Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
selbige auf den Kruppen der Pferde gesessen oder waren von Unverwundeten auf dem Rücken mitgeschleppt worden. Jetzt gab ich ihnen Krücken unter die Arme und Stöcke für den Marsch, damit die Pferde und die, so weder krank noch verwundet waren, für das Gefecht frei blieben. Mich däucht, diese Maßnahme hat mir Gott in den Sinn gegeben, denn am folgenden Tag zeigte es sich, wie trefflich sie war.
Gegen Morgen marschierten wir von da weiter, immer auf der Straße, etwa anderthalb Wegstunden weit, bis uns mit einem Male die Indianer hinten, vorn und von beiden Seiten angriffen. Die Haufen der Feinde waren so groß, und sie setzten uns so heftig zu, daß alles Feld vor unseren Augen bedeckt war und keiner von den Unsrigen seinen Nachbar mehr sah. Derart waren wir umringt und vermengt. Schon glaubten wir, unser letztes Stündlein habe geschlagen, dieweil der Feinde so viele und wir so wenige und dazu fast alle verwundet und kraftlos waren, so daß wir ihnen nicht konnten rechten Widerstand leisten. Aber der Allmächtige hat seine große Barmherzigkeit an uns bewiesen, denn es gelang uns doch, bei aller unserer Schwäche den Grimm und die Kraft der Feinde zu brechen. Hunderte von ihnen fielen, sonderlich viele Führer. So dicht war das Getümmel, daß sie sich einander im Kampfe und in der Flucht hinderten.
Also mühselig fochten wir einen guten Teil des Tages, bis uns der Herrgott das Glück verlieh, daß der Feldherr der Feinde von uns erlegt ward. Als er gefallen, ließ der Ansturm der Massen nach.
Das war die Schlacht bei Otumba.
Das fünfundzwanzigste Kapitel
Immer noch verfolgt, müde und matt, kamen wir an ein Gehöft auf der Ebene, wo wir in der Nacht unter freiem Himmel lagerten. Von selbigem Ort aus sahen wir die Berge des Landes Tlaskala, was uns nicht wenig erfreute, denn wir kannten dies Land und wußten nun, wohin unser Weg führte. Gleichwohl war es für uns noch nicht gewiß, ob die Tlaskalaner treue Freunde von uns wären. Wir fürchteten vielmehr, wenn sie uns so schwach kommen sähen, möchten sie uns den Garaus machen, um ihre alte Freiheit zu gewinnen. Dieser Argwohn bekümmerte uns schlimmer als alles andere.
Am anderen Morgen, als der Tag anbrach, setzten wir unseren Marsch auf der ebenen Straße fort, die geradewegs nach Tlaskala führt. Hierhin sind uns nur wenige Feinde nachgefolgt, wiewohl viele und große Dörfer in der Gegend lagen. Nur von etlichen Hügeln herab, uns im Rücken, hallte noch ihr Gebrüll. So sind wir an diesem Tage aus dem Reiche Mexiko gekommen. Es war der 8. Juli des Jahres 1520. Der erste Ort im Lande Tlaskala war Huejotlipan, ein Flecken mit 4000 Häusern. Dort sind wir gar wohl empfangen worden, so daß wir uns von Hunger und Müdigkeit, so wir erlitten hatten, einigermaßen erholten. Allerdings mußten wir das, was sie uns an Speise und Trank gaben, kaufen, und etliche sogar wollten nichts denn Gold in Zahlung nehmen, das wir ihnen auch gaben, dieweil uns die Not dazu zwang.
An diesem Ort sind wir drei Tage geblieben. Dorthin kamen mir entgegen und suchten mich auf Maxixka, Xikotenkatl und viele andere Standesherren aus Tlaskala. Sie mühten sich, mich des Ungemachs zu trösten, das uns war widerfahren, und erinnerten mich daran, daß sie mich oft gewarnt hätten: die Mexikaner wären Verräter und ich solle mich vor ihnen hüten. Ich hätte ihnen aber keinen Glauben schenken wollen. Jetzt solle ich froh sein, dieweil ich mit dem Leben davongekommensei. Ich könne ihres Beistandes allezeit sicher sein. Sie wollten mir den Schaden wieder gutmachen, den mir meine Feinde zugefügt hätten. Denn abgesehen von ihrer Lehenspflicht zu Eurer Kaiserlichen Majestät hätten sie ein herzlich Mitleid mit uns. Sie wären bekümmert über den Tod so vieler ihrer Brüder und Söhne, die auf meinem Zuge wären umgekommen, und auch wegen mannigfacher anderer Unbill erbittert, so ihnen in früheren Zeiten von unseren gemeinsamen Feinden wäre angetan worden. Ich solle überzeugt sein, daß sie treu zu mir halten wollten und immerdar meine aufrichtigen Freunde seien. Dieweil ich aber und fast alle meine Gefährten verwundet wären, sollten wir nach ihrer Hauptstadt marschieren, die 4 Meilen weiter läge. Dort sollten wir rasten, uns mit Arzneien heilen und uns von aller Mühsal erholen.
Ich habe Dank gesagt und bin ihrem Angebot gefolgt. Zudem schenkte ich ihnen einige der Kostbarkeiten, von denen wir ein wenig hatten gerettet, worüber ihr Wohlgefallen groß war.
Also sind wir
Weitere Kostenlose Bücher