan über die Stadt Cempoalla gehe.
In aller Frühe brachen wir dahin auf. Sechs von den zwölf Indianern, die nachts bei uns geblieben waren, sandte Cortes voraus, um die Häuptlinge der Cempoallaner von unserem Nahen zu benachrichtigen und sie um die Ehre zu bitten, sie besuchen zu dürfen. Die sechs übrigen mußten als Wegeführer mit dem Heere gehen. Wir hielten unter uns trefflich Marschordnung und blieben allezeit gefechtsbereit. Überdies hatten wir Aufklärer und einen Vortrupp von Reitern vor uns.
Eine knappe Stunde vor Cempoalla kamen uns 20 vornehme Indianer entgegen, um uns im Namen ihres Häuptlings zu bewillkommen. Sie brachten feuerrote Ananasse, die gar herrlich dufteten, und überreichten sie unter freundlichen Gebärden dem Cortes und den anderen, die zu Pferde waren. Ihr Herr und Gebieter – vermeldeten sie – erwarte uns in seinem Hause. Wegen seiner großen Beleibtheit sei es ihm leider nicht möglich, uns persönlich entgegenzukommen. Cortes dankte den Leuten, und wir zogen weiter. Als wir dann die Stadt betraten, waren wir ob ihrer Größe verwundert, und als wir überall Pracht und Üppigkeit wahrnahmen und das viele Volk beiderlei Geschlechts in den Gassen, da dankten wir Gott für seine Güte und Gnade, uns ein solch Land entdecken zu lassen.
Unsere Vorhut zu Pferde war bereits auf dem großen Platz vor dem Hause angelangt, wo unser Quartier sein sollte. Die Mauern dieses Gebäudes hatte man wenige Tage zuvor mit weißer Kalkfarbe frisch getüncht, was die Indianer trefflich verstehen, und da die Sonne just darauf schien, so glaubte einer
Weitere Kostenlose Bücher