Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Steuereinnehmer, die sich höchst anmaßend gegen die Einwohnerschaft benahmen. Sie verlangten 20 junge Männer und 20 Jungfrauen. Als Cortes davon vernahm, setzte er dem dicken Kaziken und den anderen Häuptlingen so lange zu, bis sie sich ermannten und die fünf Mexikaner festnahmen und einsperrten. Hierauf ließ Cortes eine Verfügung bekanntgeben, daß dem Könige Montezuma fortan nicht mehr Gehorsam, auch kein Zins mehr zu leisten sei. Dies solle im ganzen Gebiete von Cempoalla kundgetan werden.
Die Häuptlinge waren der Meinung, man müsse die fünf Gefangenen den Göttern zu Ehren abschlachten. Cortes aber verbot dies und ließ sie durch seine Leute bewachen. Um Mitternacht befahl er der Wache, zwei von den Mexikanern vorzuführen, ohne daß es sonst irgendwer gewahr werde. Es geschah, und als die beiden vor ihm standen, tat der Generalkapitän, als wisse er von nichts, und stellte durch die Dolmetscher die Frage: Wer seid Ihr? Woher kommt Ihr? Warum hat man Euch eingesperrt?
Die Mexikaner gaben die geforderte Auskunft, worauf Cortes ihnen erklärte, die Sache sei ihm leid, er habe aber bisher nichts davon gewußt. Sodann ließ er ihnen zu essen geben, behandelte sie auf das freundlichste und beauftragte sie, dem König Montezuma zu vermelden, er und die Hispanier wären alle seine Freunde und Diener. Ferner sagte er zu den Gefangenen, sie seien frei und er werde die Häuptlinge von Cempoalla ernstlich verweisen. Ihre drei Gefährten wolle er auch noch befreien.
Als die beiden sogleich abgehen sollten, baten sie um Geleit. Da gab Cortes sechs Seeleuten den Befehl, sie in einem Boote so weit wegzuführen, bis sie außerhalb des Gebietes von Cempoalla seien. Dies geschah auch.
Am Morgen war der dicke Kazike arg verwundert und nicht weniger die anderen Häuptlinge, daß von den fünf Gefangenen nur noch drei da waren. Selbige nun wollten sie auf der Stelle umbringen. Cortes aber stellte sich ergrimmt über das Fehlen von zwei Gefangenen und erklärte, die drei noch vorhandenen wolle er selber in Gewahrsam nehmen. Er ließ Ketten aus den Schiffen holen. Die drei Indianer wurden gefesselt und an Bord gebracht. Daselbst aber sind ihnen die Fesseln sofort wieder abgenommen worden. Sie wurden auf das beste behandelt. Auch wurde ihnen gesagt, daß sie binnen kurzem frei wären.
Nach diesen Vorgängen hielten die Häuptlinge von Cempoalla eine Versammlung ab und teilten dem Cortes mit, sie seien überzeugt, daß König Montezuma, sobald er von der Sache erfahre, ohne Verzug Truppen wider Cempoalla marschieren lasse. Das wäre ihr Untergang. Allein Cortes beruhigte sie, indem er ihnen lachend erwiderte, solange er und die Seinen bei ihnen wären, geschähe ihnen nichts. Wer es auch wage, sie anzugreifen, der wäre dem Tode verfallen.
Darauf gelobten ihm die Häuptlinge von Cempoalla von neuem ihre Treue und versprachen, ihre gesamte Streitmachtunter den Befehl des Cortes stellen zu wollen. Da die Steuereinnehmer Montezumas nicht wieder zum Vorschein kamen, war die Freude im ganzen Lande groß. Mehr als 30 Ortschaften fielen von den Mexikanern ab und schlossen sich unserem Bunde mit Cempoalla an.
Nunmehr säumten wir nicht, an die Anlage einer Siedelung zu gehen. Den Ort dazu wählten wir eine halbe Wegstunde weit von der Veste Chiahuizlan, in der Ebene. Alsogleich steckten wir die Plätze für die Kirche, den Markt, die Vorratsschuppen und die öffentlichen Gebäude aus. Auch zu einer Veste ward der Anfang gemacht. Cortes legte als erster Hand an das Werk. Seinem Beispiele folgten wir alle, ebenso die Häuptlinge und viel indianisches Volk. In kurzer Zeit waren die Kirche und etliche Häuser fertig. Auch der Bau der Veste kam vorwärts.
Inzwischen hatte König Montezuma die Nachricht erhalten, daß seine Steuereinnehmer in Chiahuizlan waren festgenommen worden, daß man ihm im Gebiete von Cempoalla den Gehorsam aufgekündigt hatte und ihm keinerlei Zins mehr leiste. Wir Hispanier seien die Urheber dieses Abfalls. Voll Zorn gab er einem Teile seines großen Heeres den Befehl, wider die Cempoallaner zu ziehen und sie bis auf den letzten Mann zu vernichten. Gegen Cortes wollte er den Krieg selber führen. Schon waren die Vorbereitungen im Gange, da trafen die beiden wieder freigelassenen Amtsleute in der Hauptstadt ein und rühmten die gütige Behandlung, die Cortes ihnen hatte zuteil werden lassen. Dadurch schwankenden Sinnes geworden, beschloß Montezuma, vorerst genau zu erkunden, was wir Fremdlinge für
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