Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
der andere wird nur benutzt, wenn der erste gereinigt wird. Man verkauft das Wasser in allen Gassen auf Kähnen. Die Händler holen es sich, indem sie unter eine der vielen Brücken fahren, über die auch die Wasserleitung geht, und dort das Wasser in den Kahn schöpfen oder hineinlaufen lassen.
An den Eingängen der Stadt und an den Plätzen, wo die Schiffe ausgeladen werden, also an allen Stellen, wo Lebensmittel und Waren in die Stadt gelangen, stehen kleine Häuser, in denen Zollwächter sitzen, die auf alle Einfuhr eine gewisse Abgabe erheben, wie ich vermute für den König oder für die Stadt.
Auf allen Plätzen und Märkten der Stadt sind täglich Handwerker und Arbeitsleute aller Art zu finden, die daraufwarten, daß man sie zu Tagelohn dinge.
Die Temixtitaner haben artigere Sitten und besser Aussehenals die Einwohner andrer Städte. Dieweil Herr Montezuma und, wie schon gesagt, alle Edelleute des Landes ständig in der Hauptstadt wohnen, herrscht strenge Zucht. Im allgemeinen geht der Verkehr im Volke in derselben Art vonstatten wie in Hispanien. Und wenn man bedenkt, daß die Mexikaner Barbaren sind, nichts von Gott und dem Christenglauben wissen und fern der gebildeten Welt hausen, so ist es wunderbarlich, daß sie in allen Dingen so trefflich Ordnung halten.
Das siebzehnte Kapitel
In Temixtitan gibt es viele Moscheen, gar prächtig erbaut, in denen die Götzen des Landes verehrt werden. In den größeren wohnen auch die Priester in schönen Wohnungen. Alle Pfaffen hierzulande tragen schwarze Tracht. Solange sie im Amt sind, kämmen und schneiden sie ihr Haar nicht. In den Priesterberuf treten die Söhne der Adligen und der vornehmen Bürger, etwa im siebenten oder achten Lebensjahr. Die Erstgeborenen nimmt man meist wieder heraus, um sie zu verheiraten, selten die anderen. Die Frauen dürfen die Priesterhäuser nicht betreten, ebenso wie es den Priestern verboten ist, in die Wohnung von Frauen zu kommen. Auch gewisse Speisen dürfen sie nicht essen.
Die Hauptmoschee steht auf einem großen Platze, dessen Umkreis von einer acht Fuß hohen Mauer umzogen ist. Ihr gesamter Bereich ist so weit, daß man darin Häuser für 500 Menschen bauen könnte. Die Mauer ist in einem großen Viereck angelegt und hat riesige Tore mit Türmen und Zinnen. Ihr entlang befinden sich die Häuser der Priester und Mönche mit langen Wandelgängen. Der Tempel selbst ist höher als die Kathedrale von Sevilla. Er hat die Gestalt einer viereckigen Pyramide von vier gewaltigen Stufen. Ganz oben auf der weiten Plattform, auf die man durch eine breite Außentreppe gelangt, stehen zwei Turmtempel aus geglättetem Steinund geschnitztem Holzwerk, ln denen die riesigen Götzenbilder thronen. Die Wände um sie herum sind reich geschmückt und mit allerlei Ungeheuern und seltsamen Figuren bemalt. Hier liegen auch die Gräber der Könige. Jeder der beiden Tempel war einem anderen Götzen geweiht, der eine dem Huitzlopochtli, dem Kriegsgotte der Mexikaner, der andere dem Tezkatlipoka, dem Erschaffer der Welt.
Vom Hauptsaale der Tempel gelangt man durch enge Türen in kleine Kapellen, wo kleinere Götzenbilder standen. Diese Räume waren alle voller Menschenblut, das bei den Opfern vergossen worden war. Ich ließ sie reinigen, warf die Götzen allesamt die Treppe hinunter und hing in den Kapellen die Bilder unserer lieben Madonna und andrer Heiligen auf, was Herrn Montezuma und die Edelleute der Temixtitaner arg verdroß. Anfänglich baten sie mich, ich solle dies nicht tun; denn wenn das Volk solches erführe, so könne leicht ein Aufstand entstehen. Die Mexikaner glauben nämlich, wenn man die Standbilder ihrer Götter schlecht behandelt, so rächen sich die Götter, indem sie die Feldfrüchte verderben lassen, so daß alle Menschen des Hungers sterben müssen. Ich stellte ihnen durch den Dolmetsch vor, wie sinnlos es ist, wenn man seine Hoffnung auf Götzenbilder setzt, die man mit eigener Hand aus irdischem Stoff gefertigt hat. Es gäbe nur einen Gott, den Herrn von Himmel und Erde, den Erschaffer aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Dieser Gott sei ohn Anfang und ohn Ende. Ihn müsse man anbeten, sonst aber kein ander Geschöpf und kein ander Ding. Dies und anderes ließ ich ihnen sagen, um sie von ihrem Götzendienst abwendig zu machen und sie für die Erkenntnis des alleinigen und allmächtigen Gottes zu gewinnen.
Herr Montezuma gab mir darauf zur Antwort, er hätte mir bereits erzählt, daß er und seine Untertanen ihren
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